• Wo bleibt die Creme, die wir auf die Haut auftragen?

Wo bleibt die Creme, die wir auf die Haut auftragen?

Vor einem Monat stellte mir Rineke Voogt, Redakteurin bei der niederländischen Tageszeitung de Volkskrant, die Frage: „Wo bleibt die Creme, die wir auf die Haut auftragen?“ Ich glaube, dass sie ihre Frage nach meinem mehrstündigen Monolog etwas bedauerte. Was gibt es doch viel zur Wirkung kosmetischer Inhaltsstoffe in und auf der Haut zu erzählen! Es ist ihr dann glücklicherweise doch gelungen, eine interessante (und kurze ;-)) Zusammenfassung zu schreiben. Ich verspreche, dass ich Ihnen in Kürze alles erzählen werde, aber hier schon einmal der Artikel aus de Volkskrant:

Wo bleibt die Creme, die wir auf die Haut auftragen?
Von: Rineke Voogt 13. September 2015
Im Urlaub haben wir uns vorbildlich mit Sonnencreme eingecremt, abends vielleicht noch mit Aftersun und manche Menschen gehen nicht ohne Tagescreme vor die Tür. Aber was passiert eigentlich mit alledem, wenn wir es auf der Haut verteilen? Wo bleibt es? Und kann eine Lotion wirklich hydratisieren oder Falten glätten?

Die Haut ist ein Schild gegen die Außenwelt, sagt Jetske Ultee, Forschungsärztin auf dem Gebiet der kosmetischen Dermatologie. Sinn und Zweck ist nicht, dass Viren und Bakterien unseren Körper einfach so infiltrieren können. Normale Kosmetikprodukte wie eine Bodylotion bleiben darum auch in der Hornschicht hängen, der obersten Hautschicht, die aus aufgestapelten abgestorbenen Hautzellen besteht.

„Das ist gut so, denn da sollen sie auch wirken“, sagt Ultee. Die Grundfunktion einer Lotion ist das Hydratisieren der obersten Hautschicht. „Das funktioniert eigentlich ganz einfach. Zunächst enthält eine Lotion Inhaltsstoffe, die die Haut etwas verschließen, sodass Feuchtigkeit nicht so schnell verloren geht. Das ist vor allem im Winter praktisch, wenn die Luftfeuchtigkeit oft niedrig ist. Zudem enthält ein Produkt oft Partikel, die Feuchtigkeit wie ein Schwamm anziehen. Die zwei Dinge sorgen dafür, dass die Haut hydratisiert wird – von innen heraus, mit eigener Feuchtigkeit.“ Dieser Effekt hält nur wenige Stunden an, bis das Produkt abgebaut ist.

Dass die Haut wie ein Schild wirkt, bedeutet nicht, dass einige Stoffe nicht tiefer eindringen können. „Es gibt Studien, die zeigen, dass Partikel aus einer Sonnencreme auch im Blut nachgewiesen werden können. Und Schmerzmittel wie Voltaren Gel oder streichfähige Medikamente dringen auch tiefer ein, sonst würden sie nicht wirken.“

Ob ein Stoff an der Hornschicht vorbeikommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Größe der Partikel zum Beispiel – ein Molekül muss winzig sein, um in eine Zelle eindringen zu können. Es spielt auch eine Rolle, worin der Stoff gelöst ist: Die Haut ist relativ wasserdicht, da sie fettig ist. Fettlösliche Partikel dringen also besser ein. Der Hautzustand spielt zudem eine Rolle, denn wenn die oberste Hautschicht durch beispielsweise ein Ekzem oder Rasur beschädigt ist, ist die Schildfunktion der Haut geschwächt. Manchen Produkten werden sogar absichtlich Inhaltsstoffe hinzugegeben, die die Hautbarriere etwas beschädigen, so dass die Wirkstoffe besser eindringen können.

Einige Kosmetikprodukte versprechen mehr als sie können. Zugefügte Antioxidantien wirken beispielsweise fast nie, sagt Ultee. Die Moleküle zerfallen nämlich unter dem Einfluss von Sauerstoff und Licht – und das kann man bei einer Creme in einem Tiegel nur schwer verhindern.

Ein Produkt wie eine Antifaltencreme sollte auch tiefer eindringen als nur bis in die oberste Hautschicht. Kollagen, das Eiweiß, das für die Festigkeit der Haut verantwortlich ist und gegen Falten wirkt, wird immerhin tiefer in der Haut gebildet. Das Problem ist nur: Kollagen besteht aus viel zu großen Molekülen, um tief eindringen zu können. Eine Antifaltencreme mit Eiweiß scheint manchmal zu wirken, dabei liegt das an einem Trick: „Kollagen bindet gut Feuchtigkeit. Trockenheitsfältchen in der Haut vermindern sich und sie fühlt sich schön weich an – die Falten verschwinden jedoch nicht“, so Ultee.
Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

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