Neue Creme für Rosazea-Patienten
In der Pilotstudie werden die Erfahrungen von Rosazea-Patienten mit der Verwendung einer Creme mit T4O bestimmt. Es wird auch untersucht, ob es Hinweise gibt, dass die Creme Rosazea-Beschwerden lindert.
Hintergrund
Rosazea und Demodex
Rosazea ist eine Hauterkrankung im Gesicht mit verschiedenen Merkmalen, unter ihnen erröten, bleibende Rötungen, Couperose, Pickel und Papeln. Schätzungen zufolge leiden ein bis zehn Prozent der Bevölkerung westeuropäischer Länder und den USA an Rosazea [1]. Die Ursache für Rosazea ist ungeklärt. Ultraviolette Strahlung, überempfindliche Haut und Bakterien auf der Haut tragen möglicherweise zur Entstehung von Rosazea bei [2]. Sehr wahrscheinlich spielt auch die Anwesenheit von Demodex-Milben auf der Haut eine Rolle beim Entstehen oder Verschlimmern von Rosazea [3]. Auf der Haut können zwei Arten Demodex-Milben vorkommen: Demodex folliculorum und Demodex brevis. Ein wichtiger Unterschied ist der Ort, wo sich diese Arten befinden: Demodex folliculorum hält sich in Gruppen im Haarfollikel auf, Demodex brevis lebt solitär in den Talgdrüsen. Diese Milben sind klein (0,3 mm) und mit bloßem Auge nicht sichtbar. Demodex-Milben ernähren sich von Hautzellen und Talg, beschädigen die Haut und dringen tief in die Haut ein [4]. Es wird angenommen, dass die Milbe daraufhin von Riesenzellen angegriffen wird, was zu der Bildung eines Granuloms führt [5]. Studienergebnisse weisen auf einen Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Demodex-Milben und Rosazea: Demodex-Milben kommen bei Menschen mit Rosazea in größeren Mengen vor als bei Menschen ohne Rosazea [6]. Die Behandlung von Demodex-Milben mit Insektiziden wie Permethrin kann die Milbe zurückdrängen und die Beschwerden lindern [7].
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Rosazea kann in bestimmten Fällen effektiv mit Metronidazol und Azelainsäure, die auf die Haut aufgetragen werden, sowie mit oral verabreichtem Metronidazol und Tetracyclin [8] behandelt werden. Eine vollständige Genesung ist jedoch nicht möglich. Da die Gefahr einer Antibiotikaresistenz besteht, muss mit der Verwendung zurückhaltend umgegangen werden. Die Anwendung natürlicher Produkte, die die Beschwerden bei Rosazea lindern können, wie Tea Tree Oil (Teebaumöl), muss erforscht werden, um Alternativen für Antibiotika zu entwickeln.
Teebaumöl
Teebaumöl ist ein ätherisches Öl, das aus den Blättern des Teebaums (Melaleuca alternifolia) gewonnen wird. Es wird verschiedenen Kosmetik- und Pflegeprodukten zugesetzt. Die Verwendung von Teebaumöl auf der Haut kann eine heilende Wirkung haben: Es ist ein Antioxidans, wirkt antiinflammatorisch [9], antibakteriell, antiviral und fungizid [9,10] und kann zur Behandlung von Haut-, Oral-, Atemwegs- und Vaginalinfektionen sowie als Desinfektionsmittel oder Antiseptikum [11] genutzt werden. Aus einer Studie ging hervor, dass die Verwendung von 5 % Teebaumöl sich positiv auf Akne [12] und seborrhoisches Ekzem [13] auswirken kann sowie möglicherweise zur Wundheilung beitragen kann [10]. Teebaumöl (5 % Teebaumöl [14] oder 50 % Teebaumöl im Wechsel mit 10 % Teebaumöl) [15] kann auch bei der Bekämpfung der Milbe Demodex folliculorum und Kopflaus [16] effektiv sein.
Obwohl sich seine Verwendung positiv auf die Haut auswirken kann, sind Hautirritationen bei den Anwendern häufiger. Studien haben gezeigt, dass nur wenige Personen auf stark verdünntes Teebaumöl reagieren, wie Produkte mit 5 oder 10 % Teebaumöl (<0,5 % hat eine negative Reaktion) [17,18]. Die Anwendung von 25 % Teebaumöl oder höher führt häufiger zu Hautirritationen bei den Anwendern [19]. So wird berichtet, dass die Verwendung von 25 % Teebaumöl bei drei der 28 Testpersonen zu einer schweren allergischen Reaktion führte [20]. Nebenwirkungen bei der Verwendung von Teebaumöl treten hauptsächlich bei höheren Konzentrationen auf und sind möglicherweise der Oxidation des Teebaumöls durch den Kontakt mit Luft und/oder Licht zuzuschreiben [21]. Rutherford et al. [19] berichtete Hautirritationen bei 41 der 2.320 Patienten, die sich einem Patch-Test mit oxidiertem 10-prozentigem Teebaumöl unterzogen (1,8 Prozent der Teilnehmer). Die Reizungen scheinen bei einer geschwächten Hautbarriere [19] schneller aufzutreten. Bestimmte Bestandteile des Teebaumöls scheinen zu allergischen Reaktionen beizutragen: Terpinene, α-Terpinen, Ascaridol und 1,2,4-Trihydroxymethan [22] und 1,8-Cineol [23], obwohl letzterer diskutiert wird [9].
Terpinen-4-ol
Terpine-4-ol (T4O) wird im Kampf gegen Bakterien, Pilze und Demodex-Milben als wichtigster Bestandteil des Teebaumöls betrachtet [21,23,24]. T4O wirkt auch antiinflammatorisch [25]. Auch darum hat die International Organisation of Standardization festgelegt, dass Teebaumöl mindestens 30 Prozent T4O enthalten muss. Es hat den Anschein, dass T4O nicht zu den Nebenwirkungen von Teebaumöl beiträgt: Im Gegensatz zur äußerlichen Anwendung von 5 % und 10 % Teebaumöl führt die äußerliche Anwendung von 1,5 % T4O bei Ratten nicht zu Hautrötungen und Ödemen [23].
Methode
Studienanlage
Maximal vier Erwachsene (Papulopustulöse Rosazea, mindestens vier Läsionen pro Gesichtsseite) verwenden vier Wochen lang zweimal täglich ein Hautpflegeprodukt mit T4O. Die eine Gesichtshälfte wird mit 5 % T4O eingecremt, die andere mit 2 % T4O. Vor und nach der Studie besuchen die Teilnehmer die Dr. Jetske Ultee-Klinik, wo verschiedene Messungen an der Haut durchgeführt und Fotos gemacht werden und die Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen. Eine Woche und zwei Wochen nach dem Beginn der Verwendung der Creme werden die Teilnehmer telefonisch befragt.
Messmethode
Messungen werden sowohl auf der linken als auch auf der rechten Gesichtshälfte durchgeführt:
– Messung des Feuchtigkeitsgehaltes der Haut
Messung wird mit dem Corneometer CM825 (Courage & Khazaka GmbH) durchgeführt;
– Bestimmung der Hautbarriere durch Messung des transepidermalen Wasserverlustes:
Tewameter TM300 (Courage & Khazaka GmbH);
– Messung der Hautrötung:
Mexameter MX18 (Courage & Khazaka GmbH);
– Messung des pH-Wertes der Haut:
Skin-pH-Meter PH 905 (Courage & Khazaka GmbH);
– Messung der Talgmenge auf der Haut:
Sebumeter SM 815 (Courage & Khazaka GmbH);
– Bestimmung der Menge Demodex-folliculorum-Milben auf der Haut mittels der Standardized skin surface biopsy.
Vor und nach der Verwendung der Cremes wurde das Gesicht von vorn, von links und rechts fotografiert (VisioFace 1000D, Courage & Khazaka GmbH)
Zwischenergebnisse
Vier Rosazea-Patienten (alle Frauen, durchschnittliches Alter: 38 Jahre) haben 25 bis 70 Tage, zweimal täglich die Creme mit Terpinen-4-ol verwendet. Bei drei der vier Teilnehmerinnen nahmen die Anzahl der Pickel, die Rötungen oder die Beschwerden rund um die Augen nach der Verwendung der Creme ab. Zudem führte die Verwendung der Creme bei derselben Anzahl Teilnehmerinnen (3) zu Nebenwirkungen wie trockener Haut oder Hautreizungen.
Schlussfolgerung: Die Verwendung einer Creme mit Terpinen-4-ol scheint einen positiven Effekt auf die Hautrötungen und Pickel bei Rosazea zu haben. Das Produkt sorgte jedoch für Trockenheit und Hautreizungen.
Vorher – Nachher: Ergebnisse einer Teilnehmerin
Teilnehmerin 1 hat vom 14. November 2014 bis zum 21. Januar 2015 zweimal täglich eine Creme mit 5 % Terpinen-4-ol im ganzen Gesicht verwendet.
Fotos vor und nach der Verwendung der Creme
Messung 1: 13. November 2014 (Vor der Verwendung der Creme)
Messung 2: 24. November 2014 (Nach 11 Tagen)
Messung 3: 21. Januar 2015 (Nach 68 Tagen)
Ausnahmsweise – und nach schriftlicher Zustimmung der Teilnehmerin – wurden oben stehende Fotos veröffentlicht.
Literature
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Lesen Sie auch:
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Originaltitel:
Pilot study
Jahr:
2014
Autoren:
Matthijs C. Boog (MSc), Annelies Nederend (BSc), Dagmar Bijl (MSc), Jetske Ultee (M.D., Ph. D.)