Akne und Kohlenhydrate: gibt es ein Zusammenhang?
Meine Berufsgruppe macht es mir manchmal nicht leicht. Der durchschnittliche Arzt hat lange studiert, ist jedoch relativ eigensinnig, ziemlich von sich überzeugt und denkt im Allgemeinen unflexibel. Und ich glaube, dass ich das sagen darf, denn ich bin selber Ärztin, bin mit einem Arzt verheiratet und komme aus einer Ärztefamilie. Nehmen Sie zum Beispiel die Meinung von Ärzten: Jahrzehntelang wurde auf jede erdenkliche Art geleugnet, dass es einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne geben könnte. Es gab ja keine randomisierte Langzeit-Doppelblind-Placebo-kontrollierte-Multicenter-Follow-up-Studie, aus der hervorging, dass bestimmte Lebensmittel wie Kohlenhydrate Pickel verursachen. Und was nicht nachgewiesen wurde, gibt es auch nicht!
Das gibt es bei mir dann wieder nicht. Nur weil etwas noch nicht überdeutlich nachgewiesen wurde, bedeutet es doch nicht automatisch, dass es nicht wahr ist Und dabei weiß doch jeder Sachverständige längst, dass die Ernährung den Hautzustand beeinflusst. Glücklicherweise ist die Nachricht nun endlich auch bei der medizinischen Berufsgruppe angekommen: Es besteht auf jeden Fall ein Zusammenhang zwischen Akne und Ernährung!
Kritische Studien
Von den 30er bis 60er Jahren gehörte eine Ernährungsberatung des Arztes standardmäßig zur Akne-Behandlung. Das veränderte sich, als zwei kritische Studien veröffentlicht wurden, in denen der Gedanke, dass die Ernährung bei Akne eine Rolle spielt als Mythos abgetan wurde. Nicht, weil es nachgewiesenermaßen keinen Zusammenhang gab, sondern, weil es nicht genügend gute Studien gab, die den Zusammenhang nachwiesen. Und das verstehe ich gut, denn wenn sich etwas schwer nachweisen lässt, dann ist das der Einfluss von Ernährung.
Aber in den letzten zehn Jahren haben wir doch begonnen, anders darüber zu denken, hauptsächlich, weil die Inzidenz von Akne bei Erwachsenen zunimmt. Und darum gibt es auch immer mehr Studien zum Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne.
Schnelle und langsame Zucker
Wenn wir uns beispielsweise Akne und Kohlenhydrate (also Zucker) ansehen, scheint es wirklich einen Zusammenhang zu geben. Wir reden dann über die sogenannten schnellen Zucker. Denn Kohlenhydrate lassen sich in zwei Gruppen einteilen: die schnellen und die langsamen.
Kartoffeln, Weißbrot, Erfrischungsgetränke, Süßigkeiten und Gebäck sind Beispiele für Nahrungsmittel mit schnellen Zuckern. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Fisch sind Bespiele für Lebensmittel mit langsamen Zuckern, auch als niedriger glykämischer Index bezeichnet.
Obwohl der Mechanismus dahinter noch nicht deutlich ist, scheint eine Ernährung mit langsamen Zuckern den Schweregrad von Akne verringern zu können.
Achten Sie bei Pickeln auf Ihre Essgewohnheiten
Wollen Ihre lästigen Pickel und Entzündungen nicht abklingen? Dann achten Sie doch einmal auf Ihre Essgewohnheiten. Sie müssen jedoch, wie bei jeder anderen Akne-Behandlung auch, Geduld haben. Geben Sie Ihrem neuen Ernährungsstil wenigsten zehn Wochen Zeit. Und machen Sie vor Ihrer Ernährungsumstellung ein Foto für sich selbst, denn dann können Sie auch beurteilen, ob es einen Unterschied gibt.
Herzliche Grüße
Jetske Ultee
(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)
