• Sonnenschutz: Aufklärung zum Thema

Sonnenschutz: Aufklärung zum Thema

Ich gebe regelmäßig Interviews zum Thema Sonnenschutz. Und ich bin sehr froh, dass ich diese Chance bekomme, denn je mehr Menschen wissen, wie man sich vor der Sonne schützen kann, desto besser es ist. Sonnenschutz dient natürlich nicht nur dazu, Hautalterung vorzubeugen, sondern auch dazu, die explosive Zunahme der Zahl der an Hautkrebs erkrankten Menschen zu stoppen… Hätten Sie gewusst, dass jährlich mehr Menschen an Hautkrebs als an den Folgen von Verkehrsunfällen sterben? Es ist ziemlich merkwürdig, dass wir lernen wie wir uns im Verkehr verhalten sollten, dass wir aber nicht gut wissen, wie wir uns richtig eincremen müssen. Weil mein Blogartikel „Suche nach der perfekten Sonnencreme“ am häufigsten von allen Blogartikeln gelesen wird und der Sommerurlaub vor der Tür steht, schenke ich diesem Thema doch wieder etwas Aufmerksamkeit.

Ist Sonnenschutz wirklich notwendig?

Sonnenstrahlen sind tatsächlich schädlich für die Haut! Nach Berechnungen wird in den nächsten Jahren jeder Vierte von Hautkrebs betroffen sein, und das wird teilweise durch unser Sonnenverhalten verursacht. Ein anderer Nachteil der Sonnenstrahlen ist, dass sie zu 90 Prozent die Ursache von Zeichen der Hautalterung wie Falten, Pigment und Hauterschlaffung sind. Nicht ohne Grund empfehlen europäische und amerikanischen Vereinigungen, täglich eine Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 15 anzuwenden, sowohl im Sommer als auch im Winter. Viele Menschen wissen nicht, dass UVA-Strahlen (eigentlich die schädlichsten Strahlen) auch durch Wolken und Glas dringen. Studien zeigen, dass die regelmäßige Anwendung von Sonnencreme in den ersten 18 Lebensjahren das Risiko auf hellen Hautkrebs (non-melanoma skin cancer) um 78 Prozent senkt. Trotzdem hat die Sonne auch eine sehr positive Seite, sie macht uns fröhlich und ist gut für unseren Vitamin-D-Vorrat. Das ist aber kein Grund, künftig auf die Sonnencreme zu verzichten. Studien zeigen nämlich, dass leidenschaftliche Anwender von Sonnencreme nicht weniger Vitamin D im Blut haben als andere. Wir wissen auch, dass Menschen, die sich sehr viel in der Sonne aufhalten, immer noch einen Vitamin-D-Mangel haben können. Es gibt also eine genetische Komponente, die bestimmt, ob Ihr Körper einfach Vitamin D produzieren können oder nicht. Zum Glück kann man Vitamin D auch mit der Nahrung aufnehmen oder eventuell eine Vitamin-D-Tablette schlucken. Das ist viel sicherer!

Die Antwort auf die Frage ist also eigentlich ja, Sonnenschutz ist wirklich notwendig! Ich möchte das dennoch ein wenig relativieren: Wenn man sich der Sonne aussetzt, handelt es sich um ein kumulatives Risiko. Genau wie beim Rauchen und Alkoholgenuss bemerkt man die Auswirkungen nicht sofort. Wenn man einmal ungeschützt in der Sonne war, ist das zwar nicht gut, aber auch nicht das Ende der Welt. Wenn Sie auf der Terrasse eines Cafés sitzen und Ihre Sonnencreme vergessen haben, genießen Sie dann trotzdem Ihren Lunch und Ihren Wein!

Welchen Schutzfaktor sollte ich wählen?

Sie sollten auf jeden Fall täglich eine Creme mit LSF 15 oder 30 (also auch im Winter) verwenden und diese mit (einer Creme mit) Antioxidantien kombinieren. Auch im Sommer können Sie LSF 15 oder 30 nutzen, sollten die Creme dann aber öfter auftragen. Die Verwendung von Faktor 15 oder 30 genügt vermutlich, es sei denn, Sie haben besonders helle Haut. Personen mit heller Haut oder Pigmentflecken empfehle ich Faktor 30. Auch wenn Sie wissen, dass Sie sich nicht regelmäßig eincremen werden, ist LSF 30 (oder höher) besser geeignet. Wenn Sie eine Sonnencreme richtig und ordnungsgemäß auftragen, schützt ein Produkt mit LSF 15 vor 94 Prozent der Sonnenstrahlen und ein Produkt mit LSF 30 vor 97 Prozent der Sonnenstrahlen. Es ist wichtig zu wissen, dass es keinen einzigen Filter gibt, der Sie zu 100 Prozent vor Sonnenstrahlen schützt! Die Cremes mit besonders hohen Lichtschutzfaktoren sind oft weniger angenehm in der Anwendung und enthalten im Allgemeinen mehr Bestandteile, die zu Problemen führen können. Außerdem sorgen Sie mit oben stehendem System dafür, dass Ihre Haut doch etwas Vitamin D und Pigment (zum Schutz) bilden kann und das ganze Jahr gesund aussieht. Es hört sich vielleicht ungewöhnlich an, aber es ist tatsächlich besser, Ihre Haut auf diese Weise zu schützen als es das ganze Jahr über nicht zu tun und dann plötzlich im Sommerurlaub einen Sunblocker aufzutragen!

Wie sollte ich mich eincremen?

Viel wichtiger als der Lichtschutzfaktor ist aber die Art und Weise auf die man die Creme verwendet. Studien zeigen nämlich, dass das Hautkrebsrisiko bei Menschen, die Cremes mit Sonnencreme mit sehr hohen Faktoren verwenden, sogar höher ist als bei denen, die Creme mit niedrigeren Faktoren verwenden (denken Sie dabei an 15 oder 30). Laut den Forschern liegt das daran, dass sich die Menschen, die die Sonnencreme mit hohem Faktor verwenden, seltener eincremen.

Es ist wirklich ein Mythos, dass eine Sonnencreme den ganzen Tag halten würde. Man sollte sie immer öfter auftragen, und zwar alle zwei Stunden, um den auf der Verpackung angegebenen LSF zu erreichen. Die Wirksamkeit der Filter lässt nämlich nach dem Auftragen nach. Wie schnell der Sonnenschutz nachlässt, hängt von Ihrer Haut, der Sonnenstärke, Ihrer Tätigkeit und dem verwendeten UV-Filter ab. Ein Filter sollte zwei Stunden lang gut schützen. Leider gibt es danach keine Garantie, dass sie ihr Versprechen auch wirklich halten. Das gilt auch für die Produkte, die langfristigen Schutz bieten sollen. Das ist unpraktisch, aber wahr!

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass wir oft zu wenig Sonnencreme verwenden. Damit man den auf dem Produkt angegebenen Schutzfaktor erreicht, sollte man 2 mg/cm2 Haut auftragen. Mit dieser Menge wird der auf der Creme angegebene LSF bestimmt. Das ist ungefähr ein halber Teelöffel für das Gesicht. Für die Arme und Beine braucht man ungefähr vier Esslöffel und für den Rumpf (vorne und hinten) auch noch zwei Esslöffel. Für einen guten Sonnenschutz braucht man also viel Sonnencreme! Wir verwenden jetzt schätzungsweise nur 25 bis 50 Prozent der benötigten Menge (2 mg/cm2 Haut). Das bedeutet, dass die Haut also schlechter geschützt wird als angenommen. Dazu kommt auch noch, dass der Wert sich nicht linear zu der verwendeten Menge Creme verhält: Wenn man von einer Creme mit LSF 50 2 mg/cm2 Haut aufträgt, dann erreicht man auch LSF 50. Trägt man aber nur 1 mg/cm2 Haut (ungefähr einen halben Teelöffel) auf, dann sinkt der Lichtschutz auf unter zehn! Mit einem viertel Teelöffel (0,5 mg/cm2 Haut) bleibt sogar nur noch ein LSF von unter fünf übrig!

Kaufen Sie am besten keine Sonnenschutz in Spray-Form. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist bei einem Spray das Risiko größer, dass Sie die Sonnencreme nicht ausreichend dick auftragen. Zweitens enthält eine Sonnencreme oft Nanopartikel, die nicht in die Atemwege gelangen sollten. Und genau das Risiko besteht bei einem Spray. Sie sollten also lieber eine Creme verwenden. Achten Sie darauf, dass eine Sonnencreme sowohl vor UVB- als auch vor UVA-Strahlen schützt. Laut den neuen Vorschriften muss der UVA-Schutzfaktor mindestens ein Drittel des UVB-Schutzfaktors betragen. Produkte, die dieser Vorschrift entsprechen, erkennt man an dem Buchstaben UVA-Signet auf der Verpackung.

Eine Foundation oder Tagescreme mit LSF oder ein separates Produkt?

Im Winter, wenn man viel zu Hause ist, genügt eine Foundation oder Tagescreme mit einem LSF, um die Haut zu schützen, im Sommer bevorzuge ich jedoch die Verwendung eines separaten Sonnenschutz-Produktes. Das hat die folgenden Gründe:

Eine Foundation (oder einen Puder) trägt man eigentlich nie dick genug auf, um den auf der Verpackung angegebenen Schutz zu erreichen. Eine gute Tagescreme mit LSF kann man zwar etwas dicker auftragen, aber diese enthält Wirkstoffe, die sich in der Regel nicht sehr gut mit kombinieren lassen. Kurz gesagt, die Wirkstoffe der Tagescreme können in Kombination mit weniger gut in die Haut eindringen, um dort ihre Wirkung zu entfalten. Außerdem ist es ziemlich kostspielig, alle paar Stunden erneut eine dicke Schicht der hoch konzentrierten wirksamen Produkte auf das Gesicht aufzutragen. Die Filter bergen zusätzlich ein verhältnismäßig großes Risiko auf Reizungen oder Allergien: Ist Ihre Haut gereizt, dann können Sie die Sonnencreme einfach durch ein anderes, für Ihre Haut besser geeignetes Produkt ersetzen. Schließlich gibt es, wenn man sich die Liste der Inhaltsstoffe eines Produktes ansieht, eigentlich keinen Unterschied zwischen einer Tages- oder Nachtcreme. Verwenden Sie ein separates Sonnenschutzprodukt, dann können Sie Ihre Tagescreme auch einfach nachts auftragen. Das macht es wieder etwas einfacher!

Wie kann ich meine Haut auf die Sonne vorbereiten?

Es ist keine gute Idee, seine Haut mit Solarienbesuchen auf die Sonne vorzubereiten. Die in Solarien verwendete Strahlung, besteht vor allem aus kräftiger UVA-Strahlung, die tiefer in die Haut eindringt als UVB-Strahlung. Obwohl man durch diese Strahlung nicht verbrennt, ist UVA-Strahlung möglicherweise noch gefährlicher als UVB-Strahlung. Das Risiko auf die Bildung eines Melanoms (der gefährlichsten Form des Hautkrebses) steigt um 75 Prozent bei Menschen, die vor ihrem 30. Lebensjahr regelmäßig ins Solarium gehen. Dabei schützt Solariumbräune kaum vor Verbrennung. Auch das Braun eines Selbstbräuners bietet kaum zusätzlichen Sonnenschutz. Viel besser ist es, die Haut durch gute Ernährung und Stärkung der Barrierefunktion in Bestform zu bringen. Gesunde Haut, die ausreichend Antioxidantien enthält, kann sich viel besser gegen Sonnenschäden wehren und verbrennt nicht so schnell.

Übrigens stellte sich bei einer Studie der University of St Andrews in Schottland heraus, dass Menschen mit ungebräunter Haut als attraktiver und gesünder beurteilt werden als Menschen mit sonnen- oder solariumgebräunter Haut.

Hätten Sie doch gern gebräunte Haut, dann sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass der Bräunungsprozess der Haut eigentlich schon ein Anzeichen einer Beschädigung ist. Auch wenn Sie dabei keinen Sonnenbrand bekommen. Ein Teil der Schäden wird schon angerichtet, bevor Sie braun werden. Die Bräune schützt Sie zwar etwas vor den Sonnenstrahlen, aber nur mit einem LSF von circa fünf. Möchten Sie doch gern braun werden, dann ist die Verwendung einer selbstbräunenden Creme eine gute Lösung. Vergessen Sie nicht, dass diese Bräune Sie nicht vor Sonnenstrahlen schützt. Mögen Sie Selbstbräuner nicht und hätten Sie doch gern eine gebräunte Haut? Dann empfehle ich Ihnen, beim Sonnenbaden die heißesten Stunden des Tages zu vermeiden, nur in die Sonne zu gehen, nachdem Sie Sonnencreme aufgetragen haben und ein Sonnenschutzprodukt mit Antioxidantien zu verwenden bzw. kombiniert mit einer Creme mit Antioxidantien. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass die zusätzlichen Antioxidantien, die man in Kombination mit einem UV-Filter verwendet, sehr nützlich sind und die Haut besonders gut schützen können. Achten Sie weiterhin darauf, dass Sie in der Sonne sogenannte phototoxische Stoffe vermeiden. Es handelt sich dabei um Stoffe, die in Kombination mit der Sonne Sonnenschäden beschleunigen können, ohne dass man das sofort an der Haut bemerkt. Sie können auch unschöne Pigmentflecke verursachen. Solche Stoffe sind zum Beispiel:

  • Duftstoffe/Parfüm
  • Farbstoffe
  • Pflanzenextrakte/Öle wie Zitrusextrakte, Apfelsine, Bergamotte, Mandarine, Pampelmuse, Limette, Lavendel, Rosmarin, Feige, Angelika, Echtes Johanniskraut, Teebaum und Ingwer
  • Oxybenzon (Das ist merkwürdigerweise ein UV-Filter.)

Sollte ich eine After-Sun-Lotion verwenden?

Die Sonne bildet freie Radikale in der Haut, die schließlich zu Hautalterung und Hautkrebs führen können. Von diesen freien Radikalen sollte man sich also besser befreien! Obwohl die Haut von Natur aus Antioxidantien enthält, um die freien Radikale abzufangen, entsteht durch Faktoren wie Sonnenlichteinwirkung, Rauchen, Umweltverschmutzung und Alter dennoch schnell ein Mangel an Antioxidantien. Deshalb ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass dieser Mangel schnellstens wieder ausgeglichen wird. Es darum notwendig, sich mit einer Creme mit Antioxidantien (die freie Radikale abfangen können) einzucremen. Es gibt viele verschiedene Sorten von Antioxidantien. Bestimmte Vitamine wirken wie ein Antioxidans (zum Beispiel Vitamin C und Vitamin E) und es gibt auch sehr viele pflanzliche Inhaltsstoffe, die dazu fähig sind (zum Beispiel grüner und weißer Tee).

Wenn Sie regelmäßig in die Sonne gehen, ist es auch wichtig, die Hautbarriere wieder zu regenerieren und somit den Feuchtigkeitsgehalt der Haut auszugleichen. Wenn Sie das nicht tun, wird die Haut trockener, sie wird ihre Elastizität verlieren und kleine Falten zeigen. Man kann das durch die Verwendung von Inhaltsstoffen wie Niacinamid, Hyaluronsäure oder Glyzerin verhindern.

Haben Sie Sonnenschutz einen leichten Sonnenbrand, dann können hautberuhigende Stoffe wie Süßholzwurzelextrakt (Glycyrrhiza glabra), Aloe vera oder Beta-Glucan Wunder bewirken.

Eine gute Tagescreme, Nachtcreme oder Körperlotion sollte sowohl Antioxidantien, hautberuhigende als auch Stoffe enthalten, die die Hautbarriere regenerieren. Das gilt auch für ein gutes After-Sun-Produkt. Eigentlich ist ein gutes After-Sun-Produkt einfach eine gute Creme und eine gute Creme ist auch ein gutes After-Sun-Produkt. Sie können sich also für eines dieser beiden Produkte entscheiden, und es ist nicht notwendig, beide Produkte zu kombinieren. Lesen Sie aber vorher sorgfältig die Liste der Inhaltsstoffe des Produktes durch, damit Sie sich sicher sind, dass das Produkt Ihrer Wahl die Wirkstoffe enthält.

Mit diesen Tipps sollte es Ihnen gelingen, mit schöner Haut durch den Sommer zu kommen und Ihre Haut auch nach dem Sommer noch schön und strahlend aussehen zu lassen!

Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub!

 

Sommerliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)