Mineralöl in Kosmetik

Es gibt so viele Mythen über Hautpflege! Es ist höchste Zeit, etwas Klarheit zu schaffen, auch wenn ich das Risiko laufe, eine ganze Menge unschöner E-Mails von leidenschaftlichen Mineralöl-Gegnern zu erhalten … Vor nicht allzu langer Zeit hörte ich, wie eine Verkäuferin voller Überzeugung einer Kundin sagte, dass Sie wirklich ein bestimmtes Kosmetikprodukt von über zweihundert Euro mit diesem sehr speziellen Inhaltsstoff kaufen musste, wenn sie in 20 Jahren auch noch einigermaßen gut aussehen wollte. Nicht viel später verließ die junge Frau nicht nur mit dem bestimmten Produkt das Geschäft, sondern auch mit einer Augencreme, einem Serum, einer Nachtcreme, einer Maske und einem Gesichtswasser derselben Marke. Obwohl ich auf meinem Blog schon öfter über die Mythen rund um Augencremes, Nachtcremes, Antifaltencremes, Seren und „grüne“ Kosmetik geschrieben habe, habe ich noch nie über Mineralöle geschrieben. Auch über diese Öle wird viel „Unsinn“ erzählt.

Mineralöle: natürlich oder nicht?
Die Mineralöle, die man in Kosmetikprodukten verwendet, stammen aus Petroleum (fossilem Öl). Petroleum hat sich aus Resten von pflanzlichen und tierischen Lebewesen (Plankton und Algen) entwickelt, die extrem hohem Druck und extrem hohen Temperaturen tief in der Erdkruste ausgesetzt waren. Bis jetzt hört es sich ziemlich natürlich an, nicht wahr? Wenn das Rohöl aus der Erde geholt wird, muss dieses Öl zuerst gereinigt werden, bevor es verwendet werden kann. Das nennt man auch raffinieren. Das für den Hausgebrauch oder Autos bestimmte Öl muss schon stark gereinigt werden, aber das für Hautpflegeprodukte bestimmte Mineralöl wird einem derartigen Reinigungsvorgang unterzogen, dass nach den vielen Bearbeitungen nicht viel mehr vom Ausgangsmaterial erhalten bleibt. Dieses gereinigte Material wird auch für die Entwicklung von Medikamenten verwendet. Übrigens ist es gut zu wissen, dass auch Pflanzenöle gereinigt werden, bevor sie für die Verwendung auf der Haut geeignet sind.
Welche Produkte enthalten eigentlich kein Mineralöl?
Die Kosmetikindustrie mag Mineralöl sehr. Mineralöl ist nämlich preisgünstig, geruch- und farblos, oxidiert nicht und kann sehr einfach lange aufbewahrt werden. Deshalb wird es sehr vielen Kosmetikprodukten zugefügt. Schlimmer noch, fast alle Babyöle bestehen fast vollständig aus Mineralöl. Und wenn Sie der Meinung sind, dass Sie keine Mineralöle verwenden, schauen Sie sich das Etikett einmal gut an. Liquid paraffin, Liquid petrolatum, Parafin oil, Paraffinum liquidum, Petrolatum liquid, Petroleum oil, White mineral oil und White oil sind allesamt Mineralöle. Vaseline (Petrolatum) ist eine Art Schwester. Sie hat eine wachsartige Struktur, ist also nicht so flüssig, gehört aber zur gleichen Familie. Vaseline ist der Hauptbestandteil der berühmten Eight Hour Cream von Elizabeth Arden.

Das Gerücht …
Mineralöle werden schon seit Jahrzehnten in Kosmetik verwendet, vor ungefähr 15 Jahren jedoch fingen die Probleme an. Nach und nach gab es immer mehr Gerüchte, Mineralöle würden Akne verursachen, die Haut nicht atmen lassen und zu vielen unangenehmen Gesundheitsproblemen führen. Laut Anhängern der Naturkosmetik sind Pflanzenöle viel sicherer und besser für die Haut als natürliche Öle. Kein Rauch ohne Feuer, würde man denken. Es ist also Zeit für einige Literaturrecherchen!
Lang lebe das Mineralöl!
Ich habe schon bereits auf meinem Blog geschrieben, dass ,,pflanzlich“ nicht bedeutet, dass ein Inhaltsstoff oder Produkt auch gut oder sogar sicher ist. Es gibt ziemlich viele Pflanzenöle mit einem schlechteren Sicherheitsprofil als Mineralöle, einige Beispiele werden auf der Website http://www.essentialoils.co.za/toxic-oils.htm erwähnt. Auch Pflanzenöle können Schadstoffe wie zum Beispiel 3-Chlor-1,2-propandiol enthalten: Dieser Stoff ist krebserregend (Abstract)und kommt vor allem in tatsächlich „unbearbeiteten“ Ölen vor (nicht gereinigte Öle).Dazu kommt noch, dass es in der Vergangenheit oft mit der Echtheit von Pflanzenölen nicht so genau genommen wurde: Einem Pflanzenöl wurde von einigen Anbietern schlecht gereinigtes Mineralöl hinzugefügt, um es preisgünstig zu machen. Auch reine Öle enthalten mineralische Ölpartikel. Entweder durch Verschmutzung des Produktes (z. B. Verpackungsmaterial), aber auch weil mineralische Paraffinpartikel von Natur aus in Pflanzenölen vorkommen.

Die Sicherheit von kosmetischen Mineralöl wurde mehrfach untersucht und die Studien zeigen deutlich, dass kosmetisches gereinigtes Mineralöl nicht toxisch ist. Das ist auch gut so, denn Sie nehmen jeden Tag viel von diesem Stoff mit der Nahrung auf. Besonders recycelte Verpackungsmaterialien für Lebensmittel sind berüchtigt. Auch das Gerücht, dass man von Mineralölen Hautkrebs bekommen könnte, stimmt nicht. Diese Behauptung hängt mit den im rohen Ausgangsmaterial vorhandenen polyaromatischen Kohlenwasserstoffen zusammen. Das gereinigte, für kosmetische und pharmakologische Zwecke verwendete Öl (Abstract) enthält diese Stoffe jedoch nicht. Sollten Sie noch Zweifel haben, dann ist es gut zu wissen, dass das auf die Haut aufgetragene Mineralöl auch wirklich auf der Haut verbleibt und deshalb nahezu keine Stoffe ins Blut gelangen können. Weil Mineralöl auf der Haut verbleibt und dort eine Isolierschicht bildet, kann die Feuchtigkeit nicht so leicht aus der Haut verdunsten, wodurch sich der Zustand trockener Haut schnell verbessert. Aus einer Studie ging hervor, dass Mineralöle bestens dazu geeignet sind (Abstract und Abstract). Von der versiegelnden Wirkung sollten Sie nicht zurückschrecken, denn man bekommt keine Pickel von Mineralöl. Talg kann nämlich einfach abfließen und verstopft die Poren nicht! Mehr noch, zahlreiche Studien haben gezeigt, dass sogar hundertprozentiges Mineralöl auf der Haut keine Pickel verursacht. Die versiegelnde Wirkung verhindert auch die Sauerstoffaufnahme durch die Haut nicht. Die Haut atmet (im Gegensatz zu dem, was oft behauptet wird) nämlich nicht, Sauerstoff erreicht die Haut durch das Blut und nicht durch die Außenluft! Mineralöle werden gern von Dermatologen verschrieben, sie können Hautirritationen durch äußere Reize verhindern und mithelfen, die Hautbarriere zu regenerieren. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass das Risiko auf Allergien sehr klein ist. Deshalb werden Mineralöle oft auch für die Behandlung von Ekzemen verwendet.

Oder doch nicht? ….
Dennoch gibt es auch Nachteile. Mineralöle sind nicht wirklich „kosmetisch“ elegant. Je dicker das zugefügte Öl ist, desto unangenehmer fühlt sich das Produkt auf der Haut an. Dünne Mineralöle sind flüssiger und hydratisieren die Haut weniger gut, sind aber angenehmer in der Verwendung. Ein anderer Nachteil von Mineralöl ist die mögliche „Überhydratisierung“ der Haut. Das hört sich vielleicht merkwürdig an, aber Mineralöle können Feuchtigkeit so gut binden, dass die Haut zu feucht wird. Anfangs sieht die Haut gut aus (die Trockenheitsfältchen verschwinden immerhin), aber verschiedene Zellvorgänge laufen auf Dauer doch weniger gut ab. Schließlich kann sich Ihre Haut dadurch weniger gut schützen und geraten Sie in einen Teufelskreis: Die Haut trocknet schnell aus wenn Sie keine Creme aufgetragen haben und Sie müssen sich also immer wieder eincremen. Um dieses Problem zu vermeiden, sollten Sie sich Ihre Haut sorgfältig anschauen. Haben Sie trockene Haut, cremen Sie sich dann zusätzlich ein, haben Sie keine trockene Haut, verzichten Sie dann auf die Verwendung eines Produktes mit hoch konzentrierten Mineralölen. Wenn Sie viel schwitzen, zum Beispiel weil Sie in einer warmen Umgebung arbeiten oder sehr intensiv Sport treiben, wäre die Verwendung von Produkten mit hoch konzentrierten Mineralölen auch abzuraten. Bei manchen Menschen können mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen auf der Gesichtshaut entstehen, weil der Schweiß nicht gut abfließen kann (Miliaria rubra). Das bringt mich dann gleich zum nächsten Punkt: Mineralöle tun nichts weiter als hydratisieren. Sie enthalten keine nützlichen Stoffe wie Antioxidantien oder hautberuhigenden Stoffe, die in die Haut eindringen können, um dort ihre Wirkung zu entfalten. Mit einer Creme, die nur Mineralöle enthält, fehlt also ein wichtiger Teil einer guten Hautpflege. Überprüfen Sie, ob einem Produkt mit Mineralöl Wirkstoffe zugefügt sind. Wenn Sie trockene Haut haben, wäre es noch besser, eine nicht all zu fettige Creme mit wirksamen Bestandteilen zu verwenden und die Mineralöle darauf aufzutragen. Auf diese Weise können die Wirkstoffe besser in die Haut eindringen und dort ihre Wirkung entfalten. Noch ein wichtiger Punkt: Obwohl gereinigtes Mineralöl nicht toxisch ist und die Partikel nahezu nicht von der Haut aufgenommen werden, wurde kürzlich in einer Studie Mineralöl in Körperfett und Muttermilch nachgewiesen (Abstract). Undeutlich ist, ob diese Stoffe durch Lebensmittel, Inhalation verschmutzter Luft oder doch durch Kosmetikprodukte (möglicherweise über beschädigte Haut) dorthin gelangen. Meiner Meinung nach ist das nicht sofort ein Grund zur Panik, da diese Partikel, soweit bekannt, nicht tatsächlich schaden (im Gegensatz zu dem, was wir über bestimmte Konservierungsmittel, UV-Filter oder Duftstoffe wissen), aber trotzdem ein Grund, die Kosmetikprodukte, die Sie auf Ihre Haut auftragen, immer kritisch zu betrachten. Ich würde Ihnen empfehlen, nur Hautpflegeprodukte zu verwenden, die die Haut wirklich schöner und stärker machen und auf unnötige Produkte zu verzichten. Das ist nicht nur besser für Ihren Körper, sondern auch für Ihr Portemonnaie und nicht zu vergessen: die Umwelt!

Herzliche Grüße
Jetske Ultee