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Ratschläge für empfindliche Haut

Die Hälfte der Deutschen leidet regelmäßig unter Flecken, Quaddeln, rauer geröteter Haut oder Juckreiz. Und die Industrie spielt darauf sehr geschickt ein. Die Regale quellen über von hautberuhigenden Cremes und Salben für empfindliche Haut. Dass wir massenhaft unter empfindlicher Haut „leiden“, ist gar nicht so erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Durchschnittsfrau hierzulande täglich neun bis zwölf Pflegeprodukte verwendet und eigentlich nicht gut weiß, worauf sie beim Kauf eines Produktes achten sollte. Letzteres wurde mir letzte Woche schmerzhaft deutlich, als ich die Ergebnisse einer Studie analysierte, die ich in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Universitätsklinikum Erasmus MC durchgeführt und gerade abgeschlossen habe (aber darüber später mehr …).

Empfindliche Haut zu haben ist wirklich unschön. Ich begegne täglich Menschen, die mit ihrer Haut nicht mehr weiter wissen. Es freut mich also, dass ich die Möglichkeit habe, nicht nur auf meinem Blog etwas mehr darüber zu erzählen, sondern auch während der Sendung des niederländischen Fernsehprogramms Koffietijd am nächsten Montag, dem 5. März.

Wie entsteht empfindliche Haut eigentlich?

Manchmal verursacht eine Hauterkrankung empfindliche Haut. Aber auch eine Allergie gegen einen Inhaltsstoff in Ihrer Kosmetik könnte die Ursache sein. Viele Menschen mit empfindlicher Haut sind gar nicht allergisch, sondern verwenden einfach zu viel und für die Haut ungeeignete Kosmetik. Und dann gibt es leider auch noch Menschen, bei denen keine Ursache ermittelt werden kann. Ihre Haut ist extrem empfindlich, oder auch hochsensibel.

Die ersten Schritte bei empfindlicher Haut:

  • Verwenden Sie keine herkömmliche Seife oder Schaumbäder. Je schäumender ein Produkt, desto schlechter ist es für empfindliche Haut.
  • Scrubs, Luffas, Dampfbäder, Wechselduschen – sie reizen empfindliche Haut nur noch mehr. Sie sollten diese deshalb nicht verwenden.
  • Lassen Sie sich auch nicht so einfach dazu verlocken, Produkte nur anzuschaffen, weil auf dem Etikett „hypoallergen“ oder „dermatologisch getestet“ steht. Hypoallergene Produkte reizen im Allgemeinen etwas weniger, aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Die Vergabe dieser Bezeichnung wird auch nicht überprüft kontrolliert. Dermatologisch getestet bedeutet nur, dass das Produkt getestet wurde. Man weiß nichts über die Zahl der getesteten Versuchspersonen und das Ergebnis. Es gibt also gar keine Garantie.
  • Ich werde oft gefragt, welche Naturkosmetik ich empfehlen würde. Das ist eine sehr schwierige Frage! „Pflanzlich“ oder „natürlich“ bedeutet nicht, dass das Produkt mild ist. Natürlich gibt es sehr gute natürliche Stoffe, aber es gibt mit Sicherheit auch Stoffe, die man besser in der Natur lassen sollte … Gerade bei den pflanzlichen Stoffe gibt es einige berüchtigte Allergieauslöser. Teebaum, Lavendelund Minze sind nur einige Beispiele von natürlichen Stoffen. Dennoch verursachen sie bei vielen Menschen Probleme.  Viele Dermatologen raten Allergikern oder Menschen mit sehr empfindlicher Haut gerade deshalb, keine pflanzlichen Produkte zu verwenden. Zum Glück gibt es auch gute natürliche Inhaltsstoffe; denken Sie an grünen Tee, Grape seed oder Süßholzwurzel.
  • Testen Sie ein neues Produkt immer zuerst auf der Innenseite Ihres Ellbogens. Bitten Sie um Produktproben, wenn Sie empfindliche Haut haben. Sie sollten die Produkte eins nach dem anderen testen und ein paar Wochen warten, bevor sie etwas Neues ausprobieren.

Achten Sie bei empfindlicher Haut auf die folgenden Inhaltsstoffe:

  • Bei empfindlicher Haut sollten Sie Produkte ohne Parfüm, denaturierten Alkohol und Farbstoffe wählen. Diese Stoffe verursachen manchmal Probleme. Außerdem ist Parfüm der wichtigste Allergieauslöser. Über andere, nicht für empfindliche Haut geeignete Inhaltsstoffe, lesen Sie mehr im Blogartikel „Zu meidende Inhaltsstoffe“.
  • Sie sollten Produkte mit antiinflammatorischen und hautberuhigenden Inhaltsstoffen wählen. Denken Sie zum Beispiel an Allantoin, Niacinamid, grünen Tee, Beta-Glucan oder Süßholzwurzel.
  • Achten Sie darauf, welche Konservierungsmittel in Ihren Produkten verwendet wurden. Sie sind berüchtigte Auslöser von Kosmetik-Allergien. Entgegen der landläufigen Meinung sind Parabene die am wenigsten allergenen Mittel der klassischen Konservierungsmittel. Konservierungsmittel wie Methylchloroisothiazolinone, Methylisothiazolinone, Quartenium-15 aber auch Teebaumöl (Tea Tree Oil) führen manchmal zu Problemen.
  • Bei empfindlicher Haut sollten Sie mit chemischen UV-Filteraufpassen. Die physikalischen (mineralischen) Varianten – Titandioxid und Zinkoxid – lösen selten eine Allergie aus. Auch die neuen UV-Filter Tinosorb oder Mexoryl sind eine gute Wahl.
  • Bei empfindlicher Haut greift man oft zu Babyprodukten.. Leider enthalten gerade diese Produkte oft reizende Stoffe, wie Farbstoffe, Parfüm, Minze, Eukalyptus und Lavendel. Für die Babyhaut sind diese Produkte keinesfalls zu empfehlen, und auch bei empfindlicher Haut sollte man diese besser auch nicht verwenden. Eigentlich sollte jeder diese Produkte meiden.

Wenn Sie empfindliche Haut haben, könnten Sie auf bestimmte kosmetische Inhaltsstoffe allergisch reagieren. Es ist dann wichtig, zu ermitteln, welcher Stoff die Allergie auslöst. Ein Dermatologe kann Ihnen dabei helfen. Aber Sie selbst können inzwischen schon eine Menge tun, oder besser gesagt: unterlassen.

Zunächst sollten Sie auf die Produkte, die Sie nicht brauchen, verzichten und Produkte mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen verwenden.

Und zu guter Letzt: die Haltbarkeit!

Achten Sie immer, aber besonders bei empfindlicher Haut, auf das Haltbarkeitsdatum der Produkte.

  • Produkte in Tiegeln haben die kürzeste Haltbarkeitsdauer, Sie können sich also besser für Produkte in Pumpspendern entscheiden.
  • Produkte auf Wasserbasis (bei denen Wasser also als erstes angegeben wird) verderben schneller als Produkte auf Ölbasis.
  • Produkte mit Mineralölen sind im Allgemeinen länger haltbar als Produkte mit Pflanzenölen. „Grüne“ Produkte halten sich im Allgemeinen weniger lange.
  • Pflanzliche Inhaltsstoffe verderben schneller. Hinzu kommt, dass meistens mildere und weniger Konservierungsmittel verwendet werden.
  • Im Allgemeinen kann man sagen, dass Feuchtigkeitscremes, Foundations und Gesichtswässer nach dem Öffnen maximal zwölf Monate haltbar sind. Bei einem Produkt in einem Tiegel oder auf pflanzliche Basis sollten Sie vorsichtshalber von sechs Monaten ausgehen.

 

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

 

PS:
Haben Sie eine Nachricht hinterlassen oder eine E-Mail geschickt? Ich werde auf jeden Fall noch reagieren! Jeden Monat besuchen über 30.000 Menschen meinen Blog und ich habe auch noch viele andere schöne Tätigkeiten. Deshalb ist es leider nicht immer einfach, jedem kurzfristig zu antworten … Ich bitte Sie also um ein wenig Geduld!