Telomere: jung bis in die Zellen
Plötzlich tauchten sie diese Woche wieder auf: Telomere. Das sind die Schutzkappen unserer Chromosomen, die dafür sorgen, dass sich die Zellen erneuern. Sie wurden erst erwähnt in dem Artikel, dass Menschen, die an Akne leiden, nicht so schnell Falten bekommen. Und jetzt in einer Studie zum verjüngenden Effekt von Ausdauertraining. Wie geht das?
Was sind Telomere?
Um Ihnen zu erklären, was denn nun genau Telomere sind, muss ich erst auf den Prozess der Zellteilung eingehen. Alle Zellen im Körper haben eine einschränkte Lebensdauer und werden darum ständig durch neue ersetzt. Die Geschwindigkeit und damit auch die Häufigkeit, mit denen das geschieht, hängt von der Gewebeart ab. So erneuern sich Zellen im Gehirn langsamer als in der Haut. Die Erneuerung von Zellen geschieht durch Zellteilung. Während dieses Prozesses verdoppelt sich die DNA der Zelle. Um dies zu gewährleisten und zu verhindern, dass die DNA-Stränge der Chromosomen während der Zellteilung beschädigt werden oder verkleben, befinden sich Schutzkappen an den Enden: die Telomere.
So sterben Zellen langsam ab
Nun ist es so, dass die Telomere bei jeder Zellteilung ein Stück kürzer werden. Und je kürzer die schützenden Endstücke, desto weniger sind die Chromosomen geschützt. Wenn die Telomere zu kurz werden, nehmen DNA-Schäden zu, altert die Zelle und stirbt schließlich ab. Was wäre es doch schön, wenn wir die Telomere verlängern könnten …
Und genau damit beschäftigen sich aktuelle Studien: Hautalterung. Kann man jung bleiben, in dem man den Verkürzungsprozess der Telomere stoppt?
Schäden eingrenzen
Die Länge der Telomere bestimmt in der Tat, einfach gesagt, die Lebensdauer einer Zelle. Die Länge ist genetisch bedingt. Äußere Faktoren haben jedoch einen Einfluss auf die Geschwindigkeit, mit der sich die Schutzkappen verkürzen. Durch ungesunde Angewohnheiten wie rauchen, eine zuckerreiche Ernährung, Alkohol und Aussetzen an UV-Strahlung entsteht sogenannter oxidativer Stress. Oder in anderen Worten: DNA-Schäden. Auch Stress und Depressionen sorgen für eine beschleunigte Verkürzung der Telomere. Sehr interessant ist jedoch, dass beispielsweise eine Ernährung mit ausreichend Antioxidantien die Schäden eindämmen kann. Und aus Studien geht nur hervor, dass auch bestimmte Sportarten die Länge der Telomere beeinflussen.
Sport als Anti-Aging
In einer klein angelegten Studie untersuchte ein belgisches Team von Biomedizinern die Auswirkungen von Spinning auf die Muskelzellen. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass Ausdauertraining von 45 Minuten den Telomeren einen spürbaren Boost geben kann. Kurz und einfach gesagt: Sport hält Ihre Muskelzellen im wahrsten Sinne jung.
Die Studie des King’s College in London zur Hautalterung bei Menschen, die Akne hatten, stieß auf große Resonanz. Die britischen Wissenschaftler wiesen nach, dass bei Menschen, die an Akne gelitten hatten, die Telomere in bestimmten weißen Blutkörperchen länger waren. Es stellte sich auch heraus, dass ein bestimmtes Gen, das am vorprogrammierten Zelltod beteiligt ist, weniger aktiv ist. Das könnte einer Erklärung dafür sein, dass Menschen mit Akne seltener von Falten und dünner Haut betroffen sind. Es wurde oft angenommen, dass das mit fettigerer Haut zusammenhing.
In der Haut
Telomere in Hautzellen reagieren sehr empfindlich auf eine beschleunigte Verkürzung durch sowohl die schnelle Zellteilung der Hautschichten als auch durch freie Sauerstoffradikale durch äußere Einflüsse (UV-Strahlung). Möchten Sie Falten so lange wie möglich vermeiden? Dann wissen Sie jetzt, warum es kein überflüssiger Luxus ist, dass Ihre Ernährung und Hautpflege reichlich Antioxidantien enthalten. Sport, ausreichend Ruhe und nicht zu vergessen guter Schutz vor den Sonnenstrahlen tragen dazu bei, Ihre Zellen zu „konservieren“.
Herzliche Grüße
Jetske Ultee
(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)