• Deodorant antiperspirant

Verursachen Deodorants Brustkrebs

In den letzten Wochen habe ich viele E-Mails von besorgten Lesern erhalten. Schweizer Wissenschaftler waren nämlich zu dem Schluss gekommen, dass Aluminiumsalze, wie sie in Deodorants verwendet werden, ein Brustkrebsrisiko sind. Dieser Zusammenhang taucht nicht zum ersten Mal auf. Sind Deodorants noch sicher?

Hartnäckige Berichte

Seit Jahren zirkulieren hartnäckige Berichte, dass die Verwendung eines Deodorants Brustkrebs verursachen könnte. Die Berichte haben ihren Ursprung in Studien von unter anderem Philippa Darbre ab 2004*. In diesen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen Brustkrebs und den in Deodorants vorkommenden Bestandteilen, wie Aluminiumchlorohydrat, hergestellt. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass die Verwendung dieser Stoffe die große Anzahl Tumore, die in der Brustregion, in der Deodorants verwendet werden, gefunden werden, erklärt. Es gab viele kritische Reaktionen auf die Studien. Im obersten und äußersten Quadrant der Brust entstehen aufgrund der Gewebedichte sowieso mehr Tumore.

Keine Beweise gefunden

Seitdem wurden eine Vielzahl an Studien zur vermeintlichen Wechselwirkung bzw. zum vermeintlichen Zusammenhang zwischen Deodorant und Brustkrebs durchgeführt, unter anderem von der American Cancer Society und dem US-amerikanischen National Cancer Institute. In diesen Studien konnte schließlich kein Zusammenhang zwischen der Verwendung von Deodorants und Brustkrebs festgestellt werden, auch nicht bei enthaarten Achseln. Auch ein kürzlich publizierter Übersichtsartikel kommt zu dem Schluss, dass auf der Grundlage der bestehenden Studien kein Zusammenhang nachgewiesen werden kann. Und doch spricht sich diese Forschungsgruppe aus Spanien für weitere und vor allem gut angelegte Studien aus.

Schweizer Mäuse

Und dann wurde jetzt diese schweizer Studie veröffentlicht. Es geht um eine sogenannte In-vitro-Studie mit Mäusezellen. In vitro (Lateinisch für Glas) bedeutet, dass die Versuche in einem Labor in Reagenzgläsern oder Petrischalen durchgeführt wurden, auf jeden Fall jedoch außerhalb des menschlichen oder tierischen Körpers. Die gezüchteten Brustzellen wurden von der schweizer Gruppe über einen langen Zeitraum Aluminiumchlorid in einer Menge ausgesetzt, die auch in menschlichen Brustzellen nachgewiesen wurde. Die Zellen haben sich daraufhin in Tumorzellen umgewandelt.

Die Studie wurde wie gesagt, an Tiermodellen in vitro durchgeführt. Um eine verlässliche Aussage über das Risiko von Aluminium treffen zu können, müssen natürlich auch In-vivo-Studien an lebenden Tieren durchgeführt werden. Außerdem befürworten die schweizer Wissenschaftler für neue epidemiologische Studien an Menschen. Trotzdem trafen die Wissenschaftler kraftvolle Aussagen in den Medien. Sie verglichen die Verwendung von Aluminiumchlorid sogar mit dem krebserregenden Asbest. „Asbest ist ein preisgünstiges Produkt, das in der Industrie vielseitig verwendet werden kann. Es dauerte 50 Jahre, bis es verboten wurde. Hoffentlich dauert es bei Aluminiumchlorid nicht so lange“, sagten die Wissenschaftler Mandriota und Sappino.

Auch die Brustkrebsspezialistin Philippa Darbre von der University of Reading und der Toxikologe Alain Pineau, ein anderer bekannter Autor auf dem Gebiet der Verwendung von Schwermetallen in Kosmetika, weisen bis heute in verschiedenen Publikationen darauf hin, wie wichtig die Verringerung der Aluminiumkonzentrationen in Produkten ist, die weltweit so häufig verwendet werden wie ein Deodorant. Laut ihnen wurde ein Zusammenhang zwischen Aluminium und veränderten Zellprozessen (Tumorbildung) in mehreren In-vitro-Studien nachgewiesen.

Deodorant und Antitranspirant

Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt auf seiner Website an, dass aluminiumhaltige Deodorants mit Vorsicht angewendet werden sollten. Sie können natürlich auch aluminiumfreie Produkte verwenden. Übrigens enthalten „gewöhnliche“ Deodorants oft keine Aluminiumsalze. Nur die sogenannten Antitranspirants enthalten diesen Inhaltsstoff. Das sind Produkte, die die Ausgangskanäle der Schweißdrüsen blockieren. Die enthaltenen Metallsalze (Aluminium oder Zirconium) reagieren nämlich mit dem Keratin in der Haut, wodurch sich ein Propf bildet, der Schweiß verhindert. Ein „gewöhnliches“ Deodorant funktioniert anders. Dieses Produkt bekämpft die Bakterien auf der Haut und verhüllt den Geruch. Es enthält meistens Alkohol und viele Duftstoffe. Die Bezeichnungen Deodorant und Antitranspirant werden hierzulande übrigens oft synonym verwendet oder es wird alles unter dem Namen Deodorant geführt. Schauen Sie darum erst auf die Liste der Inhaltsstoffe, um zu kontrollieren, was Sie genau kaufen.

Ohne Aluminium und Duftstoffe

Um es noch komplizierter zu machen, müssen Sie bedenken, dass auch Duftstoffe in Deodorants eine östrogene Wirkung haben können. So viel ich weiß, wurde es noch nicht wissenschaftlich untersucht, aber solche Stoffe könnten in einem vergleichbaren wissenschaftlichen Experiment auch einen tumorstimulierenden Effekt haben. Wenn Sie sich wirklich sicher gehen wollen, müssen Sie eigentlich ein Deodorant ohne Duftstoffe verwenden Eine Option ist ein parfümfreies Produkt mit Magnesiumchlorid. Ansonsten hilft auch die altmodische Art: die Achseln mit Wasser und Seife zu waschen.
Ein Beispiel für ein Deodorant ohne Aluminiumsalze und Duftstoffe ist das von Louis Widmer.

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

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