Vitamin D: unerlässlich für die Gesundheit
Bei meiner Kampagne „Creme dich ein“ geht es darum, Eltern und Kinder über die Wichtigkeit von Sonnenschutz aufzuklären. Wird man als Kind ungeschützt ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung) ausgesetzt, dann hat man im Laufe des weiteren Lebens ein erhöhtes Hautkrebsrisiko …Wie ich schon in meinem vorherigen Blogartikel erwähnte, ist die DNA in der Kinderhaut empfänglicher für DNA-Schäden als die DNA in der Haut eines Erwachsenen. Die Häufigkeit von Hautkrebs hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen und die Betroffenen sind immer jünger. Deshalb ist es auch so wichtig, darüber aufzuklären, wie man die Haut vor der Sonne schützen kann. Zur Aufklärung zum Thema Sonnenschutz gehört auch, die positiven Seiten des Sonnenlichtes zu betonen. Es sieht so aus, als ob jeder an sonnigen Tagen ein bisschen fröhlicher ist, außerdem sorgt Sonnenlicht für die Bildung von Vitamin D und das ist wichtig für unsere Gesundheit. Vitamin D ist unerlässlich für ein gesundes Wachstum und die Entwicklung unserer Knochen. Obwohl „Instanzen“ wie das IOM (Institute of Medicine), die AAD (American Academy of Dermatology) und der NGR (Nederlandse Gezondheidsraad – Niederländischer Gesundheitsrat) vor Kurzem noch erklärt haben, dass es noch unzureichende Beweise dafür gebe, sieht es aber danach aus, dass es einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Beschwerden wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Zuckerkrankheit, Immunerkrankungen, Infektionskrankheiten, neurologische Erkrankungen, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe und Krebs gibt. Die Zeit wird es zeigen!
Was ist Vitamin D?
Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin. Es gibt eine pflanzliche Form (D2) und eine tierische Form (D3). Mit der Nahrung nehmen wir Vitamin D auf (zum Beispiel wenn wir fetten Fisch und Margarine essen), aber die Sonne liefert einen viel effektiveren Beitrag zur Vitamin-D-Bildung.
Wissenschaftlich ausgedrückt: Unter dem Einfluss von Sonnenlicht wird das in der Haut anwesende 7-Dehydrocholesterol in Provitamin D3 umgesetzt, was wiederum in Vitamin D3 (Cholecalciferol) umgewandelt wird. Das Vitamin D3 wird anschließend in der Leber zum sogenannten 25-Hydroxy-Vitamin D – 25(OH)D (Calcidiol) transformiert. Calcidiol dient als unser interner Vitamin-D-Vorrat. Calcidiol zirkuliert im Körper und kann vorübergehend im Fett eingelagert werden. Die Nieren bilden schließlich das aktive 1,25-Dihydroxyvitamin D (Calcitriol). Es handelt sich also um einen umfangreichen Produktionsprozess.
Wie nehmen wir ausreichend Vitamin D auf?
Damit die Haut Vitamin D3 anfertigt, benötigen wir UVB-Strahlung (in Solarien wird überwiegend UVA-Strahlung verwendet). Studiendaten haben gezeigt, dass die meisten Kinder ausreichend Vitamin D bilden können, wenn sie im Frühling oder im Sommer ungefähr zehn Minuten pro Tag der UVB-Strahlung ausgesetzt werden. Sie sollten also jeden Tag nach draußen gehen! Im Juni, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, ist schon ein kurzer (zwei bis fünf Minuten) Aufenthalt im Freien ausreichend, um die maximale Menge an Vitamin D zu bilden. Achten Sie aber darauf, dass es für die Vitamin-D-Bildung sinnlos ist, sich lange in der Sonne aufzuhalten. Die Vitamin-D-Bildung ist am höchsten, wenn man sich für eine kurze Zeit (das heißt ungefähr die Hälfte der Zeit bis sich die Haut leicht rot verfärbt) in der Sonne aufhält. Danach wird das gebildete Vitamin D wieder abgebaut. Das ist im Winter aber nicht der Fall, dann ist die UVB-Strahlung hier zu gering, um nur mit ihrer Hilfe ausreichend Vitamin D zu bilden. Unser Körper hat zwar einen Vitamin-D-Vorrat angelegt, aber eine Vitamin-D-haltige Nahrung und/oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sind in den kalten Monaten sehr wichtig. Wir sollten vor allem sehr viel fettigen Fisch essen, damit wir ausreichend Vitamin D mit der Nahrung aufnehmen. Nur Butter aufs Brot zu schmieren und ein Ei zu essen, reicht nicht aus. Früher wusste man das auch schon: Der bekannte Lebertran schmeckte ekelhaft, aber wirkte hingegen sehr gut! Inzwischen gibt es glücklicherweise angenehmere Alternativen …
Es ist schwierig, im Voraus genau anzugeben, wie lange es bei Ihnen oder bei Ihrem Kind dauert, bis Vitamin D gebildet wird. Das hängt nämlich auch von Ihrer Kleidung (tragen Sie eine kurze oder lange Hose), der Hautfarbe, der Strahlungskraft (Breitengrad und Jahreszeit) und den elterlichen Genen ab. Sollten Sie mehr Sicherheit wollen, können Sie auf die Vitamine D calculator-site schauen.
Sich gut eincremen
Hinsichtlich des Hautkrebsrisikos möchte ich nochmals betonen, dass es keinen sicheren Schwellenwert für Sonnenlichteinwirkung gibt. Studien haben gezeigt, dass die Haut sogar schon in der Zeit vor dem Sonnenbrand geschädigt wird. Guter Schutz ist also wichtig, aber man sollte es auch nicht gleich übertreiben! Außerdem wird das Leben auch nicht schöner, wenn man das ganze Jahr hindurch alle zwei Stunden eine dicke Schicht Sonnencreme mit einem extrem hohen Lichtschutzfaktor auftragen muss … In den schönen Monaten des Jahres bilden wir in kurzer Zeit sehr schnell Vitamin D, deshalb ist es gut, Hände und Gesicht täglich zehn bis fünfzehn Minuten der Sonne auszusetzen. Möchten Sie länger in der Sonne bleiben, dann ist ein guter Hautschutz unerlässlich. Ich creme meine Kinder ab April mit einem Produkt mit Lichtschutzfaktor 30 ein, bevor sie zur Schule gehen und bei schönem Wetter wiederhole ich es regelmäßig. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass mehrere Studien gezeigt haben, dass die normale Anwendung einer Sonnencreme mit Faktor 30 keinen Einfluss auf einen Vitamin-D-Mangel hat, mangelnder Aufenthalt im Freien hingegen schon. Sie sollten also gut geschützt nach draußen gehen! Das Risiko auf Sonnenschäden ist von April bis Oktober sehr groß, darum ist es dann besonders wichtig, sich sehr gut zu schützen.
Eine Zusammenfassung
Es gibt in Deutschland viele Menschen mit einem Vitamin-D-Mangel, was sehr bedauernswert ist, denn Vitamin D ist wichtig für uns. Und doch ist es aufgrund des großen Zusammenhanges zwischen Hautkrebs und Sonnenlichteinwirkung nicht sicher, sich für die Vitamin-D-Bildung zu lange ungeschützt der Sonne auszusetzen. Im Sommer sind circa zehn bis fünfzehn Minuten in den meisten Fällen ausreichend. Langfristige und intensive Sonneneinwirkung hat keinen Zweck, weil die Haut das Vitamin D einige Zeit danach wieder abbaut. Personen mit dunkler Haut, Personen, die sich nicht viel im Freien aufhalten, Kinder unter vier Jahren, Schwangere, Stillende, Männer über 70 sowie Frauen über 50 sollten eigentlich ganzjährig Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Gehören Sie nicht zu den Risikogruppen, möchten aber lieber kein Risiko eingehen, dann sollten Sie auf jeden Fall in den Wintermonaten ein Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Ich nehme auch ein Vitamin-D-Präparat, Vorsicht ist besser als Nachsicht …
Noch einige Tipps zur Sonne, zum Eincremen und zu Vitamin D
- Halten Sie Kinder unter sechs Monaten aus der Sonne.
- Beschränken Sie die Tätigkeiten im Freien von April bis Oktober ohne Sonnenschutz auf die Stunden, in denen der UV-Index unter drei bleibt.
- Liegt der UV-Index über 3, sollten Sie Ihre Haut mit Sonnencreme und/oder Kleidung schützen.
- Kinder, die in die Schule gehen, sollte man ab UV-Index 3morgens eincremen oder die Haut anderweitig vor der Sonne schützen. Bei sonnigem Wetter sollte man nicht vergessen, die Kinder in der Mittagspause und/oder nach der Schule nochmals einzucremen. Geben Sie Ihrem Kind auch ein Sonnenprodukt mit in die Schule. Am Wochenende können die Kinder auch einmal vormittags oder am späten Nachmittag zehn bis fünfzehn Minuten ungeschützt draußen spielen, in der Mittagspause genügen in der Regel wenige Minuten, um die Höchstmenge Vitamin D zu bilden. Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass sich die Haut nicht rötet.
- Bei intensiver Sonnenstrahlung (an Tagen mit einem hohen UV-Index oder am Strand), sollten Sie sich und die Kinder vorschriftsgemäß eincremen. Das heißt: alle zwei Stunden eine dicke Schicht Sonnencreme auftragen und nach dem Schwimmen erneuert eincremen. Sie sollten die Haut dann auch mit Kleidung oder Badebekleidung mit UV-Schutz schützen.
- Im Winter ist das Risiko auf einen Vitamin-D-Mangel groß. Achten Sie also auf Ihre Ernährung und nehmen Sie gegebenenfalls ein Vitamin-D3-Nahrungsergänzungsmittel. Ein Nahrungsergänzungsmittel macht auch dann Sinn (und nicht nur im Winter), wenn Ihr Kind jünger als vier Jahre oder besonders gefährdet ist, weil es nicht oft draußen ist, eine dunkle Hautfarbe hat, schlecht isst oder Übergewicht hat.
- Vor Kurzem empfahl der Niederländische Verein für Dermatologie, im Alltag eine Creme mit LSF 15 oder LSF 30 zu verwenden und LSF 30, wenn man im Urlaub und in der Freizeit der Sonne ausgesetzt ist. In der Regel braucht man keinen höheren Faktor als LSF 30.
Herzliche Grüße und genießen Sie vor allem das schöne Wetter!
Jetske Ultee
(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)