Was hilft gegen Mücken und Mückenstiche (Teil 1)
Warmes Sommerwetter kann so schön sein – wenn es nicht so günstige Bedingungen für Mücken schaffen würde. In diesem Sommer waren sie früh dran. Und es gibt nichts Schlimmeres als im Garten oder Schlafzimmer zerstochen zu werden. Was hilft eigentlich gegen Mücken? Und wie kann man Mückenstiche am besten pflegen? Und warum werden einige Menschen häufiger gestochen als andere? Dazu gibt es so viel zu sagen und ich habe bereits viele Fragen dazu bekommen, weswegen ich diesem Thema gern zwei Blogs widmen möchte.
Der Geruch Ihrer Haut
Was ist da dran? Warum kann Ihr Mann die ganze Nacht ungestört schlafen, während Sie ständig um sich schlagen, um dann trotzdem von den summenden Störenfrieden zerstochen zu werden. Liegt es am Geruch von süßem Blut? Nein, das ist ein Mythos. Der Geruch Ihrer Haut spielt jedoch schon eine Rolle. Wussten Sie, dass Ihre Hautbakterien diesen Geruch bestimmen?
Die Zusammensetzung der Hautbewohner bestimmt schließlich Ihren spezifischen Duft und auch, ob er Mücken anzieht. Aus Studien geht übrigens hervor, dass „alter Schweiß“ unsere Attraktivität für Mücken noch etwas erhöht. Schweiß wird von Bakterien in einen Duft umgesetzt, der bei Mücken gut ankommt. Eine Dusche vor dem Zubettgehen kann darum helfen.
Anziehender mit Deodorant?
Studien haben auch gezeigt, dass Hautpflegeprodukte wie Deodorant unsere Anziehungskraft auf Mücken beeinflussen können. Vor allem die Verbindung Isopropyl-tetradecanoate in Deodorants soll uns für Mücken attraktiver machen. Auf der anderen Seite zeigen verschiedene Studien, dass Deodorants und Antitranspirants erst recht viele nützliche Hautbakterien abtöten, wodurch „schlechte“ Arten wie bestimmte Staphylokokken zunehmen. Und das bedeutet: Mücken könnten dadurch erst recht angezogen werden.
Denn sie mögen eine Haut mit vielen verschiedenen Bakterienstämmen. Und eine große Menge der Bakterie Pseudomonas ist weniger verlockend als Staphylokokken.
Zur Verwendung von Bakterien im Kampf gegen Mücken und die Krankheiten, die sie übertragen berichte ich in meinem nächsten Blogartikel etwas mehr. Jetzt geht es erst einmal darum, was Sie tun können, wenn Sie gestochen wurden und warum es manche Erwachsene und Kinder so quält.
Warum treffen Mückenstiche besonders Kinder?
Nicht nur die Hautbakterien, und damit auch Ihr Körpergeruch, bestimmen unsere Attraktivität für Mücken. Auch die Menge des ausgeatmeten Kohlenstoffioxids spielt eine Rolle. Darum werden Männer beispielsweise öfter von Mücken gestochen als Frauen. Auch schwangere Frauen sind häufiger betroffen, vor allem im letzten Trimester der Schwangerschaft atmen Sie mehr Kohlenstoffdioxid aus. Und wussten Sie, dass das auch der Grund ist, warum Mücken lieber auf Erwachsenen landen als auf Kindern. Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass Sie jetzt vielleicht denken, dass es doch umgekehrt ist. Das liegt daran, dass Kinder oft sehr stark auf Mückenstiche reagieren. Bei Erwachsenen geschieht das viel seltener. Das kommt dadurch, dass sich unser Körper erst langsam an das „Mückengift“ gewöhnen muss.
Was können Sie gegen geschwollene, juckende Mückenstiche tun?
Kinder und manche Erwachsene können sehr stark auf Mückenstiche reagieren. Sie bekommen dicke rote Beulen, die sich entzünden können. Diese Überempfindlichkeitsreaktion wird durch eine Substanz verursacht, die die Mücke injiziert, damit unser Blut flüssig bleibt. Mücken stechen uns übrigens nicht mit einem Stachel, wie Bienen oder Wespen. Sie beißen mit einer Art Mund in unsere Haut. Danach „bohren“ sie Tunnel in die Haut, wobei etwas Speichel mit unter anderem den Antigerinnungsmittel eingespritzt wird und das Blut aufgesaugt wird. Unser Körper verteidigt sich dann gegen den Eindringling. Es tritt eine Entzündungsreaktion auf, bei der verschiedene Stoffe in der Haut freigesetzt werden, die für Reizungen und Juckreiz sorgen und dafür, dass wir unbedingt kratzen müssen.
Kühle Kompressen und Hitzestifte
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Hautreizung zu lindern. Ein einfacher Eiswürfel oder eine kühle Kompresse wirken gut gegen die Schwellung und Rötung. Bei sehr starkem Juckreiz können Sie vor dem Zubettgehen auch ein Antihistaminikum einnehmen. Eine kleine Menge corticosteroidhaltige Creme auf dem „frischen“ Mückenstich hilft auch.
Ich persönlich bin kein Anhänger kühlender Cremes oder Salben mit Menthol oder Alkohol. Diese Inhaltsstoffe können den Juckreiz vielleicht vorübergehend „kaschieren“, aber auch die Haut ziemlich reizen und angreifen. Und das ist das Letzte, das Sie in dieser Situation möchten.
Viel interessanter finde ich die Studien zum Effekt vorübergehender Hitzeeinwirkung auf Schmerzen und Juckreiz nach einem Mückenstich. Auf dem Markt ist eine Art Stift erhältlich, der auch bereits von der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA zugelassen ist. Das Gerät, dass Ähnlichkeit mit einem großen Thermometer hat, gibt einen kurzen Wärmeimpuls von ca. 50 °C ab. Die Hitze setzt einen komplexen Prozess in Gang, bei dem Strukturen in den Nervenzellen gebremst werden, wodurch Schmerzen und Juckreiz abnehmen.
Ich habe übrigens im Internet gelesen, dass es auch Menschen gibt, die selbst mit heißen Löffeln und der Unterseite von mit heißem Wasser gefüllten Tassen im Kampf gegen Mückenstiche experimentieren. Davon rate ich natürlich strengstens ab, denn damit tauschen Sie nur Juckreiz gegen Brandblasen.
Was ich selbst immer gegen starken Juckreiz parat habe, vor allem auf Reisen und für die Kinder, ist eine Tube Emla-Creme. Sie enthält unter anderem eine höhere Konzentration des betäubenden Stoffes Lidocain. Allerdings ist sie rezeptpflichtig. Es ist vielleicht ein wenig „off label“, aber Sie können im Drogeriemarkt auch Ohrentropfen kaufen, die 1% Lidocain enthalten, die die Haut etwas betäuben und den Juckreiz bekämpfen.
Probieren, nicht zu kratzen
So schwierig es auch sein mag: Sie sollten wirklich nicht an Mückenstichen kratzen, denn eine beschädigte Haut ist sehr anfällig für Infektionen. Und dafür habe ich die unschönsten Beispiele gesehen bzw. darüber gelesen. Vor allem auf Reisen sollten Sie sich hiervor hüten.
Und über Reisen gesprochen: Im nächsten Blogartikel werde ich etwas mehr über Mücken abwehrende Mittel schreiben. Vor allem über Produkte auf der Basis von Deet, die häufig auf Fernreisen verwendet werden. Darüber liest man oft Beunruhigendes und ich habe schon viele Fragen dazu erhalten. Wie sicher sind diese Sprays und Lotionen und gibt es (natürliche) Alternativen?
Mückenwetter
Und zum Schluss noch ein Tipp für diejenigen, die im Moment von Mücken geplagt werden: Wussten Sie, dass es so etwas wie Mückenwetter gibt? Zum Beispiel auf der Seite 14-tage-wettervorhersage.de. Anhand aktueller und vergangener Wetterfaktoren wird die Mückenaktivität vohergesagt. So können Sie sich schon einmal darauf einstellen…
Herzliche Grüße
Jetske Ultee
Forschungsärztin kosmetische Dermatologie
