Was hilft gegen Mücken und Mückenstiche (Teil 2: DEET)

Vor Kurzem habe ich darüber geschrieben, wie man Mückenstiche am besten pflegen kann. Ich habe Ihnen auch erklärt, warum die lästigen Störenfriede Sie vielleicht anziehender finden als Ihren Lebenspartner. Diesen Artikel möchte ich gern den Antimückenmitteln mit DEET widmen. Bei diesem Thema herrscht große Unsicherheit und ich erhalte viele Fragen dazu. Wie ist es um die Sicherheit dieser Produkte bestellt? Gibt es Alternativen?

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Ich persönlich bin kein Fan von Produkten, die DEET enthalten. Ich würde diesen Stoff am liebsten nicht auf meiner Haut haben, unternehme jedoch unheimlich gern Reisen in ferne Länder, also auch in tropische Länder, in denen Dengue-Fieber, Gelbfieber, Malaria und das Zika-Virus und all die anderen schrecklichen Krankheiten vorkommen, die von Mücken übertragen werden. Es gibt nicht so viele andere Mittel, die genauso effektiv wirken wie DEET. Und in diesem Fall überwiegen die Vorteile des Mittels meiner Meinung nach.

Beunruhigende Berichte

Antimückensprays und -lotionen mit DEET werden weltweit immer noch am häufigsten verwendet und wirken am besten gegen Insekten, die Infektionskrankheiten übertragen können. Der Stoff DEET (N,N-diethyl-m–toluamide) ist bereits seit den 50er Jahren erhältlich. Das Produkt wurde in den 40er Jahren entwickelt und vom US-amerikanischen Militär bei Soldaten eingesetzt. Nachdem Ende der 80er Jahre einige beunruhigende Berichte über (ernsthafte) Gesundheitsbeschwerden bei Kindern, die DEET verwendet hatten, ans Licht kamen, hat man die Sicherheit und Toxizität des Stoffes untersucht. Was ist da dran?

So funktioniert DEET

DEET ist kein Gift, das Mücken abtötet. Der Stoff sorgt „nur“ dafür, dass Mücken nicht mehr auf der Haut landen wollen, um ihren Durst zu stillen. Wie es genau funktioniert, ist noch nicht ganz deutlich. Bestimmte Rezeptoren auf den Sensoren der Tiere werden im wörtlichen Sinne blockiert, wodurch sie Menschen nicht mehr wahrnehmen. Es wird auch verhindert, dass sie uns stechen wollen.

Es gibt sehr viele verschiedene DEET-haltige Mittel in unterschiedlichen Konzentrationen. Die Konzentration des Stoffes bestimmt nicht so sehr, wie kraftvoll das Mittel wirkt, sondern wie lange. So bieten Sprays und Lotionen mit 10% DEET ungefähr drei Stunden Schutz, mit 15 bis 20% ungefähr vier bis fünf Stunden und Produkte mit 30% DEET halten mindestens sechs Stunden Mücken ab.

In Risikogebieten mit beispielsweise Malaria ist es wichtig, ein Produkt zu verwenden, das wenigstens 30% DEET enthält. Von Produkten, die über 40% DEET enthalten wird jedoch aufgrund möglicher Gesundheitsrisiken abgeraten. Schwangeren und stillenden Müttern wird geraten, kein Produkt zu verwenden, das über 30% DEET enthält. Dasselbe gilt für Kinder unter 3 Jahren. Es ist weiterhin wichtig, das Mittel bei kleinen Kindern nicht auf die Hände oder das Gesicht aufzutragen, damit es nicht in die Augen oder den Mund gelangen kann. Bei Einnahme kann DEET giftig sein.

DEET: Nebenwirkungen und Risiken

In einigen Studien, die ich zum Gebrauch von DEET gelesen habe, wurden die verschiedenen aufgetretenen Nebenwirkungen der letzten Jahre noch einmal aufgelistet. Auf den ersten Blick ist die Liste erschreckend: von Nervenbeschwerden und sogar Krämpfen bis hin zu verschiedensten Hautbeschwerden und Rötungen. Bei den meisten Meldungen ging es um orale Einnahme oder falscher (übermäßiger) Anwendung.

Aus diesem Grund behaupten Wissenschaftler, dass Antimückenmittel mit DEET bei normaler, äußerer und vorschriftsgemäßer Anwendung sicher sind und keine Gefahr für die Gesundheit darstellen. Ich persönlich würde es gut finden, wenn wir mehr über die langfristigen Auswirkungen der Stoffes sowie die wirklich sichere Maximaldosis wüssten. Darüber wissen wir noch längst nicht alles.
Gut ist auch, dass es immer mehr Produktvarianten gibt und entwickelt werden, die eine Art verkapselte Form von DEET enthalten. Diese bleiben länger auf der Haut und werden langsamer aufgenommen.

Vorsicht mit Uhrenarmbändern und Sonnencreme

Abgesehen von den Nebenwirkungen und gesundheitlichen Auswirkungen von DEET, benutzen die meisten Menschen die Mittel nur ungern, ich auch. Der Geruch, das Auftragen, das Gefühl auf der Haut … Wussten Sie, dass diese Mittel beispielsweise auch Uhrenarmbänder oder Telefone beschädigen können? Und Sie möchten auch keine undichte Flasche in Ihrem Gepäck. Das können Sie mir glauben. Es kann beispielsweise das Material Ihres Koffers oder synthetische Kleidungsfasern auflösen.

Ein anderer unangenehmer Nachteil: Die Wirkung von Sonnencremes kann durch die Verwendung von DEET auf der Haut stark nachlassen. Wenn Sie beide Produkte zeitgleich auftragen möchten, müssen Sie sich erst mit Sonnencreme eincremen und diese einziehen lassen. Ich habe gelesen, dass inzwischen auch an Mitteln gearbeitet wird, die vor Mücken und UV-Strahlung schützen.

Alternative und natürliche Stoffe

Gibt es eigentlich Alternativen zu DEET? Ja, die gibt es. Und vielleicht haben Sie auch selbst schon einmal danach gesucht. Dann haben Sie wahrscheinlich Namen wie Icaridine, IR3535 und Permethrine gelesen. Permethrine wird vor allem zum Imprägnieren von beispielsweise Kleidung und Moskitonetzen verwendet und ist auch in Läuseshampoos enthalten

Zudem wird, vor allem in den letzten Jahren, viel nach natürlichen insektenabwehrenden Mitteln geforscht. Die bekanntesten und am besten erforschten Mittel sind auf Basis von Eukalyptusöl,oft mit Zitrone und Limette. Ein weiterer Stoff ist Niemöl aus dem Niembaum (Azadirachta indica) in Indien.
Mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, die unter dem Einfluss von Sonnenlicht unschöne Hautreaktionen hervorrufen können, bin ich selbst eher vorsichtig. Die Wirkung gegen Mücken ist außerdem doch schwächer und kürzer als die der verfügbaren chemischen Mittel. Und die Citronella-Kerzen, spezielle Zitronenbänder und Weihrauch sind wirklich schön, aber leider wenig zielführend. Dasselbe gilt für Mückenstecker und Vitamin-B-Tabletten.

Interesse an Bakterien

Ich hoffe, dass die Erforschung unseres Hautmikrobioms in den kommenden Jahren schnell neue Erkenntnisse und gute Anwendungsmöglichkeiten liefern wird, auch auf diesem Gebiet. In meinem vorherigen Blogartikel habe ich geschrieben, wie Hautbakterien, und somit der Körpergeruch, eine wichtige Rolle in der Anziehungskraft für Insekten spielen. Es werden darum viele Studien zum „Manipulieren“ der Hautbewohner durchgeführt. Kann man beispielsweise die Zusammensetzung der Bakterien verändern, so dass sich der Geruch der Haut so verändert, dass Mücken das Interesse verlieren? Geht das vielleicht mit Ernährung, Kosmetika oder Probiotika?

Die Studien zu diesem Thema laufen noch, vor allem mit dem Ziel, die enormen Opferzahlen von Krankheiten wie Malaria zu senken. Ich verspreche mir davon noch viele gute Erkenntnisse und halte Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden.

 

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

Forschungsärztin kosmetische Dermatologie