Waschen Sie Ihre Haare zu oft?
Ich wurde schon sehr oft gefragt, ob die Haare fettiger werden, wenn man sie zu oft wäscht. Und ob man die Haare auch durch weniger waschen trainieren könne, weniger Talg zu produzieren. Im Internet gibt es sogar eine „No Poo-Bewegung“. Schon einmal davon gehört? Das sind Menschen, die lieber kein Shampoo mehr verwenden. Das soll besser für Haar, Gesundheit und Umwelt sein.
Diese No Poo-Methode basiert auf der Idee, dass die Kopfhaut immer mehr Talg produziert, je öfter sie entfettet wird. Ihre „Anhänger“ glauben, dass man dem Haar „beibringen“ kann, weniger Talg zu produzieren. Wenn man seine Haare nur lange genug nicht wäscht, wird es schließlich ganz unnötig, behaupten sie. Stimmt das auch?
Früher haben wir unsere Haare doch auch nicht gewaschen
Shampoo wurde erst im letzten Jahrhundert entwickelt. Früher wusch man sich die die Haare nicht mit Shampoo, sondern mit normaler Seife. Das war nicht sehr angenehm, denn die Kombination von hartem Wasser und stark entfettender Seife sorgte dafür, dass immer ein Rest Seife im Haar blieb. Das machte nicht nur die Haare matt, sondern reizte auch die Kopfhaut. Die ersten echten Shampoos kamen erst im Zuge der Entwicklung synthetischer Seifen auf den Markt. Kurze Zeit später enthielten sie Stoffe, die eine dünne Schutzschicht um die Haare legten. Das war ein großer Fortschritt, denn ein Shampoo, das ausschließlich reinigt, ist leicht herzustellen. Mattes, störrisches und schwer zu bändigendes Haar möchte jedoch niemand.
Viele Shampoos können Sie besser meiden
Mit all den neu entwickelten Shampoos, mit denen viel Geld verdient wurde, kamen auch viele schlechte Produkte auf den Markt. Die Regale sind voll mit stark entfettenden Produkten, die Unmengen reizender Stoffe enthalten. Die Shampoos sorgen dafür, dass die Talgproduktion Ihrer Kopfhaut übermäßig ansteigt. Sie können außerdem Ihre Haare beschädigen und den Fettfilm zerstören, die für einen schönen Glanz und Schutz des Haares sorgt.
Für schönes Haar ist es unerlässlich, die Kopfhaut nicht zu aggressiv zu reinigen sowie den das Haar umgebenden Fettfilm intakt zu lassen bzw. Beschädigungen künstlich zu reparieren. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: ein mildes Shampoo verwenden, Haarpflegeprodukten Stoffen hinzusetzen, die diese Schicht künstlich regenerieren und ergänzen oder, wie die „No Poo-Bewegung“ rät, die Haare nicht waschen.
To poo or not to poo
Indem man sich nicht die Haare wäscht, erhält man den Schutzfilm der Haare intakt. Und wenn man das Waschen ganz unterlässt, nimmt die Talgproduktion schließlich auch ab. Bislang ausreichend viele Gründe, um sich der „No Poo –Bewegung“ anzuschließen… Oder? Es gibt hier jedoch ein wichtiges „Aber“: Die Talgproduktion der Kopfhaut nimmt erst ab, wenn Ihr Haar sehr fettig ist. Und wie schnell die Haare fettig werden, hängt von Faktoren ab wie: Talgdrüsenaktivität, Lebensstil, Haarlänge und Frisur sowie Klima.
Wenn Ihre Talgproduktion gering ist und Sie dickes krauses Haar haben, dann ist es vielleicht möglich, Ihr Haar nur mit warmem Wasser auszuspülen. Aber bei den meisten Menschen werden die Haare ohne Shampoo zu schwer und zu fettig und die Kopfhaut reagiert mit Juckreiz. Werden die Haare dann wieder gewaschen, wird sie innerhalb kürzester Zeit erneut Talg produzieren. Solange bis es sich wieder schön fettig anfühlt. Und das stimmt niemanden fröhlich.
Backpulver – eine schlechte Idee
Da die Mehrheit der No Poo-Anhänger ungern fettige Haare hat, benutzt sie beispielsweise Backpulver zum Reinigen. Ich kann Ihnen versichern, dass das keine vernünftige Entscheidung ist. Backpulver fehlen nicht nur Pflegestoffe. Durch den hohen pH-Wert reizt es auf Dauer wirklich die Kopfhaut. Ihr Haar wird matt, die Kopfhaut juckt und es können Wunden entstehen.
Auf der Suche nach einem milden Shampoo
Ich für meinen Teil verzichte doch lieber auf ein „No Poo-Ritual“, rate Ihnen jedoch, die Inhaltsstoffe Ihres Shampoos kritisch zu betrachten. Es lohnt wirklich die Mühe, nach einem Produkt mit milden waschaktiven Substanzen und pflegenden Stoffen zu suchen. Glücklicherweise gibt es genügend reinigende Inhaltsstoffe, die weder schlecht für Haare, noch Gesundheit oder Umwelt sind. Sollten Lauryl Sulfate oben auf der Liste der Inhaltsstoffe stehen, können Sie das Produkt besser stehen lassen. Laureth Sulfate sind beispielsweise viel milder und zudem sehr angenehm als waschaktive Substanzen in Shampoos.
Das perfekte Shampoo sorgt dafür, dass Ihre Haare nicht beschädigt werden, die Talgproduktion nicht übermäßig ansteigt, die Kopfhaut sauber und die Haare glänzend werden. Haben Sie ein solches Produkt gefunden, werden Sie merken, dass Sie Ihre Haare nicht zwingend täglich waschen müssen.
Natürliches Shampoo selbst herstellen
Hat Sie mein Artikel doch nicht vollständig überzeugt? Möchten Sie echte Naturkosmetik? Vertrauen Sie dann nicht den sogenannten grünen oder pflanzlichen Shampoos. Der größte Teil dieser Produkte ist alles andere als grün. Sie enthalten oft pflanzliche Inhaltsstoffe, die eher reizen als beruhigen. Möchten Sie um jeden Preis Teil der „No Poo-Bewegung“ werden, rate ich Ihnen, sich Ihr Shampoo selbst herzustellen. Verwenden Sie hierfür einen Extrakt aus Soap Nuts (im Internet zu bestellen) und frischem Aloe vera-Gel. Das Resultat ist auf keinen Fall das eines guten modernen Shampoos, jedoch viel besser für Ihr Haar als Backpulver!
Herzliche Grüße
Jetske Ultee
Forschungsärztin kosmetische Dermatologie
