• Wie wirkt Shampoo?

Wie wirkt Shampoo?

Iris Apfel hatte recht. Mit High Heels und „great hair“ ist man der Welt gewachsen! Während es noch relativ einfach ist, ein Paar schöne Schuhe zu finden, ist das mit „great hair“ so eine Sache. Wie ist es möglich, dass die Haare vor dem Duschen, Schwimmen oder während eines Wochenendes auf der Couch perfekt sitzen, jedoch nie an einem wichtigen Tag … Zum Glück habe ich mittlerweile viele Tricks, damit meine Haare möglichst schön und glänzend aussehen. Und die teile ich gern mit Ihnen! Weil es zum Thema Haarpflege sehr viel zu sagen gibt, fange ich heute mit dem Shampoo an.

Es beginnt mit einem guten Shampoo

Bis 1930 verwendete man noch normale Seife zum Haarewaschen. Das war nicht sehr angenehm, denn die Kombination von hartem Wasser und stark entfettender Seife machte die Haare matt und reizte die Kopfhaut. Die ersten echten Shampoos kamen erst im Zuge der Entwicklung synthetischer Seifen auf den Markt. Ein Shampoo dient dazu, die Kopfhaut von Talg, Schweiß, abgestorbene Hautzellen, Stylingprodukte und Verschmutzungen zu befreien. Ein Shampoo zu entwickeln, das nur reinigt, ist nicht so schwierig, aber nach dessen Verwendung sieht man aus wie eine Vogelscheuche. Die Haare werden zwar sauber, aber auch matt, spröde und lassen sich nur schwierig frisieren. Unsere Haare sollen also nicht nur schöne sein, sondern auch voluminös, glänzend und vital sein. Und das haben die Shampoo-Hersteller verstanden. Es gibt inzwischen ein Shampoo für jeden Haartyp und jeden Haarwunsch. Aber was enthält ein Shampoo und worauf sollten Sie beim Kauf achten? Weil es zum Thema Haarpflege sehr viel zu sagen gibt, werde ich die Informationen über verschiedene Blogartikel verteilen. Der erste Blogartikel in dieser Reihe ist vielleicht nicht der spannendste, aber ein sehr wichtiger, denn ein gutes, zu Ihren Haaren passendes Shampoo zu finden, ist essenziell!

Haare sind totes Gewebe

Ihre Haare sind tatsächlich totes Gewebe! Bevor Sie jetzt sofort zum Friseur gehen: Das gilt nicht nur für Sie, sondern für jeden … Die lebenden Zellen Ihrer Kopfhaut erzeugen nämlich totes Gewebe (Proteine und vor allem Keratin) und wenn Sie Ihre Haare beschädigt haben, kann man sie auch nicht mehr reparieren. Traurig, aber wahr! Die Haare sind mit einem dünnen Fettfilm überzogen. Dieser Fettfilm sorgt dafür, dass die Haare schön glänzen und schützt sie vor Beschädigung. Wenn man die Haare zu oft föhnt, färbt, aggressive Haarprodukte verwendet oder zu oft Dauerwellen machen lässt, beschädigt man diesen schützenden Fettfilm und bekommt mattes, trockenes, strohiges Haar mit Spliss. Möchten Sie Ihre Haare schön halten, dann ist es also unerlässlich, dass dieser Film unbeschädigt bleibt oder nach Beschädigung wieder künstlich repariert wird. Und darin liegt die Kraft eines guten Shampoos. Das perfekte Shampoo befreit Kopfhaut und Haare von Talg und Verschmutzungen , reizt die Kopfhaut nicht und sorgt dafür, dass die Schutzschicht um das Haar erhalten bleibt oder sogar verstärkt wird. Um ein gutes Shampoo zu wählen, muss man sich nicht nur die eigenen Haare gut anschauen, sondern anschließend auch die INCI-Liste. Und Letzteres ist nicht einfach …

Was macht ein Shampoo zu einem Shampoo

Waschaktive Substanzen:
Wie der Name schon sagt, entfernen waschaktive Substanzen (oder Tenside) Verschmutzungen und Fett von der Kopfhaut und aus den Haaren. Die mit der größten Reinigungswirkung sind die Laurylsulfate, von denen Sodium lauryl sulphate am häufigsten verwendet wird. Laurylsulfate werden oft in Shampoos verwendet, weil sie gut reinigen und schäumen, leider können sie die (Kopf-)Haut jedoch auch stark reizen und die Haare beschädigen.
Sie sind also keine wirklich gute Wahl. Etwas milder, aber auch stark entfettend und nicht sehr angenehm für Haare und Kopfhaut sind die Sulfosuccinate (Disodium oleamine sulfosuccinate, Sodium dioctyl sulfosuccinate). Diese Stoffe sind wie die Laurylsulfate auch oft in Shampoos für fettiges Haar enthalten, sollten jedoch nur in Ausnahmefällen verwendet werden. In vielen Shampoos werden Laurylethersulfate und Sarkosine verwendet, die erheblich milder als oben erwähnte Inhaltsstoffe sind, jedoch auch weniger stark entfetten. Sie eignen sich besser für Shampoos, die jeden Tag benutzt werden können oder für Shampoos für trockenes Haar. In Babyshampoos wird oft Cocamidopropyl Betaine und Sodium Lauraminopropionate verwendet. Diese Stoffe sind mild und reizen die Augen nicht. Das macht sie nicht nur zu einer guten Wahl für Babyshampoos, sondern auch für gefärbtes oder feines Haar. Auch die kationischen waschaktiven Substanzen, wie quartäre Ammoniumsalze, Polyoxyethylene Alkyl & Alicyclic Amines, können Fett nicht so gut lösen und schäumen weniger. Sie können das Haar jedoch weich machen und dafür sorgen, dass es sich leicht frisieren lässt, weshalb sie in Reinigern mit minimaler Reinigungswirkung verwendet werden, wie beispielsweise Shampoos für die tägliche Anwendung und für gefärbtes Haar. In letzter Zeit hört man auch oft, dass natürliche waschaktive Substanzen verwendet werden. Diese natürlichen waschaktiven Substanzen stammen von Pflanzen wie Sarsaparille, Seifenkraut, Seifenrinde und Ivy Agave. Aufgrund ihrer schlechten Reinigungskraft müssen sie jedoch in hohen Konzentrationen verwendet werden (mit all den dazugehörigen Nachteilen). Im Allgemeinen werden diese natürlichen Tenside auch mit synthetischen kombiniert. Das ist also ein weiteres Beispiel für gutes Marketing! Damit Sie Ihre Haare möglichst wenig entfetten und beschädigen, ist es wichtig, dass Sie das Shampoo auf der Kopfhaut verwenden und erst beim Ausspülen die Haare selbst waschen. Das gilt vor allem für stark reinigende und Anti-Schuppen-Shampoos …

Schäumende Substanzen:
Schäumende Substanzen werden einem Shampoo nur wegen dem Verbraucher hinzugefügt. Der Schaum ermöglicht zwar die gute Verteilung des Shampoos über die Haare und die Kopfhaut, ist jedoch für die gute Reinigung der Haare nicht notwendig. Mehr noch, das Risiko auf Hautreizung ist größer, wenn ein Produkt übermäßig schäumt. Und die Tatsache, dass ein Shampoo bei fettigem Haar weniger schäumt als bei sauberem Haar, hat nichts mit dem Reinigungsgrad zu tun, sondern mit der Wirkung des Fettes auf die Schaumbildung.

Verdickungs- und Konservierungsmittel, Farb- und Duftstoffe:
Verdickungsmittel wie Sodium chloride werden genauso wie die schäumenden Substanzen hinzugefügt, weil der Verbraucher denkt, dass das Produkt dann besser reinigt. Und auch der schöne Duft und die Farbe des Shampoos sind überflüssig. Wenn Ihre Kopfhaut schnell gereizt ist, sollten Sie diese Stoffe besser meiden. Konservierungsmittel sind in jedem Shampoo enthalten, sogar in den sogenannten konservierungsmittelfreien Produkten. Und das ist auch gut so, denn sonst würde sich Ihr Produkt schnellstens in eine gefährliche Substanz voller Schimmel und Bakterien verwandeln. Leider sehe ich oft, dass man in Shampoos herkömmliche Konservierungsmittel verwendet: Wenn Sie Probleme vermeiden möchten, vermeiden Sie Shampoos mit Konservierungsmitteln wie Methylisothiazolinone, Quaternium 15, Imidazolidinyl Urea oder Triclosan.

Enthärter:
Wichtige Stoffe, die Shampoos immer enthalten, sind die sogenannten „sequestering agents“.
Ohne diese Stoffe, wie Polyphosphate und EDTA würden Shampoos in Verbindung mit hartem Wasser eine Art Belag hinterlassen, was für Haar und Kopfhaut problematisch sein kann. Um denselben Anschlag handelt es sich auch in Ihrem Wasserkocher, Ihrem Bad und auf dem Heizelement in der Werbung mit der Waschmaschine. Deshalb sollten Sie sich die Haare besser nicht mit normaler Seife waschen.

Pflegende Substanzen:
Reiniger machen das Haar matt und spröde, pflegende Inhaltsstoffe machen es wieder glatt und glänzend. Sie beschichten das Haar vorübergehend und reparieren eventuelle Beschädigungen
und verhindern auch, dass das Haar statisch wird. Die am häufigsten verwendeten Stoffe sind: Hydrolyzed animal protein, Glycerine, Dimethicone, Polyvinylpyrrolidone und Stearalkonium chloride. Auch die in Haarpflegeprodukten enthaltenen Öle haben diese Wirkung, jedoch wirken silikonartige Stoffe wie Dimethicone und Hydrolyzed protein besser. Und dass Silikone die Haare ersticken, ist ein Mythos. Haare leben ja nicht! Von all diesen Stoffen ist Hydrolyzed protein bei extrem trockenem Haar und Spliss am wirksamsten, weil es den Haarschaft durchdringen kann und so die Beschädigungen vorübergehend reparieren kann. Es ist aber wichtig, dass die Proteine „hydrolyzed“‘ sind, sonst dringen sie nicht tief genug ein und werden wieder abgespült.

Aktive Inhaltsstoffe:
Die letzte Kategorie sind die aktiven Inhaltsstoffe. Dadurch können sich die Shampoos voneinander unterscheiden. Es kann sich um Vitamine handeln, aber auch um Diamant oder Koffein. Meistens haben diese Zusätze wenig Sinn, die Haare leben ja nicht und außerdem spült man das Shampoo wieder aus, bevor die Wirkstoffe in die Kopfhaut dringen können. Schade um das Geld! Haben Sie Schuppen, Psoriasis oder seborrhoisches Ekzem, dann sind Zusätze wie Zink, Pyrithion, Salicylsäure, Selensulfid, Schwefel oder Ketoconazol jedoch sinnvoll. Sind Sie nicht davon betroffen, sollten Sie lieber auf Shampoos mit diesen Inhaltsstoffen verzichten.

Da Sie jetzt vielleicht immer noch nicht den nötigen Durchblick haben, werde ich Ihnen das nächste Mal einige geeignete Produkte für Ihre Haare nennen. Wenn Sie jetzt doch der Meinung sind, dass Sie genügend Informationen haben, möchte ich Ihnen noch einen Hinweis geben. Da die Qualität eines Shampoos vor allem durch die Wahl der reinigenden und pflegenden Inhaltsstoffe bestimmt wird und diese nicht sehr teuer sind, braucht ein Shampoo wirklich kein Vermögen zu kosten. Kommen Sie auch immer mit einer gefüllten Tasche und einem leerem Portemonnaie vom Friseur zurück? Friseurprodukte sind oft teurer als die im Drogeriemarkt oder in der Parfümerie, obwohl sie dieselben Inhaltsstoffe enthalten. Das bedeutet übrigens nicht, das Ihr Friseur nicht ein sehr schönes Shampoo haben kann, das nicht im Geschäft erhältlich ist! In meinem nächsten Blogartikel werde ich Ihnen auch noch weitere Tipps geben, um das Risiko auf einen „bad hair day“ auf ein Minimum zu reduzieren. Fortsetzung folgt …

Herzliche Grüße
Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)