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Ganztägiger Sonnenschutz? Unmoglich

Ich höre im Sommer immer wieder, dass es Leute gibt, die davon überzeugt sind, dass ein „all day“ (Ganztägiger) Sonnenschutzprodukt den besten Schutz bietet. Ich habe dazu eine komplett andere Meinung, die die britische Which? zu meiner Freude teilt. Diese Konsumentenplattform publizierte kürzlich einen Artikel über „once a day“ Sonnencremes. Nach einem ausführlichen Test hat sich herausgestellt, dass diese Produkte ihr Versprechen nicht halten. Nach sechs bis acht Stunden war der Lichtschutzfaktor der Creme um durchschnittlich 74 Prozent gesunken. Von einem LSF 30 blieb schnell nicht mehr als LSF 8 über. Und dann reden wir noch nicht einmal über den UVA-Schutz!

LSF sinkt schnell
In Europa oder Australien darf nicht mehr behauptet werden, dass ein Sonnenschutzprodukt ganztägigen Schutz bietet. Das ist nämlich unmöglich: Die Höhe des Schutzes hängt bekanntlich von Ihrem Hauttyp und Ihren Aktivitäten ab. Schwitzen, schwimmen oder beispielsweise „Reibung“ auf einem Handtuch oder einem Liegestuhl kann den Lichtschutzfaktor nämlich bereits erheblich reduzieren. Und das ist den Herstellern auch bekannt, wie das Kleingedruckte auf ihren Websites bezeugt. Die Kennzeichnung auf den Produkten lässt jedoch zu wünschen übrig.
Eine langanhaltende Wirkung der UVB-Filter sagt zudem auch nichts über die Wirkung der UVA-Filter aus. Und Letztere ist mindestens genauso wichtig. Manche ganztägiger Produkte schützen sogar nur sehr mäßig vor UVA-Strahlung.

Überzeugende Behauptungen
Im Internet gibt es noch überall Produkte, die „Langzeitschutz“ bieten oder sogar „all day“ schützen sollen. Dasselbe gilt für Cremes, die man nur „once a day“ aufzutragen braucht. Die Erklärung zu dieser Behauptung ist übrigens überzeugend.

In diesen Produkten wir oftmals Nanotechnologie verwendet. Die UV-Filter wurden dabei in äußerst kleinen Teilchen hinzugefügt, so dass sie tiefer in die Haut gelangen. Es gibt auch wirkungsvolle Produkte, die den UV-Schutz nach dem in Medikamenten verwendeten Prinzip zeitverzögert abgeben. Indem man die UV-Filter und andere Wirkstoffe beispielsweise in spezielle Liposomen „verpackt“, sollen diese Stoffe tiefer in die Haut eindringen können und dort hoch dosiert abgegeben werden können.

Nanotechnologie und Liposomen
Obwohl Nanotechnologie und Liposomen der Kosmetik interessante Möglichkeiten bieten, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Stoffe vom Körper aufgenommen werden. Bei Nanoteilchen in Sprays besteht das zusätzliche Risiko, die Teilchen einzuatmen. Obwohl für Produkte aus Europa im Hinblick auf verwendete Inhaltsstoffe strengere Regeln gelten, hinken die USA in diesem Punkt beispielsweise hinterher. In den USA haben eine Menge guter und sicherer UV-Filter noch nicht das Prüfverfahren durchlaufen, weswegen dort immer noch schlechte, instabile UV-Filter verwendet werden, die schneller vom Körper aufgenommen werden, weniger UVA-Schutz bieten und mehr Hautprobleme verursachen.

Regelmäßig eincremen, auch mit einem ganztägiger Produkt
Der größte Nachteil sogenannter „langwirkender“ Sonnencremes ist das Gefühl der Scheinsicherheit, das sie hervorrufen. Konsumenten werden letztlich eine unzureichende Menge des Produkts verwenden, schlussfolgerten auch britische Dermatologen und Krebsspezialisten anlässlich der Studie von Which?. Regelmäßiges Eincremen schützt immer noch am besten vor der Sonne. Und auch wenn Sie ein all day-Produkt verwenden, sollten Sie sich an sonnigen Tagen alle zwei Stunden eincremen.

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

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