Oxybenzon (Benzophenone-3)
Oxybenzon past zur These: „Es gibt viele Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Und es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie nicht wissen. Aber es gibt auch Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. Und die letzte Kategorie wächst jedes Jahr.“
Diese Aussage gilt für viele Dinge im Leben, aber vor allem auch für die Sicherheit von Kosmetika. Wie können wir mit Sicherheit wissen und erklären, dass Stoffe in Kosmetika sicher sind, wenn wir uns nicht die Frage stellen, was die Auswirkungen bei täglicher Anwendung, bei Kindern, schwangeren Frauen und Langzeitanwendung sind. Sicherheit ist ein relativer Begriff, das hat die Geschichte ausgiebig gezeigt. Denken Sie einmal an bestimmte Formen von Phthalaten, die man einst für sicher befunden hatte, inzwischen jedoch als Bestandteil in Kosmetika verboten sind. „Damals wussten wir nicht, dass wir es nicht wussten, aber jetzt wissen wir es.“
Wann ist Kosmetik „sicher“?
Sicherheit ist ein schwieriges Thema. Wenn ich Menschen zu Kosmetik berate, möchte ich keine Panik säen, ich finde aber, dass sie bewusst entscheiden können müssen, ob sie bestimmte kosmetische Inhaltsstoffe verwenden möchten oder nicht. Und wie kann man bewusst entscheiden, wenn man es einfach nicht weiß? Eine Sache steht unumstößlich fest: Die Tatsache, dass die Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten getestet sind, will nicht sagen, dass deren langfristige Anwendung unschädlich ist. Kosmetikprodukte sind keine Medikamente und es ist relativ einfach, sie bzw. deren Inhaltsstoffe auf den Markt zu bringen. Meine Ratschläge zur Sicherheit von kosmetischen Inhaltsstoffen basiere ich auf Studien aus sogenannten peer reviewed journals. Dabei probiere ich selbst einzuschätzen, ob die Studien unabhängig und richtig durchgeführt wurden. Das ist nicht immer einfach … Wie wissenschaftlich die Vorgehensweise auch ist, letztlich basiert mein Rat auf einem persönlichen Gefühl nach dem Beurteilen all dieser Informationen. Die Frage, die ich immer mit ja beantworten können sollte ist: Würde ich das Produkt bei mir selbst und meinen Kindern verwenden wollen? Für Produkte, die Oxybenzon (Benzophenone-3) enthalten, lautet die Antwort aufgrund meiner Kenntnisse: nein. Aber vielleicht urteilen Sie nach der Lektüre dieses Artikels anders. Das ist dann aber auf jeden Fall Ihre eigene bewusste Entscheidung!
Was bewirkt Oxybenzon eigentlich?
Oxybenzon wird häufig in Sonnencremes verwendet. Die Anwendung ist zugelassen, wird jedoch bereits seit Jahren diskutiert. Angesichts der Ergebnisse mehrerer unabhängiger wissenschaftlicher Studien ist das auch nicht so ungewöhnlich. Oxybenzon wird in verschiedenen Kosmetikprodukten verwendet. Natürlich viel in Sonnenprodukten als UV-Filter: Es schützt vor UVB- und einem Teil der UVA-Strahlung. Es ist nicht der leistungsfähigste Filter und muss eigentlich immer mit anderen Filtern kombiniert werden. Es kann andere Filter verstärken und stabilisieren. Außerdem wird es in anderen Kosmetikprodukten wie Feuchtigkeitscremes, Lippenbalsam, Bodylotion, Nagellack und Shampoo verwendet. In diesen Produkten wird es unter anderem benutzt, um den Geruch und die Farbe zu verstärken und zu stabilisieren.
Reizung
Zusammen mit Parfüm und Konservierungsstoffen zählen UV-Filter zu den häufigsten Ursachen für Kosmetikallergien. Vor allem chemische Filter können Hautreizungen verursachen und Oxybenzon ist Spitzenreiter auf diesem Gebiet.
Aufnahme vom Körper
Die Aufnahme von Oxybenzon vom Körper ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Gründe, um sich für einen alternativen UV-Filter zu entscheiden. Es steht unumstößlich fest, dass Oxybenzon sehr leicht durch die Haut aufgenommen wird und dann in den Blutkreislauf und Urin gelangt. Es wurde sogar in Muttermilch nachgewiesen. Obwohl mehrere chemische UV-Filter in die Haut eindringen können, ist die Aufnahme von Oxybenzon außergewöhnlich hoch. Aus einer Studie aus dem Jahr 2008 ging hervor, dass 96,8 Prozent der 2.517 Urinproben Oxybenzon enthielten. Die Konzentration hing mit dem Gebrauch von Kosmetik zusammen. Man schätzt, dass circa zehn Prozent der aufgetragenen Menge in die Haut eindringen. Außerdem sieht es so aus, als ob Oxybenzon sich im Körper anreichern kann. In einer Studie trugen 25 Personen fünf Tage lang zweimal täglich eine Sonnencreme mit vier Prozent Oxybenzon auf. In den Urinproben konnte drei bis fünf Tagen nach der letzten Anwendung noch Oxybenzon nachgewiesen werden. Kinder können diesen Stoff nicht so leicht abbauen wie Erwachsene, da die Enzyme, die ihn abbauen, nicht so gut funktionieren.
Hormonell aktiv
Oxybenzon ist hormonell aktiv. Das heißt: Dieser Stoff kann sich an einen Hormonrezeptor binden und die Wirkung eines Hormons nachahmen. Das haben Studien mit Reagenzgläsern und Versuchstieren gezeigt. Inwiefern das schädlich ist, ist nicht bekannt; die hormonelle Aktivität ist gering. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, welche Auswirkungen eine Langzeitanwendung, der Gebrauch bei schwangeren oder stillenden Frauen oder Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko hat.
Toxizität
Eine Studie, bei der Ratten für vier Wochen zweimal täglich Oxybenzon gegeben wurde, zeigte, dass es für Ratten ungiftig ist. Diese Dosis ist bei Ratten viele Male höher als bei Menschen; die Wahrscheinlichkeit bei Menschen ist wirklich sehr gering.
Zellschäden
Oxybenzon kann Radikale bilden. Es oxidiert unter Einfluss des Sonnenlichts leicht zu Oxybenzone semiquinone, einem kraftvollen Stoff, der unsere Antioxidantien angreift. Dieses Antioxidantiensystem (unsere Armee) schützt uns vor Zellschäden und der Entstehung von Krebs. Übrigens wurde bei Menschen nie bewiesen, dass Oxybenzon das Krebsrisiko erhöht!
Sicher oder nicht sicher?
Wie ich bereits in meinem vorigen Blogartikel betonte, ist die Verwendung eines Sonnenproduktes mit Oxybenzon viele Male sicherer als ungeschützt in der Sonne zu sitzen. Ich wiederhole es noch einmal: Regelmäßiger Sonnenschutz kann circa 80 Prozent aller Hautkrebsfälle verhindern. Und schon ein Sonnenbrand erhöht das Hautkrebsrisiko erheblich. Trotzdem rate ich Ihnen, bewusst nach den Inhaltsstoffen Ihrer Sonnencreme zu schauen und kein Risiko einzugehen! Ich verspreche Ihnen in Kürze eine Liste mit geeigneten Produkten …
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende!
Jetske Ultee
(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)
