Schritt 1 für ein ruhiges Hautbild: Welche Pickel haben Sie eigentlich?
Wenn mir zu einem Thema viele Fragen gestellt werden, dann ist es zum Thema Pickel. Das verwundert eigentlich auch nicht, denn jeder ist ab und zu betroffen. Und wenn selbst ein einzelner Pickel einem ordentlich die Laune verderben kann, was bewirken dann erst mehrere? Obwohl Akne in der Pubertät auftritt, in einer von Selbstzweifeln und Unsicherheiten geprägten Zeit, trifft unruhige Haut auch unglaublich oft Erwachsene. Und auch dann kann es große Auswirkungen haben. Darum möchte ich diesem Thema noch einmal einen Artikel widmen, denn meiner Erfahrung nach ist die Behandlungsweise nicht immer richtig.
Unterschiedliche Pickel
Das wichtigste ist die Erkenntnis, dass es unterschiedliche Arten von Pickeln gibt. Um es noch etwas komplizierter zu machen: Sie können auch von mehreren Arten gleichzeitig betroffen sein. Um Pickel richtig behandeln zu können, muss erst geklärt werden, um welche Beschwerden es sich handelt. Sonst ist es wahrscheinlich, dass die Behandlung wirkungslos ist oder sich die Beschwerden gar verschlimmern.
Welche Pickelarten gibt es? Was ich Ihnen dazu sagen kann, finden Sie nicht in den dermatologischen Handbüchern, es stammt aus meinem eigenen Manual, das auf meinen Erfahrungen und den wissenschaftlichen Studien basiert, die ich regelmäßig zu diesem Thema lese. Für mich ist diese Einteilung wirklich unentbehrlich, da jeder Akne-Typ eine andere Herangehensweise erfordert.
Welche Pickelarten gibt es?
- 1. Pickel, die durch ein hormonelles Ungleichgewicht hervorgerufen werden
Das ist die „offizielle“ Akne, die dadurch verursacht wird, dass bestimmte Hormone eine Überproduktion der Talgproduktion verursachen, sich Hautzellen vermehren und die Talgdrüsen verstopfen. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind nicht nur männliche Hormone für hormonelle Akne verantwortlich, auch Insulin und IGF-1 sind wichtige Faktoren. Das erklärt auch, warum die Beschwerden bei dieser Form durch Zucker, Milchprodukte und andere Nahrungsmittel, die die Insulinproduktion in die Höhe treiben, zunehmen. Auch Stress verschlimmert durch die Produktion von Cortisol hormonelle Akne.
Diese Form von Akne ist oft schlimm, die Entzündungen befinden sich in der Regel tiefer in der Haut und meistens ist eine Kombination von entzündeten Pickeln (in verschiedenen Stadien) und Mitessern sichtbar. Bei Frauen befinden sich die Pickel oft auf der Kinnlinie und dem Kinn.
Von allen Pickelarten ist diese „echte Akne“ am schwierigsten zu behandeln. Sie trifft häufig Teenager, aber auch Frauen in der Menopause und Frauen, die bestimmte Verhütungsmittel z.B. die Mirena-Spirale, verwenden. Auch kurz vor der Menstruation sind Frauen oft betroffen.
Aber auch, wenn Sie kein Teenager und nicht in den Wechseljahren sind, können Sie von einem hormonellen Ungleichgewicht betroffen sein. Zum Beispiel durch chronischen Stress, zu viele hormonell wirksame Stoffe, die Sie aufnehmen oder einen durch ein verändertes Mikrobiom schlecht funktionierenden Darm.
Wussten Sie, dass Darmbakterien Hormone wie Insulin, Östrogen und Testosteron und sogar IGF-1 direkt beeinflussen?
Leiden Sie neben Akne auch an Gewichtszunahme, einem unregelmäßigen Zyklus, PMS und Überbehaarung, dann liegt bei Ihnen möglicherweise eine hormonelles Ungleichgewicht vor. Aber auch Symptome wie Ruhelosigkeit, Herzrasen, Schlafprobleme, extreme Müdigkeit, chronische Infektionen, Antriebslosigkeit in Kombination mit Darmbeschwerden können darauf hinweisen, dass mit Ihren Hormonen und damit auch Ihrer Haut etwas nicht stimmt. Jetzt verstehen Sie bestimmt, warum ich es in der Regel nicht befürworte, Antibiotika zur Behandlung von Akne zu verschreiben.
- 2. Pickel, die durch einen chronischen Entzündungsprozess im Körper hervorgerufen werden
Diese Pickel sind oft oberflächlicher und kleiner als die bei hormoneller Akne. Aufgrund verschiedener Probleme wie Nahrungsmittelallergien, dem Leaky-Gut-Syndrom oder übermäßigem Bakterienwachstum im Darm reagiert Ihr Körper (und Ihr Immunsystem) sehr stark auf bestimmte (äußere) Stoffe von Hautbakterien, Pilzen und Hautmilben (Demodex-Milben). Es lässt sich ganz gut mit Heuschnupfen vergleichen: Das eigene Immunsystem reagiert im Vergleich zu dem anderer Menschen sehr stark auf einen bestimmten Stoff. Auch durch die Hauterkrankung Rosazea verursachte Pickel fallen in diese Kategorie.
Diese Pickel treten häufig in Kombination mit Pickeln auf, die durch Hormone verursacht werden. In vielen Fällen hat dann die gestörte Darmfunktion ein hormonelles Ungleichgewicht hervorgerufen. Es ist auch möglich, dass das hormonelle Ungleichgewicht, meistens durch das Stresshormon Cortisol, einen chronischen Entzündungsprozess im Körper verursacht.
- 3. Pickel, die durch ein übermäßiges Wachstum von Pilzen, Milben oder Bakterien hervorgerufen werden
Ich habe gerade eben bereits über die Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber bestimmten Bakterien, Pilzen und Demodex-Milben auf der Haut gesagt. Es gibt auch Menschen, die keine überempfindliche Haut haben, bei denen sich die oben genannten Bakterien, Pilze und Milben jedoch stark vermehren. Das ist häufig bei Pityrosporum Folliculitis der Fall. Bezeichnend für diese Pickel ist, dass sie nicht auf Antibiotika ansprechen, sondern sich dadurch erst recht verschlimmern. Antibiotika, die normalerweise gegen Akne verschrieben werden, töten die Bakterien ab, die das Pilzwachstum im Zaum halten.
Pityrosporum Folliculitis zeichnet sich in der Regel durch hautfarbige, kleine Pickel aus, die vor allem auf der Stirn auftreten und manchmal jucken. Die Pickel lassen sich in der Regel gut behandeln, kehren jedoch oft wieder zurück. Pilze lieben Feuchtigkeit und Wärme, sie manifestieren sich darum vor allem in den Sommermonaten.
Auch ein übermäßiges Wachstum von Hautmilben (Demodex-Milben) können Pickel verursachen. Das zugrundeliegende Problem lässt sich sehr einfach mithilfe eines Mikroskops feststellen. Schade, dass es nur von sehr wenigen Ärzten kontrolliert wird, denn das Problem lässt sich gut behandeln, ist jedoch nicht mit den Standard-Behandlungsmethoden gegen Akne zu heilen. Wenn Sie sehr viel Demodex-Milben auf der Haut haben, dann ist Ihre Haut meistens gerötet und weist neben Pickeln auch feine Hautschüppchen auf. Diese Pickel können genauso wie bei Pityrosporum Folliculitis sehr schnell entstehen. Dazu kann Juckreiz auftreten. Warnzeichen sind häufige Augenentzündungen oder Rötungen.
Pickel als Folge eines übermäßigen Bakterienwachstums sind meistens etwas kleiner und roter als Pityrosporum Folliculitis. Sie können auch etwas Eiter enthalten, aber in der Regel treten keine Mitesser auf. Vereinzelt bildet sich auch etwas Schorf.
Ob es sich nun um ein übermäßiges Pilz-, Milben oder Bakterien-Wachstum handelt, kann ein Arzt leicht feststellen. Sie sollten jedoch bedenken, dass ein übermäßiges Wachstum dieser „Hautbewohner“ in der Regel einen Grund hat. Das können beispielsweise ein geschwächtes Immunsystem, eine schlecht funktionierende Hautbarriere oder eine unzureichende Hautreinigung sein. Sie können diese „Bewohner“ vertreiben, sollten Sie jedoch die Ursache nicht bekämpfen, werden sie schnell zurückkommen.
- 4. Pickel, die durch Hautreizungen hervorgerufen werden
Manchmal sind Pickel auch einfach nur die Folge eines „oberflächlichen“ Hautproblems, das durch Reizung entstanden ist. Das umliegende Hautareal ist dann oft rot und unruhig und die Pickel sind klein. Eine bekannte Ursache solcher Pickel ist die falsche Verwendung von Hautpflegeprodukten. Und das kommt sehr häufig vor! Ich sehe zudem oft, dass Betroffene mit Pickeln aus der ersten Kategorie (hormonelles Ungleichgewicht) das Pickelwachstum fördern, weil sie ihre Haut zu aggressiv behandeln.
Sollten Sie von solchen Pickeln betroffen sein, verbessert sich Ihr Hautzustand schnell, wenn Sie Ihre Haut eine Zeit lang in Ruhe lassen und im Anschluss beginnen, beruhigende, milde Produkte zu verwenden.
Im nächsten Blogartikel mehr zum Thema
Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich von all diesen Informationen regelrecht erschlagen fühlen. Und dass Sie auch gern mehr darüber wissen möchten, wie Sie die verschiedenen Pickel nun am besten behandeln können. Darauf möchte ich in einem nächsten Blogartikel näher eingehen. Aber vielleicht habe ich Ihnen hiermit schon ein wenig helfen können?
Pickel sind für Alt und Jung sehr unangenehm. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit etwas Geduld und Wissen wirklich etwas daran tun kann. In der Zwischenzeit gilt für jede Haut mit (allen Arten von) Pickeln: milde Pflege. Und auch wenn es zu dieser Jahreszeit besonders schwierig ist, probieren Sie, möglichst wenig Zucker und Milchprodukte zu sich zu nehmen. Denken Sie auch daran, dass Stress nicht hilft. Ausreichend Schlaf und Entspannung tun nicht nur unruhiger Haut gut.
Herzliche Grüße
Jetske Ultee
Forschungsärztin kosmetische Dermatologie
