Stress und die Haut
Achten Sie auf Ihre Haut …
Ich kann die Uhr danach stellen. Wenn ich sehr beschäftigt bin, viel Stress habe oder schlecht schlafe, dann sehe ich das im Nu an meiner Haut. Ich bekomme Pickel und meine Haut wird matter und trockener. Ich vermute, dass sehr viele Menschen diese Situation erkennen.
Dennoch wurde der Einfluss von Emotionen auf die Haut lange Zeit als „Unsinn“, „vage“ oder „unwissenschaftlich“ abgetan. Inzwischen kann man das aber nicht mehr „unwissenschaftlich“ nennen. Es gibt genügend Beweise dafür, dass man sich durch negative Emotionen nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes nicht wohl in seiner Haut fühlt! Eigentlich ist das ganz logisch, wenn man bedenkt, dass die Haut viele Nervenenden enthält. Diese können nicht nur äußere Signale (Kälte, Wärme, Schmerzen) signalisieren, sondern reagieren auch auf in unserem Körper zirkulierende Stoffe, die zum Beispiel bei Angst oder Anspannung frei werden. Dazu kommt, dass unsere Haut eine Art Hormonfabrik ist und dass Stress, aber auch Emotionen wie Freude und Verliebtheit, unsere Hormonproduktion beeinflussen. Es lässt sich nicht leugnen, dass Haut und Hirn eng miteinander verknüpft sind!
Stress, Pickel, erschlaffte Haut, Falten und noch mehr Probleme
Obwohl noch sehr viele Studien notwendig sind, wissen wir mittlerweile, dass Cortisol der große Übeltäter ist. Bei Stress wird Cortisol ausgeschüttet: Dieses Cortisol ermöglicht, dass wir mit dem Stress umgehen können. Cortisol gibt uns vorübergehend mehr Energie und Kraft, damit wir es schaffen, aus der unangenehmen Situation, in der wir uns befinden, herauszukommen. Cortisol ist also ein sehr nützlicher Stoff, es sei denn, es bleibt zu lange in unserem Körper. Das passiert zum Beispiel, wenn der Tages- und Nachtrhythmus regelmäßig gestört wird oder wenn man unter chronischem Stress leidet. Ein langfristig erhöhter Cortisolspiegel macht uns dicker, müde und trübsinnig, zerstört unsere Blutgefäße und lässt uns schneller altern. Ein langfristig erhöhter Cortisolspiegel hat auch viele negative Effekte auf die Haut. Wir bekommen nicht nur Pickel, weil in unserem Körper entzündungsfördernde Substanzen produziert werden, sondern auch, weil die Talgproduktion steigt. Aber nicht nur das: Cortisol beschädigt die Barrierefunktion der Haut, weshalb mehr Feuchtigkeit verdunstet und die Haut (trotz der anfänglich erhöhten Talgproduktion) auf Dauer trocken und matt wird. Das kann zu Hautreizungen, Entzündungen oder Rötungen führen. Nicht ohne Grund konnten britische Forscher nachweisen, dass die Wirtschaftskrise zu einer großen Zunahme von Ekzemen, Psoriasis und anderen Hautkrankheiten geführt hat. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, verursacht chronischer (langfristiger) Stress auch noch Hautalterung. Das ist einfach zu erklären, denn der Körper produziert durch die Zunahme von Cortisol Stoffe, die das Kollagen in der Haut zerstören.
Verliebte Mäuse und die Operation „who moved my cheese“
Wenn Sie diesen Artikel gelesen haben, werden Sie sich nicht mehr wundern, dass Wunden erheblich schlechter heilen, wenn man Stress hat. Aus Studien ging zum Beispiel hervor, dass Wunden bei monogamen und verliebten Mäusepärchen erheblich schlechter heilten, wenn man sie trennte. Wenn sie einander noch riechen oder sehen konnten, heilten die Wunden wieder ein bisschen schneller. Obwohl ich das Experiment ziemlich traurig finde, ist es trotzdem romantisch … Bei Menschen ist das nämlich auch so. Studien zeigten nämlich, dass Wunden (während eines Krankenhausaufenthalts) bei Menschen in einer schlechten Beziehung mit Kommunikationsproblemen schlechter heilten. Mich wundert es nicht, denn ich habe in meiner eigenen Doktorarbeit vor einigen Jahren schon sehr deutlich aufzeigen können, dass Nervenverletzungen bei Menschen, die kurz nach dem Unfall mehr unter Stress leiden, schlechter heilen. Neben der verzögerten Wundheilung scheint Stress auch das Hautkrebsrisiko zu erhöhen. In einer Studie namens „Who moved my cheese“ stellte sich heraus, dass Mäuse mit viel Stress schneller Hautkrebs entwickelten, wenn sie UV-Licht ausgesetzt wurden, als entspannte Mäuse. Sie sollten also tief durchatmen, wenn Ihnen das nächste Mal auf dem Weg zum Strand (nach drei Stunden im Stau mit quengelnden Kindern auf dem Rücksitz) jemand aus der falschen Fahrtrichtung den allerletzten Parkplatz vor der Nase wegschnappt!
Zen …
Ich bin aber erst in Aktion gekommen, als Dermatologin Dr. Patricia Wexl nachwies, dass langfristiger Stress außer den eben genannten Nachteilen auch noch unerwünschten Bart- und Haarwuchs verursachen kann. Ich habe mich sofort für einen Yoga-Workshop angemeldet, der Wochenendausflug ist geplant, die spirituellen Bücher habe ich heruntergeladen und mir eine Hängematte gekauft. Nun muss ich nur noch sehen, woher ich die Zeit dafür nehme!
Genießen Sie ein schönes, ruhiges und vor allem entspanntes Wochenende …
Herzliche Grüße
Jetske Ultee
(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)
Weiterlesen:
Stress verschlechtert den Hautzustand