Warum Antioxidantien wirklich nicht mehr in Ihren Sonnenpflegeprodukten fehlen dürfen

Und plötzlich ist es Frühling. Wie sehr habe ich mich darauf gefreut. Es scheint, als ob ich jedes Jahr mehr Mühe habe, die dunklen kalten Tage zu ertragen. Wenn möglich, versuche ich der winterlichen Kälte zu entkommen und fahre mit der ganzen Familie in die Tropen. Herrlich! Leider denkt meine Haut ganz anders darüber. So dicht am Äquator kann man sich gar nicht gut genug eincremen und sollte man einige andere Maßnahmen treffen, um die Haut vor Sonnenschäden zu bewahren. Darum nehme ich immer eine Unmenge an Caps, Hüten und Sonnenbrillen mit. Außerdem statte ich meine Haut mit einer stattlichen Dosis Antioxidantien aus. Und das ist nicht nur in den Tropen ein guter Rat, auch hier im eigenen Land.

Nur UV-Filter reichen nicht aus

UV-Filter blockieren die UVB-Strahlung; ein gutes Produkt auch die UVA-Strahlen. Die Strahlung vollständig zu blockieren, funktioniert leider nicht. Nicht nur, weil die Filter das nicht leisten können, sondern auch, weil sich niemand perfekt eincremen kann. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren deutlich geworden ist, dass nicht nur UVB- und UVA-Strahlen, sondern auch Infrarotlicht und sogar sichtbares Licht Hautschäden verursachen können. Und davor bieten unsere UV-Filter keinen wirksamen Schutz.

Gesunde, junge Haut verfügt von Natur aus über ausreichend Antioxidantien, um freie Radikale einzufangen, die durch Sonneneinstrahlung entstehen. Im Alter und bei nachlassender Hautfunktion, lässt diese natürliche Verteidigung nach, wodurch die Anzahl freier Radikale stark zunehmen kann. Daher ist es vor allem im Alter kein Luxus, den Antioxidantienvorrat aufzufüllen,bevor diese freien Radikalen Schaden anrichten. Denn dieser Vorrat kann die freien Radikale neutralisieren. Das geht zum einen über die Ernährung und zum anderen über Hautpflegeprodukte, die Antioxidantien enthalten.

Antioxidantien in Nahrungsmitteln

Vor ein paar Jahren habe ich zusammen mit einer Gruppe Studenten der Wageningen University in den Niederlanden den Einfluss verschiedener Nährstoffe auf Hautreaktionen nach Einwirkung von UV-Strahlung untersucht. Es steht fest, dass eine antioxidantienreiche Ernährung die Haut (zum Teil) vor UV-Schäden schützen kann.

Die am häufigsten untersuchten Nährstoffe sind Carotinoide, Vitamin C und E sowie Polyphenole. So zeigte eine Studie, dass bei den Testpersonen, die zehn Wochen lang täglich 40 Gramm Tomatenpüree aßen, 40 Prozent weniger Rötungen nach UV-Einstrahlung auftraten. Sollten Sie es nicht wirklich lecker finden, täglich ein Döschen Tomatenpüree zu essen: auch grüner Tee, Kaffee und Pistazien können schützen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass der Effekt nicht sofort eintritt. Beginnen Sie also nicht erst ein paar Wochen vor Ihrer Reise in den Süden mit Ihrer „Sonnenschutz-Diät“. Außerdem sind erhebliche Mengen an Antioxidantien notwendig: Mit einer Möhre am Tag werden Sie nichts erreichen.

Astaxanthin-Tablette

Mein Favorit unter den Nährstoffen, die vor UV-Strahlung schützen, ist Astaxanthin. Um eine ausreichende Menge davon zu sich zu nehmen, können Sie sehr viel Lachs essen. Einfacher ist es jedoch, ein Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Aus einer neuen Studie geht hervor, dass die tägliche Einnahme von 4 mg bereits nach zwei Wochen vor Sonnenschäden schützt. Da der Stoff auch noch sehr viele andere nützliche Dinge im Körper verrichtet, nehme ich täglich eine Tablette.

Antioxidantien in Hautpflegeprodukten

Die Ernährung ist wichtig, manchmal ist es jedoch effektiver, die Antioxidantien direkt auf die Haut aufzutragen. Über Nahrungsmittel aufgenommen, erreichen die Stoffe nämlich nicht immer ihren Bestimmungsort.
Zum UV-schützenden Effekt von Sonnencremes, die Antioxidantien enthalten, gibt es viele Studien. So kann eine Konzentration von 0,2% Niacinamid (Vitamin B3) bereits präventiv vor Sonnenschäden wirken. Auch von Vitamin A, Koffein, Vitamin C und E, Ubichinon (Coenzym Q-10), Traubenkern (Grape seed) und Ferulasäure (Ferulic acid) hat man herausgefunden, dass sie die Haut vor der Sonne schützen. Dazu muss ich jedoch noch etwas anmerken: Obwohl feststeht, dass auf die Haut aufgetragene Antioxidantien schützen können, wurden viele dieser Studien mit „frischen“ Stoffen und einer ausreichend hohen Konzentration durchgeführt. Das sieht in kommerziellen Produkten doch anders aus.

Und was ist mit der Konzentration?

Aus einer Studie aus dem Jahr 2011 ging hervor, dass von den zwölf untersuchten Sonnenschutzprodukten mit Antioxidantien bei zehn überhaupt keine antioxidative Wirkung festzustellen war und bei zwei lediglich eine sehr mäßige. Und das ist wirklich keine Überraschung. Wie ich öfter sage, lassen sich Antioxidantien nur schwer in einem Produkt bewahren. Und Hersteller fügen ihrem Produkt nur ungern hohe Konzentrationen hinzu.

Darum rate ich auch immer dazu, unter der Sonnencreme immer noch eine Creme oder ein Serum mit Antioxidantien aufzutragen. Und wenn das Produkt dann luftdicht verpackt ist, ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Ihre Haut gut vor der Sonne geschützt ist.

 

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

 

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