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Was kostet eine gute Creme?

Vor einigen Wochen wurde ich von den Machern des niederländischen Programms De Rekenkamer kontaktiert. Die Redaktion wollte einen Bericht zum Thema Tagescreme machen und was die kostet. Wofür verwenden wir die eigentlich? Was muss enthalten sein und bieten teure Produkt einen Mehrwert? Viele meiner Kollegen geben ungern einen Blick in ihre Produktion. Ich fand es aber gerade schön, für etwas mehr Deutlichkeit sorgen zu können.

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Hier finden Sie den Bericht über Cremes von De Rekenkamer

Warum verwenden wir Cremes?

Eine Creme muss dafür sorgen, dass die Barrierefunktion der Haut aufrechterhalten wird. Dadurch verliert die Haut nicht so schnell Feuchtigkeit. Außerdem versorgt eine Creme die Haut mit feuchtigkeitsbindenden Stoffen. Ist das notwendig? Ja, ich denke, dass die Haut vieler Menschen das braucht. Der Schutzmechanismus ist nämlich spürbar schädlichen äußeren Einflüssen ausgesetzt, wie UV-Strahlung und Luftverschmutzung, aber beispielsweise auch Temperaturschwankungen, Klimaanlagen und Zigarettenrauch. Das kann die Haut austrocknen und reizen. Mit zunehmendem Alter kann sich die Haut außerdem immer schlechter regenerieren. Der Vorrat an Antioxidantien schrumpft und die Zellerneuerung läuft langsamer ab. Gute Cremes können die Mängel ausgleichen.

Hydratisieren kostet ein paar Euro

Wenn eine Creme lediglich hydratisieren soll, braucht sie nicht teuer zu sein. Zusammen mit der Redaktion des Programms De Rekenkamer habe ich den Minimumpreis einer einfachen hydratisierenden Creme pauschal berechnet. Die Basis einer solchen Creme besteht aus Wasser + Fett + Emulgator + Konservierungsmittel + Verdickungsmittel + eventuelle Duft- und Farbstoffe. Die Inhaltsstoffe, die ich kaufte, kosteten 1,33 Euro für 50 ml. Natürlich kommen im Normalfall noch die Kosten für die Verpackung, den Transport, das Marketing, die Entwicklung, die Sicherheits- und Stabilitätstests und die Dokumentation und das eventuelle Entwickeln von Patenten und Forschung hinzu. Aber im Prinzip könnte man diese Kosten mit fünf Euro decken. Das gilt insbesondere für große Unternehmen, die große Mengen Verpackungen und Rohstoffe einkaufen können.

Warum sind Cremes meistens teurer?

Die meisten Cremes enthalten deutlich mehr Inhaltsstoffe als ich in meinem Beispiel aufgeführt habe. Eine Creme muss sich nämlich schön anfühlen und die richtige Textur und Farbe haben. Das ist sehr wichtig. Und solche Stoffe machen ein Produkt teurer.
Feuchtigkeitscremes, die außerdem zusätzliche Wirkstoffe enthalten, sind noch teurer.
Möchten Sie gern schöne Stoffe mit nachgewiesener Wirkung, wie Süßholzwurzel, in Ihrer Creme? Dann werden Sie tiefer in die Tasche greifen müssen. Zu den teuersten aktiven Inhaltsstoffen, die eine Creme enthalten kann, gehören Resveratrol und stabilisiertes Vitamin C. Aber auch bestimmte pflanzliche Öle sind wertvoll, wie Arganöl und Abyssinian-Öl. Ein Rechenbeispiel: Möchten Sie 50 ml Creme 5 % stabilisiertes Vitamin C hinzugeben (da dies die optimale Konzentration ist, wenn es wirklich wirken soll), dann kann der Kostpreis Ihres Produkts um vier bis fünf Euro steigen.

Und noch mehr Kosten

Die Inhaltsstoffe sind nur für einen Teil des Preises verantwortlich. Viele denken nicht darüber nach, dass die Verpackung den Preis stark beeinflusst: Tuben sind am preiswertesten, danach kommen die Tiegel und die luftdichten Pumpspender sind am teuersten. Darüber hinaus ist auch der Aufdruck wichtig: Etiketten sind deutlich günstiger als ein echter Druck, der kostet viel mehr. Und dann spielt auch die Auflage noch eine Rolle. Stellen Sie als Unternehmen ein Mal eine große Batch her, mit der Sie einen großen Vorrat anlegen können, ist das natürlich viel vorteilhafter als die Produktion kleiner Mengen. Kosmetikhersteller, die nicht möchten, dass ihre aktiven Inhaltsstoffe ihre Wirksamkeit verlieren, produzieren jedoch eher kleine Mengen, was wiederum teurer ist.
Auch die Lagerung (gekühlt oder ungekühlt) wirkt sich auf den Preis aus. Hinzu kommt noch, dass Produzenten, die über Geschäfte verkaufen, ungefähr die Hälfte der Gewinnspanne an den Zwischenhändler bezahlen müssen. Es ist darum unmöglich, einen hochwertigen Moisturizer für unter 15 Euro herzustellen.
Rechnen Sie einmal mit: Bei einem Produkt von um die 10 Euro kommt man, wenn man die übrigen Kosten (Recherche, Verpackung, Marketing und Overhead) abzieht, auf weniger als € 0,50 für den Inhalt. 50 Cent – Das ist nur möglich, wenn das Produkt hauptsächlich aus Wasser und Öl und einem Minimum an aktiven Inhaltsstoffen besteht.

Ist teuer doch besser?

Nein. Ein hoher Preis bietet leider keine Garantie für die Wirksamkeit. Über 100 Euro für einen schönen Tiegel Creme bezahlen? Sie sollten bedenken, dass keine einzige Kombination von Inhaltsstoffen einen solchen Preis rechtfertigt. Selbst dann nicht, wenn das Produkt hohe Konzentrationen eines Wirkstoffs enthält (was aber leider selten der Fall ist). Es ist aber so, dass beispielsweise gute Recherche zum Produkt oder den Inhaltsstoffen Geld kostet. Und dann gibt es natürlich auch noch so etwas wie Markenwahrnehmung. Auch das beeinflusst schließlich den Preis und was die Creme kostet. Ich habe einmal in einer Studie gelesen, dass der Effekt, den der Kauf eines Luxusprodukts hat, im Gehirn messbar ist. Unser Gehirn sagt uns dann, dass das teure Produkt besser ist und sorgt für ein gutes Gefühl.

Erwarten Sie keine Wunder, auch nicht von teuren Produkten

Gut entwickelte Cremes wirken mit Sicherheit – Wunder sollten Sie jedoch nicht erwarten. Kein Produkt kann innerhalb einer Woche trockene Stellen oder feine Linien verschwinden lassen.
Hydratisieren werden alle Cremes, egal ob preiswert oder teuer. Der Nachteil bleibt jedoch, dass viele Produkte auch eine Vielzahl schlechter Stoffe enthalten, die die Haut nicht nur hydratisieren, sondern auch reizen. Und das verursacht auf Dauer Falten.

Kontrollieren Sie die Liste der Inhaltsstoffe

Um zu bestimmen, ob ein Produkt seinen Preis auch wert ist und gut zusammengesetzt ist, können Sie sich die Liste der Inhaltsstoffe ansehen. Doch das hat auch einen Haken. Auch wenn der Name eines schönen Stoffes auf der Verpackung steht, sagt das noch lange nichts über die verwendete Konzentration aus. Das sogenannte „Angel dusting“ ist ein häufiges Phänomen in der Kosmetikwelt. Das bedeutet, dass einem Produkt eine sehr geringe Menge eines aktiven Stoffes zugefügt wird; zu wenig, um etwas bewirken zu können. Der Wirkstoff darf dann aber trotzdem auf der Liste der Inhaltsstoffe stehen.

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

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