Wimpern-verlängerungen

Vor ein paar Wochen fragte mich ein Journalist der niederländischen Wochenzeitschrift Flair nach meinem größten „Schönheitsunfall“. Darüber könnte ich zwar ein paar Blogartikel schreiben, aber ich werde mich auf den Fehler, den mir noch deutlich vor Augen habe beschränken, nämlich meine „lash extensions“. Obwohl ich schöne Wimpern habe, hatte eine Visagistin mir für ein Fotoshooting einmal ein Paar unechte Wimpern angeklebt. Der Effekt war sehr subtil und ich fand es sehr schön.

Als ich später irgendwo las, dass es auch eine Wimpernverlängerung gibt, die einige Wochen hält und Augen-Make-up überflüssig macht (fand ich eine gute Idee im Sommer), habe ich sofort eine Behandlung gebucht. Obwohl ich wiederholt sagte, dass es wirklich natürlich aussehen sollte, war ich fast zu Tode erschrocken, als ich mich schließlich im Spiegel sah … Auch meine Kinder wollten, nachdem sie sich von ihrem Lachkrampf erholt hatten, ihre vertraute Mutter zurück. Ich werde Ihnen den Rest Geschichte ersparen, aber Wimpernverlängerungen haben sich für mich erledigt!

Wimpernausfall

Nachdem meine unechten Wimpern schnellstens entfernt waren, waren meine echten Wimpern in einem desolaten Zustand. Aber auch ohne eine derartig dumme Aktion, können die Wimperhaare ausfallen. Einer der häufigsten Gründe für Wimpernausfall (auch Madarosis genannt) ist schlechte Mascara. Vor allem wasserfeste Mascaras, das zu grobe Reinigen der Augen mit ungeeigneten Produkten und das häufige Reiben der Augen können Wimpernausfall verursachen. Es kann aber auch sein, dass Ihre Wimpern und Augenbrauen von Demodex-Milben befallen sind. Das passiert vor allem häufig bei Menschen mit Rosazea. Auch andere Hauterkrankungen und Augenentzündungen können zu Wimpernverlust führen, zum Beispiel seborrhoisches Ekzem, Psoriasis, Alopecia und atopische Dermatitis. Bei Frauen in den Wechseljahren können die Wimpern dünner werden, denn der schwankende Östrogenspiegel sorgt für dünnere Wimperhaare und Haarausfall. Schließlich können auch bestimmte Erkrankungen, wie Schilddrüsenerkrankungen und die Einnahme bestimmter Medikamente, zu Wimpernverlust führen. So beispielsweise Isotretinoin gegen Akne sowie cholesterin- und blutdrucksenkende Tabletten. Es ist also eine lange Liste!

Erste Hilfe

Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Wimpern dünner werden, schauen Sie sich dann zuerst Ihr Augen-Make-up und Ihren Augen-Make-up-Entferner an. Testen Sie, ob eine Mascara auf Wasserbasis für Besserung sorgt und reinigen Sie Ihre Augen jeden Abend ruhig und sorgfältig mit einem unparfümierten Reiniger oder Öl. Tritt keine Besserung ein, konsultieren Sie dann Ihren Arzt. Es ist möglich, dass eine unterliegende Erkrankung den Wimpernausfall verursacht. Sind Sie von Wimpernausfall betroffen und haben Sie Rosazea, dann könnten Sie Ihre Wimpern und Augenbrauen sehr vorsichtig mit verdünntem Teebaumöl reinigen.

Wimpern verlängernde Kosmetik

Vor einigen Jahren wurde bekannt, dass Menschen, die Augentropfen mit Prostaglandin zur Senkung eines erhöhten Augeninnendrucks benutzten, lange Wimpern bekamen. Die Kosmetikindustrie sah ihre Chance und wendete diesen Stoff in angepasster Form danach auch in Kosmetikprodukten an. Ob diese Wimpern verlängernden Produkte wirken, hängt ganz davon ab, welche Inhaltsstoffe in welcher Konzentration sie enthalten. Studien zeigten aber, dass die Wimpern tatsächlich dunkler, voller und länger werden können, wenn solche Produkte einen Stoff enthalten, der wie Prostaglandin wirkt (ein sogenanntes Prostaglandin-Analogon). Beispiele für solche Produkte sind RevitaLash, Latisse (rezeptpflichtig), Neulash und Nutraluxe MD Lash.
Wie in Kosmetikland üblich, gibt es auch viele „Trittbrettfahrer“ auf dem Markt. Wenn auf der Liste der Inhaltsstoffe kein Bimatoprost, Latanoprost, Travoprost, Isopropyl Cloprostenate, Dechloro Dihydroxy Difluoro Ethylcloprostenolamide, Methylamido Dihydro Noralfaprostal, 17-Phenyl Trinor Prostaglandin E2 Serinol Amide steht, haben Sie sehr wahrscheinlich die Katze im Sack gekauft. Eine schwedische Studie zeigte, dass das beim Großteil der „Wimpern verlängernden Produkte“ der Fall war. Ob derartige Produkte sicher sind, ist meiner Meinung nach schwer zu beurteilen. Es gibt keine Studien zu den Langzeitwirkungen und obwohl wir über Bimatoprost ziemlich viel wissen, ist über die in den Kosmetikprodukten enthaltenen Analoge fast nichts bekannt. Wir wissen aber, dass derartige Stoffe bei der Anwendung im Auge neben der Wimpernverlängerung auch zu Juckreiz, Hautreizungen, trockenen oder brennenden Augen führen können. Zudem treten gelegentlich Sehstörungen auf, da die Netzhaut dicker wird. Die Wirkstoffe können auch dunkle Verfärbungen der Iris (dieser Effekt ist unumkehrbar) und Pigmentflecken auf der Haut auslösen. Wenn Sie sich dafür entscheiden, derartige Produkte zu verwenden, achten Sie dann darauf, dass nichts in die Augen gelangt und beenden Sie die Anwendung sofort, wenn sich Ihre Augen gereizt anfühlen. Sie sollten sich auch darüber bewusst sein, dass der Effekt aufhört, wenn Sie die Anwendung einstellen. Sollten Sie es weiterhin verwenden wollen, dann ist das eine teure Angelegenheit, denn eine Flasche für drei Monate kostet mindestens 75 Euro. Das sind ungefähr 300 Euro pro Jahr. Dann doch lieber wieder die herkömmliche Mascara oder vielleicht noch besser, einfach mit dem zufrieden sein, was Mutter Natur uns gegeben hat …

Herzliche Grüße
Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)