Was bewirken Gesichtsmasken aus Ton für die Haut?

Ich bin verrückt nach State-of-the-art-Kosmetika mit innovativen Inhaltsstoffen in schönen hightech airless Verpackungen, habe aber auch eine Schwäche für natürliche Stoffe, die bereits seit Jahrhunderten verwendet werden. Einfach, pur und oft sehr günstig. Einer dieser uralten Inhaltsstoffe aus der Natur ist Ton.

Uralter Trend

Sie können es in der Parfümerie in einer teuren Tube kaufen, aber schon die alten Ägypter, Griechen und Römer wussten, dass ein Moorbad oder eine Gesichtsmaske aus Ton nicht teuer sein braucht. Sie verwendeten es zur Wundheilung und zum Stillen von Blutungen. Sogar Hippokrates war schon von der „übernatürlichen Wirkung“ der Erde von unter anderem der griechischen Insel Samos begeistert. Auch im restlichen Europa wird Ton seit Langem genutzt. Im 17. Jahrhundert konnte man sich in den Thermen in Frankreich, Italien und Deutschland schon mit einer dicken Tonschicht behandeln lassen. Und inzwischen kann man an Orte wie Island fliegen, um in einer geothermischen Quelle mit einem exotischen Namen wie Blue Lagoon zu baden.

Was bewirkt Ton für die Haut?

Es wurde sehr viel über die positiven Auswirkungen von Ton auf die Haut geschrieben und so viel ist sicher: Ton kann Bakterien und Pilze abtöten. Außerdem kann er überschüssiges Öl bzw. überschüssigen Talg aufnehmen. Darum ist eine Gesichtsmaske aus Ton vor allem bei fettigerer Haut mit Akne geeignet. Und doch ist es für mich nicht der beste Stoff zum Reinigen der Poren. Ton besitzt nicht die besonderen Eigenschaften von Salicylsäure zum Beispiel, die dafür sorgen, dass sich abgestorbene Hautzellen leichter lösen. Zudem können Gesichtsmasken aus Ton die Haut sehr austrocknen, wodurch die Talgproduktion wiederum ansteigen kann. Also: in Maßen verwenden.

Obwohl sich in der Literatur auch Hinweise darauf finden, dass Tonmineralien die Kollagenbildung stimulieren, sind die Belege dafür noch nicht sehr überzeugend. Meiner Meinung nach sollte man eher Stoffen wie Vitamin C und Vitamin-A-Säure vertrauen.

Welchen Ton sollten Sie benutzen?

Es gibt sehr viele verschiedene Sorten Ton, in allerlei schönen Farben. Welche sollte man nun für die Haut verwenden?

Kaolin und Bentonit sind wahrscheinlich die bekanntesten Tonsorten. Bentonit besteht aus Vulkanasche und hat eine graue bis cremeweiße Farbe. Er besitzt eine außerordentlich hohe Absorptionsfahigkeit, nicht nur von Feuchtigkeit, sondern auch von Talg. Dieser Ton wird darum auch in Produkten für fettige Haut oder bei Aknebeschwerden eingesetzt. Sie sollten damit jedoch aufpassen, denn er kann die Haut austrocknen.

Bentonit, auch Natrium-Ton genannt, besteht übrigens zu zwei Dritteln aus Montmorillonit. Diesen Stoff, der nach dem Fundort im französischen Montmorillon benannt wurde, werden Sie darum auch oft auf der Liste der Inhaltsstoffe antreffen, beispielsweise bei Produkten mit grünem Ton (French green clay). Und wussten Sie, dass Talk auch ein Tonmineral aus derselben Gruppe ist?

Grüne Ton-Puder verdanken ihre Farbe dem Gehalt an Eisenoxiden und pflanzlichem Material. Grünem Ton werden oft entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Aus einer französischen Studie ging beispielsweise hervor, dass sich grüne Tonerde sehr gut eignet, um Infektionen des Nabelstumpfs vorzubeugen.

Von Kaolin, auch chinesischer Ton genannt, ist vor allem der weiße Ton bekannt, obwohl er auch in anderen Farben vorkommt. Durch die Zusammensetzung der Mineralien und anderer (weniger stark absorbierender) Stoffe wird Kaolin eher für sensible Haut empfohlen.

Sehr beliebt ist dann noch der beige-rosafarbene Ghassoul-Ton aus Marokko. Diese milde Tonsorte aus dem Atlas-Gebirge, die auch unter dem Namen Rassoul verkauft wird, wird seit Jahrhunderten für Haare und Gesicht verwendet. Auch Ghassoul wird wegen seiner reinigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften hochgelobt. Ich habe leider keine spezifischen, wissenschaftlichen Studien zu Gesichtsmasken aus dieser Tonsorte, die sehr reich an Silizium und Magnesium ist, gefunden Von Magnesium-Bädern ist jedoch zum Beispiel bekannt, dass sie die Haut beruhigen und stärken können.

Für alle Moorbäder gilt im Allgemeinen natürlich, dass sie aufgrund ihrer Mineralienzusammensetzung verwendet werden.

Selbst anmischen?

Tonsorten, von Talk bis hin zu Kaolin, werden aufgrund ihrer absorbierenden und bindenden Eigenschaften in einer Vielzahl von Kosmetikprodukten verarbeitet, von Zahnpasta und Puder bis hin zu Sonnenschutzprodukten. Das Angebot an Gesichtsmaske aus Ton ist enorm. Da sehr viele Tiegel und Tuben mit fertig angemischten Gesichtsmasken aus Ton immer wieder Zusätze oder Duftstoffe enthalten, die die Haut reizen können, rate ich zur Verwendung von reinen Tonpulvern. Diese habe ich unter anderem bei Natural Heroes gefunden. Es gibt eine grüne (französischer grüner Ton), einen rote (Illit) sowie eine weiße Variante (Kaolin). Hier habe ich auch Ghassoul-Ton gefunden.

Das Hinzufügen von Wasser kurz vor der Anwendung gibt den Mineralien im Ton die benötigte Ladung. Diese negative Ladung sorgt dafür, dass die Tonpartikel ihre Wirkung auf der Haut entfalten und Toxine und Talg binden können. Verwenden Sie darum besser keine Metallschüssel, sondern eine aus Plastik oder Keramik.

Lassen Sie die Gesichtsmaske aus Ton auch nie zu lange einwirken. Spülen Sie das Produkt am besten ab, bevor es vollständig getrocknet ist.  So verhindern Sie, dass Ihre Haut danach spannt oder beschädigt wird.  Spülen Sie die Maske immer mit reichlich Wasser ab. Noch besser ist es, wenn Sie den Ton mit einem pflanzlichen Öl statt mit Wasser anmischen. Dann trocknet die Maske erst gar nicht (schnell) aus.

Sollten Sie am Körper unreine Haut haben, beispielsweise Pickel auf dem Rücken, können Sie Ihrem Badewasser auch etwas Tonerde hinzufügen, um Ihre Haut gründlich zu reinigen. Wussten Sie, dass Tonerde, auch als grünes Lehmpulver bezeichnet, auch sehr gut gegen Windelausschlag hilft? Einfach eine kleine Menge reine Tonerde mit etwas Jojobaöl anmischen …

 

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

 

PS:

Wer sich in Moorbäder und Ton vertiefen möchte, dem kann ich diese umfassende systematische Übersichtsarbeit über medizinische Anwendungen im Laufe der Jahrhunderte empfehlen.

 

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