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Über Pickel, Pusteln und Akne

Letzten Montag habe ich im niederländischen Fernsehprogramm Koffietijd über Pickel und Akne erzählt. Die Vielzahl an Reaktionen hat mir gezeigt, wie viele Menschen Probleme mit Pickeln und Akne haben und dass der Informationsbedarf groß ist. In der Sendung gab es natürlich zu wenig Zeit, um alles erzählen zu können. Ein Großteil des unten stehenden Eintrags können Sie übrigens auch in meinem Hautbuch lesen.

Sie sind nicht der Einzige

Gut 90 Prozent der Menschen sind in ihrem Leben von Akne betroffen. Dabei handelt es sich nicht nur um Teenager, sondern auch um erwachsene Männer (25 Prozent) und Frauen (50 Prozent).
Akne kommt häufiger vor als alle anderen Hauterkrankungen zusammen. Dennoch haben Studien gezeigt, dass sich nur ein kleiner Teil der Betroffenen professionelle Hilfe sucht. Das ist schade, denn Akne lässt sich gut behandeln. Je eher man gegen Akne vorgeht, desto kleiner ist das Risiko auf Narben oder Pigmentflecke .

Wie entsteht Akne?

Akne wird durch eine anormale Verhornung der oberen Hautzellen, eine erhöhte Talgproduktion und eine Entzündung der Haut durch anwesende Bakterien verursacht. Die Behandlung von Akne ist nur dann sinnvoll, wenn gegen all diese Punkte gleichzeitig vorgegangen wird. Und das ist auch der Grund, warum die meisten Akne-Behandlungen nicht funktionieren.

„Externe“ Ursachen: Kosmetik, Ernährung, Stress und Rauchen
Obwohl Akne durch eine Kombination von erblicher Veranlagung und hormonalen Störungen entsteht, gibt es Faktoren, die sie verschlimmern können. Die Verwendung von Kosmetikprodukten ist eine sehr häufige Ursache. Zu fettige, aber gerade auch zu austrocknende Produkte sowie solche mit reizenden Inhaltsstoffen können Akne verursachen. Beim Großteil der aknegeplagten Menschen sorgt die Anpassung der Hautpflegeroutine schon für eine deutliche Besserung. Auch die Ernährung kann Akne beeinflussen. Mittlerweile steht fest, dass es einen Zusammenhang zwischen Milchprodukten und Akne gibt. Es sieht danach aus, dass die hormonartigen Stoffe in diesen Produkten die Ursache sind. Außer Milchprodukten können auch Nahrungsstoffe mit einem hohen Zuckergehalt Akne beeinflussen. Der Zuckeranstieg im Blut sorgt für die Bildung von Insulin, das die Produktion von Androgenen stimuliert, die dann wiederum die Talgproduktion erhöhen. Aknegeplagte Menschen können ruhig Milchprodukte und zuckerhaltige Produkte essen und trinken, sollten aber aufpassen, dass sie nicht zu viel davon zu sich nehmen.
Nicht nur Ernährung, sondern auch Stress (und zu wenig Schlaf) beeinflussen Akne negativ. Es ist schon länger bekannt, dass Stress Hauterkrankungen wie Ekzeme und Psoriasis verschlimmern kann. Aber Stress macht die Haut auch anfälliger für Bakterien, wodurch sich Akne verschlimmern kann. Peter Elias, Professor für Dermatologie am Universitätskrankenhaus von San Francisco, bewies 2007, dass Stress bei Mäusen zu einer erhöhten Produktion des Stresshormons (Glucocorticoid) führt. Er zeigte, dass dieses Hormon nicht nur die Barrierefunktion der Haut zerstört, sondern auch die Zahl der Stoffe in der Haut verringert, die uns vor Angriffen von Bakterien schützen.
Eine kürzlich veröffentliche Studie im Journal of American Academy of Dermatology zeigte, dass es einen ziemlich großen Zusammenhang zwischen rauchen und Akne gibt. Außerdem ging aus der Studie hervor, dass auch die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten mit dem Schweregrad von Akne korreliert. Es geht hierbei um Akne mit relativ wenig Entzündungen und vor allem um viele Pickel und Mitesser. Das ist die Akne-Form, die am häufigsten bei Erwachsenen vorkommt: Circa 85 Prozent aller von Akne betroffenen Frauen leidet darunter. Rauchen wirkt sich also auch negativ auf Akne aus.

Die Behandlung von Akne

Bevor man Akne erfolgreich behandeln kann, muss man feststellen, um welche Art von Akne es sich handelt. Handelt es sich um eine milde Akne mit vor allem kleinen Pickeln und Komedonen oder gibt es auch viele echte Pickel, Papeln oder sogar Abszessen?
Manchmal sieht es nur so aus, als hätte jemand Akne. In Wirklichkeit steckt aber etwas ganz anderes dahinter. Es ist sehr wichtig, dies zu erkennen, denn wenn diese Symptome wie Akne behandelt werden, verschlimmert sich das Problem möglicherweise noch. Wenn Sie an Rötungen im Gesicht, kleinen sichtbaren Blutgefäßen, sehr sensibler Haut und nicht mit Talg, sondern Flüssigkeit gefüllten Pickeln leiden, dann haben Sie keine Akne. Diese Symptome, oder eine Kombination davon, deuten auf Rosazea hin. Das ist eine unangenehme Erkrankung, für die nach der richtigen Behandlung gesucht werden muss. Ich erwähne es bewusst in diesem Kapitel über Akne, da viele Menschen mit Rosazea (und deren Ärzte) nicht wissen, woran sie leiden. Sie fangen eine Behandlung mit Mitteln an, die für Akne bestimmt sind, und verschlimmern Rosazea damit noch. Eine Krankheit, die Rosazea ähnelt, ist periorale Dermatitis.
Sie kommt insbesondere bei jungen Frauen vor. Dabei treten vor allem rund um den Mund Pickel auf, die meistens keinen Talg enthalten, sich aber trotzdem entzünden können. Auch diese Pickel darf man nicht wie Akne behandeln.
Roter Ausschlag kann auch auf eine allergische Reaktion auf Hautpflegeprodukte oder Make-up hinweisen. Auch diese Pickel enthalten keinen Talg. Oft verursachen diese Pickel zusätzlich Juckreiz.

Verwendung von Hautpflegeprodukten

Es gibt eine sehr wichtige Regel, die man bei der Behandlung von Akne beachten sollte. Aknegeplagte Haut ist grundsätzlich empfindliche und gereizte Haut und sollte deshalb auch dementsprechend behandelt werden. Seien Sie vorsichtig und machen Sie nichts, was die Reizung verschlimmert. Vermeiden Sie parfümierte Produkte und solche mit denaturiertem Alkohol. Verwenden Sie nur Kosmetikprodukte, die wirklich einen Nutzen haben und verwenden Sie diese nicht öfter als angegeben. Je mehr die Haut manipuliert wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Probleme auftreten. Regelmäßige Scrubs oder Dampfbäder verschlimmern Akne. Reinigen Sie die Haut nicht öfter als notwendig und verwenden Sie für aknegeplagte Haut Produkte mit Inhaltsstoffen, deren Wirkung bewiesen wurde. Einer der wirksamsten kosmetischen Inhaltsstoffe für die Behandlung von Akne ist Salicylsäure. Salicylsäure ist ein Peeling und hemmt die Verhornung der Haut und die Verstopfung der Talgdrüsen. Eine Konzentration von ein bis zwei Prozent ist für die Behandlung von milder Akne (Mitesser) in der Regel ausreichend. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass Salicylsäure auch entzündungshemmend wirkt. Auch Benzoylperoxid ist ein sehr geeigneter Inhaltsstoff für die Behandlung von Akne. Es ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, am besten in einer Konzentration von 2,5 Prozent. Das ist stark genug und reizt die Haut weniger als die viel verwendete Konzentration von 5 Prozent. Benzoylperoxid tötet die Bakterie P. acnes und wird schon seit 40 Jahren erfolgreich gegen Akne eingesetzt. Wenn Sie es richtig verwenden (einmal täglich dünn auftragen), wird es von den meisten Menschen problemlos vertragen. Nur ein bis drei Prozent der Anwender entwickeln eine Allergie. Die Haut „gewöhnt“ sich auch nicht daran, sodass es auch langfristig wirksam bleibt. Tragen Sie Benzoylperoxid nicht nur auf den Pickel selbst auf, sondern auf den ganzen betroffenen Bereich. Es dauert ungefähr zwei Wochen, bevor Pickel sichtbar werden. Das heißt, dass Akne sich nicht in zwei Wochen verbessern wird, wenn man mit einem Kosmetikprodukt nur die bestehenden Pickel behandelt. Da Benzoylperoxid bakterienabtötend wirkt, macht die Verwendung wenig Sinn, wenn ausschließlich Komedonen und Quaddeln vorhanden sind. Weitere Substanzen, die aknegeplagte Haut verbessern können, sind entzündungshemmende Stoffe oder solche, die die Hautbarriere regenerieren wie zum Beispiel Niacinamid , Allantoin, grüner Tee, Glycyrrhiza glabra oder Quercetin.
Auch von der lokalen Verwendung von Vitamin C ist bekannt, dass es Akne verringern kann. Bei den meisten Formen von Akne kann man mit den oben genannten Pflegehinweisen oft schon viel verbessern. Möchten Sie wissen, welche Produkte für Ihre Haut geeignet sind, dann können Sie sich die Produktempfehlung auf meinem Blog durchlesen …

Hartnäckige Fälle

In hartnäckigen Fällen muss man jedoch noch mehr tun. Peelings mit hoch konzentrierter Glykolsäure oder besser noch Salicylsäure können Akne stark verbessern. Außerdem können sie die durch Akne entstandenen Pigmentflecken aufhellen. Laser- oder Lichtbehandlungen bekämpfen die Bakterie P. acnes und hemmen die Talgproduktion. Beispiele sind Behandlungen mit dem KTP-Laser oder dem 1064 YAG-Laser. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass auch Pigmentflecken und Narben weniger sichtbar werden. Preisgünstiger sind Behandlungen mit Blau- oder Rotlicht, diese haben jedoch nur eine vorübergehende Wirkung. Für die Behandlung schwerer Akne gibt es die fotodynamische Therapie, die überaktive Talgdrüsen unschädlich macht. Das ist eine neue Behandlungsmethode mit guten Ergebnissen, die leider aber auch sehr teuer ist.

Hilfe! Immer noch Akne!

Aknegeplagte Menschen scheuen sich oft, einen Arzt aufzusuchen.
Für ein gutes Ergebnis muss man aber gute Hautpflegeprodukte und/oder Behandlungen mit ärztlichen Mitteln kombinieren. Deshalb ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Kosmetikerin und Arzt sehr wichtig. Oft ist gerade die Kombination einer guten Basispflege, einer Creme mit Antibiotika für den Tag und einer Creme mit Vitamin-A-Säure für die Nacht eine gute Lösung. Handelt es sich um schwere Akne, dann sollten vielleicht noch mehr Mittel angewendet werden, wie zum Beispiel orale Antibiotika, die Antibabypille die der Wirkung männlicher Hormone in Ihrem Körper entgegenwirkt und Accutane, ein Vitamin-A-Präparat zum Einnehmen. Accutane sollte man aber nur verwenden, wenn nichts anderes mehr hilft. Es hat unangenehme Nebenwirkungen und macht die Haut sehr trocken, weil es die Talgproduktion so gut wie stilllegt.

Die Behandlung von Akne ist in der Mehrheit der Fälle sehr erfolgreich. Es geht allerdings nicht von heute auf morgen. Für Akne ist nicht nur eine Ursache verantwortlich, und ebenso wenig gibt es eine einfache Lösung.

Herzliche Grüße
Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)