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Probiotika in der Hautpflege: könnten sie wirken?

Jeden Morgen stehen neben den vier Frühstückstellern meiner Kinder auch vier kleine Flaschen Yakult. Nach einer fesselnden Lesung eines Kinderarztes über die positiven Auswirkungen von Probiotika habe ich damit begonnen. Ich fürchte nur, dass das, was eine Flasche Yakult enthält, nicht mit dem vergleichbar ist, mit dem Wissenschaftler testen. Inzwischen finden meine Kinder das süße Getränk mit lebenden „guten“ Bakterien vor allem sehr lecker. „Wegnehmen“ ist also keine Option!

Ekzeme und Hautbarriere
Weltweit wurden sehr viele Studien zur Wirkung von Probiotika auf die Verdauung und Darmbeschwerden durchgeführt. In den letzten Jahren gibt es immer mehr Hinweise, dass Probiotika auch Hautprobleme wie Akne, Rosazea und Ekzeme lindern könnte. Aus verschiedenen Studien geht beispielsweise hervor, dass die Wahrscheinlichkeit auf ein Ekzem bei Kindern durch die Einnahme von Probiotika in den Wochen rund um die Geburt verringert werden kann. Eine andere Studie zeigt, dass Probiotika die Hautbarriere verbessern und der Haut dabei helfen können, Feuchtigkeit zu speichern. Auch auf dem Gebiet von Anti-Aging scheinen diese sogenannten guten Bakterien eine Rolle zu spielen.

Direkt auf die Haut
Wenn sich schon die Einnahme von Probiotika günstig auf die Haut auswirkt, welchen Effekt würde dann das Auftragen eines solchen Produktes auf die Haut haben?
Sehr einfach ausgedrückt, können Probiotika die schlechten Bakterien „ausschließen“ und die guten hereinlassen. Das ist aus verschiedenen Gründen vorteilhaft: Die guten Bakterien bieten Schutz, töten schlechte Bakterien ab (wie P.acnes) und beruhigen die Haut.

Welche Bakterienstämme sollte man verwenden?
Die Herausforderung besteht darin, dass es nicht eine spezifische „gute“ Bakterienart gibt, die dies alles kann. Wissenschaftler untersuchen immer noch, wie sich die verschiedenen Sorten Probiotika auf die Haut auswirken.

Überlebenschance
Die meisten Kosmetika mit Probiotika, die bereits auf dem Markt sind, enthalten die Ausscheidungen (Fermente) der Bakterien, anstelle der Bakterien selbst. Es ist nämlich so gut wie unmöglich, „lebende“ Bakterien in eine Creme mit Konservierungsmitteln (das sind Stoffe, die Bakterien abtöten und in jeder Creme enthalten sein müssen) zu bewahren. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die Bakterien dann auf der Haut bei all den Einflüssen wie Sonnenlicht und Schmutz noch überleben können. Zweifelhaft ist auch, ob diese Fermenten auch etwas für die Haut tun…

Starker Geruch
Kosmetikprodukte mit lebenden Bakterien lassen sich übrigens leicht erkennen: Sie haben nämlich einen sehr starken Erdgeruch. Genauso wie Sporttaschen riechen, wenn sie eine Woche ungeöffnet liegen gelassen werden. Und doch gibt es Marken, die es sich trauen (Dairyface & The Beauty Chef zum Beispiel). Sie sagen, dass die Kunden den unschönen Geruch in Kauf nehmen, sobald sie die Wirkung des Produktes sehen…

Weitere Studien notwendig
Trotz dieser vielversprechenden Entwicklungen, bleiben noch viele Fragen auf diesem Gebiet unbeantwortet. Ist es besser, eine Creme mit Probiotika aufzutragen als Probiotika mit einem Getränk oder Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen? Und welche Probiotika sind am effektivsten? Was ist die ideale Dosierung und wie sollte man sie dann anwenden? Obwohl ich sehr gern eine schlüssige Antwort darauf geben würde, wurden schlichtweg zu wenige Studien durchgeführt, um ein gutes Urteil fällen und einen guten Rat geben zu können.

Studie Skinwiser
Im Auftrag von Skinwiser haben Studenten der Wageningen University in den Niederlanden letztes Jahr eine orientierende Literaturstudie zu den Auswirkungen von Probiotika auf die Haut durchgeführt. Da man noch so wenig darüber weiß, haben sie in erster Linie die Ursachen verschiedener Hautprobleme (Akne, Ekzeme, Rosazea) sowie die möglichen Stärken von Probiotika untersucht. Im Anschluss wurden Vorhersagen getroffen, welche Arten Probiotika möglicherweise bei einem bestimmten Hautproblem helfen können.

Bei Akne beispielsweise ist ein Übermaß an Propionibacterium acnes (P. acnes) in den Haarfollikeln vorhanden. Das kann Entzündungen verursachen, die zu den erkennbaren Pickeln führen. Wir wissen, dass die Bakterie Staphylococcus epidermidis einen Stoff ausscheidet, der P.acnes abtötet. Es könnte sich darum positiv auf Akne auswirken, diese Bakterie auf der Haut anzuwenden. Solche Hypothesen haben die Studenten aus Wageningen für verschiedene Hauterkrankungen aufgestellt. Den vollständigen Bericht (auf Englisch) sowie die niederländische Zusammenfassung können Sie auf Skinwiser lesen.

Ich werde Sie über den Blog und über Skinwiser auf dem Laufenden halten, sobald mehr über Probiotika in der Hautpflege bekannt ist.

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

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