• Zinkoxid und Titandioxid?

Wie sicher sind Zinkoxid und Titandioxid?

Wenn Sie im Internet nach Informationen über sichere und gute UV-Filter suchen, dann raten Dermatologen eigentlich immer zu Zinkoxid oder Titandioxid. Ich habe jedoch eine etwas andere Meinung zu diesem Thema.

Es ist schon seltsam, dass im Internet Informationen voneinander übernommen werden, ohne die Quellen zu kontrollieren. Es ist verständlich, dass US-amerikanische Dermatologen Zinkoxid und Titandioxid empfehlen, denn dort sind viele gute UV-Filter, die wir hier in Europa verwenden, noch nicht zugelassen. Sonnenschutzprodukte fallen dort unter das Arzneimittelgesetz. Und das bedeutet, dass das Registrieren eines neuen UV-Filters ein kostspieliges und langwieriges Unterfangen ist, das über die Food and Drug Administration (FDA) läuft. Dadurch hinkt das Land mit den UV-Filtern, die verwendet und empfohlen werden, hinterher. Aber hiesige Hautspezialisten sollten es doch wirklich besser wissen.

Wie wirken diese UV-Filter

Zinkoxid und Titandioxid sind mineralische Filter. Sie zählen zu den am häufigsten verwendeten UV-Filtern und verursachen selten allergischen Reaktionen. Sie sind sogenannte Breitspektrum-UV-Filter, d.h. sie schützen vor sowohl vor UVA- als auch UVB-Strahlung. Zinkoxid ist Titandioxid überlegen, denn der Schutzbereich von letzterem deckt nicht das gesamte UV-A-Spektrum ab.

Es sind gute UV-Filter, aber sowohl Zinkoxid als auch Titandioxid machen Ihre Haut wirklich kalkweiß. In ihrer ursprünglichen Form können sie darum nicht eingesetzt werden, es sei denn, der Geisha-Look ist in Mode. Dafür haben Hersteller eine Lösung gefunden: Sie zerschneiden die Wirkstoffe in mikroskopisch kleine Partikel und machen die Creme somit transparenter. Diese Technik wird Nanotechnologie genannt und ist nicht unumstritten.

Was bewirken Nanoteilchen?

Dazu werde ich später mehr schreiben. So viel kann ich aber sagen: Nanoteilchen ist nicht gleich Nanoteilchen. Ihre Wirkung und Sicherheit hängen von Eigenschaften wie der Agglomerationsfähigkeit, der Reaktion im Sonnenlicht wie bspw. der Bildung freier Radikale, der Materialart, der exakten Größe, Gewicht und Form, dem Effekt auf die Zelle und die Fähigkeit des Körpers, sie abzubauen, ab. All diese Eigenschaften bestimmen die Wirkung und den Effekt im Körper. Das lässt sich gut mit einem Regentropfen und einem Sandkorn auf Ihrer Windschutzscheibe vergleichen: Sie haben dieselbe Größe, jedoch eine ganz andere Auswirkung.

Ein anderer wissenswerter Fakt über Titandioxid und Zinkoxid ist, dass sie beide freie Radikale bilden, wenn sie Sonnenlicht ausgesetzt sind. Über diese Nachteile von Zinkoxid (ZnO) und Titandioxid (TiO2) werde ich im Laufe des Textes mehr berichten, so dass Sie selbst entscheiden können, ob Sie sich mit diesen Stoffen eincremen möchten.

Bildung freier Radikale

Zinkoxid und Titandioxid sind bekannte Photokatalysatoren. Das heißt, dass die Stoffe, sobald sie mit Sonnenlicht in Kontakt kommen, freie Radikale bilden können. Und diese freien Radikale können Zell- und DNA-Schäden verursachen. Vor allem, wenn in Ihrer Haut nur unzureichend Antioxidantien vorhanden sind, um diesem entgegenzuwirken. Das gilt sowohl für die „normalen Teilchen“ als auch für die Nanoversion. Es hat den Anschein, dass Titandioxid davon stärker betroffen ist als Zinkoxid. Das Problem lässt sich durch die Verwendung beschichteter („gecoateter“) Zinkoxid- und Titaniumteilchen minimieren. Ein schlauer Hersteller, der seine Produkte up to date hält und dem es nichts ausmacht, etwas mehr für die Inhaltsstoffe auszugeben, wird sich hierfür entscheiden. Für den Konsumenten ist das jedoch nicht immer ersichtlich. Manchmal findet sich auf der Verpackung der Hinweis, dass beschichtete Teilchen verwendet wurden. Sie können es auch beim Hersteller nachfragen.

Dringen Zinkoxid- und Titandioxid-Nanoteilchen in die Haut ein?

Aus mehreren Studien ging hervor, dass beide UV-Filter in Nanoform bei gesunder, unbeschädigter Haut nicht weiter als bis ins Stratum corneum (äußerste Hautschicht) dringen (u.a. diese Studien: 1, 2, 3, 4, 5). Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat gezeigt, dass Titandioxid in Nanoform bis in die Dermis eindringen kann. Nano-Zinkoxid dringt nicht weiter vor als bis in die Epidermis (u.a. diese Studien: 1, 2, 3, 4). Das wurde vor Kurzem noch einmal durch eine Studie bekräftigt, in der Testpersonen fünf Tage lang zweimal täglich eine Creme mit Zinkoxid auf die Haut auftrugen.

Für Toxikologen birgt das Einatmen der Titandioxid- und Zinkoxid-Nanoteilchen das größte Risiko. Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung kann Titandioxid krebserregend sein, wenn es in hohen Dosen eingeatmet wird. Darum ist es besser, keine Sonnensprays oder Sonnenschutzpuder mit diesen Teilchen zu verwenden.

Auswirkungen auf die Umwelt

Mit diesem Thema könnte ich einen ganzen Blog füllen: Die massenhafte Verwendung von Sonnenschutzprodukten ist eine Katastrophe für die Umwelt. Berüchtigt ist beispielsweise Oxybenzon: Dieser UV-Filter hat schon sehr viele Korallen in Pulver verwandelt! Aber auch zu Zinkoxid und Titandioxid lässt sich etwas anmerken und auch in diesem Fall kommt Titandioxid wieder schlechter weg als Zinkoxid. Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt hängen vor allem mit der Tatsache zusammen, dass diese Stoffe freie Radikale bilden können. Vor allem die unbeschichtete Version sorgt dabei für Probleme.

Meine Empfehlung

Meine Schlussfolgerung? Sollten Sie beispielsweise auf fast alle Sonnenschutzprodukte allergisch reagieren (Testen Sie, ob es sich nicht um eine Sonnenallergie handelt), sind mineralische UV-Filter eine gute Wahl. Ich rate in einem solchen Fall zur Verwendung einer Creme auf der Grundlage von Zinkoxid statt Titandioxid.

Lassen Sie sich nichts weismachen: Eine Creme, die durchsichtig oder fast durchsichtig ist, enthält immer Nanoteilchen, auch wenn der Hersteller vorgibt, dass das nicht der Fall ist. Das betrifft schon mal Naturkosmetik und bei US-amerikanischen Produkten ist das sogar erlaubt. Eine solche Creme verursacht aber nicht zwingend Probleme, vor allem beschichtete Zinkoxid-Nanoteilchen nicht. Möchten Sie auf diese Teilchen verzichten, sollten Sie beim Hersteller nachfragen. Im Hinblick auf die Umwelt sollten Sie, wenn Sie in Korallenriffen schwimmen gehen, UV-Schutzkleidung tragen. Jedes bisschen hilft.

Und noch ein letzter Tipp: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Haut genügend Antioxidantien enthält, essen Sie viel Obst und Gemüse und benutzen Sie eine Creme mit Antioxidantien. Damit reduzieren Sie die Wahrscheinlichkeit, dass freie Radikale Hautschäden verursachen.

 

Herzliche Grüße

Jetske Ultee

(Dr. Jetske Ultee – Forschungsärztin kosmetische Dermatologie)

 

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