Publiziert: Vital
Datum: Oktober 2020
Von: Melanie Selitsanos
Pigmentflecken bekommt man nicht nur durch die Sonne, auch Luftverschmutzung soll eine Ursache sein. Wie verhindert man diese lästigen braunen Flecken? Und welche Stoffe können sie aufhellen? Die Zeitschrift Vital ging der Sache auf den Grund und wollte von Dr. Jetske Ultee wissen, wie oft Pigmentflecken nun eigentlich der Grund für einen Termin beim Dermatologen sind.
Klare Aussichten
Bei jedem fünften Termin beim Hautarzt geht es um Pigmentflecken: wie Cremes gegen die braunen Pünktchen helfen, worauf wir beim Anwenden achten sollten – und was Dermatologen tun.
Eines Morgens ist er plötzlich da: Beim Blick in den Spiegel entdecken wir erstmals einen braunen Punkt, der uns zuvor nie aufgefallen ist – und der uns allein aufgrund seines landläufigen Namens „Altersfleck“ gründlich unsympathisch erscheint. Ein unschönes Wort, das der Pigmentstörung nicht gerecht wird, denn sie trifft nicht nur ältere Frauen, deren Haut jahrzehntelang UVStrahlen ausgesetzt war. Auch junge Frauen überraschen die Farbablagerungen etwa durch Hormonschwankungen in der Schwangerschaft, Medikamente oder – neuen Studien zufolge – auch durch erhöhte Dieselabgaswerte in der Luft.
Für uns alle gilt gleichermaßen: Wir möchten die normalerweise harmlosen Pünktchen am liebsten loswerden. „Pigmentflecken sind mit 20 Prozent mittlerweile der häufigste kosmetische Grund für den Besuch eines Hautarztes“, berichtet Dr. Jetske Ultee, Gründerin der niederländischen SkinwiserStiftung, die sich mit Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Kosmetik beschäftigt. Und auch in BeautyRegalen finden wir immer öfter aufhellende Pflegeprodukte.
Harmlos? Aufhellende Cremes früher und heute
Bei der Entwicklung von Texturen gegen Pigmentflecken stehen Kosmetikforscher vor allem vor der Aufgabe, die Balance zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit zu finden: In der Vergangenheit gab es bereits viele Produkte auf dem Markt, die die Haut zwar erfolgreich aufhellten, dafür aber derart aggressiv waren, dass sie sie zugleich stark irritierten – oder sogar unter dem Verdacht standen, Krebs erzeugende Inhaltsstoffe zu enthalten. So wurde etwa Hydrochinon europaweit in frei verkäuflichen Cremes verboten, da es laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung möglicherweise Krebs erzeugt und darüber hinaus Nebenwirkungen wie Ochronose, eine schwarzbraune Verfärbung der Haut, zur Folge haben kann. Dennoch ist die Substanz weiterhin in Bleichcremes afrikanischer Kosmetikhersteller enthalten, deren Produkte noch lange nach dem Verbot auch hierzulande, etwa in Afroshops, erhältlich waren. Zudem verwendeten auch viele große BeautyMarken jahrelang den sekundären Pflanzenstoff ßArbutin, der zum Schutz vor Fressfeinden etwa in Birnenschalen oder Bärentraubenblättern steckt: Durch Stoffwechselprozesse in der Haut kann er Hydrochinon abspalten, sodass er mittlerweile in Europa ebenfalls nicht mehr zugelassen ist.
Vor der Therapie: Hautkrebsvorsorge
In der Regel handelt es sich bei den dunklen Flecken um Pigmentstörungen – da wir aber nicht selbst beurteilen können, ob es nicht doch ein behandlungsbedürftiges Muttermal ist, sollten Sie vor der Behandlung zunächst Ihren Hautarzt befragen: „Auch Sonnenflecken können mit zunehmendem Alter zu erhabenen Malen werden – das kann ein Laie nicht immer unterscheiden“, erklärt Dr. med. Anna Brandenburg, Dermatologin aus Hamburg.
Neue Generation: Produkte, die effektiv, aber auch sanft sind
Zum Glück entdecken Forscher jedes Jahr Hunderte weitere Substanzen, die die Haut aufhellen sollen: Die meisten davon versuchen, in den Pigmentzellen die sogenannte Tyrosinase zu hemmen – ein Enzym, das die farblose Aminosäure Tyrosin in eine Vorstufe des braunen Farbstoffes Melanin umwandelt. Zur Überprüfung von potenziellen Wirkstoffen standen den Wissenschaftlern bislang nur Pilze zur Verfügung, deren Bräunungsmechanismus dem unserer Haut sehr stark ähnelt – dennoch hat sich immer wieder gezeigt, dass vielversprechende Substanzen bei uns Menschen dann doch nicht so gut funktionierten wie bei den Pflanzen.
Vor Kurzem gelang es Kosmetikwissenschaftlern nun erstmals, Tyrosinase im Labor aus menschlichen Zellen in ausreichender Menge zu gewinnen: Mit ihrer Hilfe entwickelten sie Amino-Thiazolyl-Resorcinol (Thiamidol) – ein Wirkstoff, der auf Molekülebene genau in das aktive Zentrum der Tyrosinase passt und so die Enzymaktivität blockiert. Auch Inhaltsstoffe wie die aus Pilzen isolierte Kojisäure, Wurzelextrakte aus dem Maulbeerbaum oder Behensäure aus dem südamerikanischen Pracaxi-Baum funktionieren nach diesem Schema. Vitamin A beschleunigt zudem die Zellteilung, wodurch sich die oberste Hautschicht schneller erneuert. Vitamin C, Papaya-Enzyme, Frucht- und Glykolsäuren tragen die vom Melanin braun gefärbten Hautzellen schneller ab.
Lichtschutz und Geduld: die Schlüssel zur Ebenmäßigkeit
Für jede aufhellende Kosmetik gilt, dass ihre Wirkung erst nach etwa drei Monaten einsetzt – und nur so lange anhält, wie wir das Produkt auch tatsächlich verwenden. Um neuen Flecken vorzubeugen, hilft es, die Haut vor UV-Strahlen zu schützen – also auch bei bewölktem Himmel eine Creme mit hohem Lichtschutz aufzutragen. Und schließlich sollten Frauen, die tagsüber in der Nähe viel befahrener Straßen unterwegs waren, die Haut abends gründlich reinigen – auch wenn sie kein Make-up tragen: So wird verhindert, dass Dieselpartikel über Nacht auf der Haut verbleiben – dann strahlt der Teint ebenmäßig.
Das unternimmt der Arzt
Ein Überblick, welche Anti-Pigmentflecken-Behandlungen beim Dermatologen am besten helfen – da die Haut danach zwei bis drei Monate extrem lichtempfindlich reagiert, ist der beste Zeitpunkt dafür jetzt im Herbst und Winter.
Lasertherapie: Ideal für einzelne Pigmentflecken ist ein hochenergetischer Lichtpuls, der die Farbablagerung in kleinste Teile zersprengt. Der Vorgang regt Immunzellen an, es entsteht eine gewollte Entzündungsreaktion, durch die zerstörte Pigmente abtransportiert werden. Im Anschluss kann die behandelte Partie einige Tage lang brennen oder anschwellen. Diese Therapie wirkt besonders effektiv, sollte aber nur von einem erfahrenen Dermatologen ausgeführt werden, damit keine Verfärbungen oder Narben entstehen. Besonders wichtig ist, dass die behandelte Partie im Anschluss mehrere Wochen lang vor der Sonne geschützt wird.
Chemisches Peeling: Gut für flächige Bereiche sind hochprozentige Frucht, Glykoloder Milchsäuren, die die oberste Hautschicht auflösen, sodass sich darunter eine neue, ebenmäßige Haut bildet. Normalerweise kommt es nur zu einem Kribbeln und leichten Rötungen – damit sich keine Narben bilden, sollte die Behandlung aber ebenfalls nur ein erfahrener Dermatologe ausführen. Auch hier ist konsequenter Schutz vor UVStrahlen im Nachgang entscheidend.