Normalerweise lassen mich all die Skincare-Trends eher kalt, aber einer interessiert mich schon seit einer Weile: Hypochlorous acid (oder auch hypochlorige Säure). Vielleicht haben Sie schon TikTok-Videos gesehen, in denen sich junge Frauen das gegen Pickel ins Gesicht sprühen? Es wird sogar als „gym essential“ bezeichnet: ein Spray, das man nach dem Training auf die Haut sprüht, um Pickel zu verhindern. Was ist Hypochlorous acid genau? Das bewirkt sie für Ihre Haut?
Hypochlorous acid, oder hypochlorige Säure, mag zunächst etwas aggressiv klingen - wahrscheinlich, weil man den Inhaltsstoff auch in Reinigungsmitteln antrifft. Aber wussten Sie, dass wir alle hypochlorige Säure selbst herstellen? Es handelt sich um eine körpereigene Säure, die von unseren weißen Blutkörperchen als Teil des Immunsystems produziert wird. Sie hilft bei der Bekämpfung von Bakterien, Viren und anderen schädlichen Eindringlingen. Und genau das macht diesen Inhaltsstoff für die Hautpflege interessant.
Hypochlorous acid ist eigentlich nichts Neues: Der Inhaltsstoff ist schon seit Jahren für seine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung bekannt. In der Medizin wird hypochlorige Säure daher schon seit Jahrzehnten eingesetzt, vor allem zur Desinfektion und Wundpflege. Aber auch zur Hautregeneration und Narbenpflege wird der Wirkstoff eingesetzt. Gerade während der Corona-Pandemie war hypochlorige Säure als Desinfektionsmittel und antivirales Mittel populär. In jüngster Zeit hat hypochlorige Säure in der Hautpflege viel Aufmerksamkeit erregt.
Hypochlorige Säure (kurz: HOCl) hat mehrere Eigenschaften, die für Menschen mit empfindlicher Haut besonders angenehm sind. Der Inhaltsstoff wirkt beruhigend und kann Rötungen, Juckreiz und Schwellungen lindern. Und da hypochlorige Säure Bakterien abtöten kann, kann der Inhaltsstoff auch bei unreiner Haut helfen. Bei vielen Hautkrankheiten (einschließlich Akne oder Rosacea) besteht ein Ungleichgewicht zwischen guten und schlechten Bakterien. Hypochlorige Säure kann die Zellwände der schädlichen Hautbewohner aufbrechen und sie so an der weiteren Vermehrung hindern. Hypochlorige Säure kann die Haut also auch dabei unterstützen, die Hautbarriere wiederherzustellen und so die Chancen schlechter Bakterien zu verringern. Das macht den Inhaltsstoff auch bei Hautbeschwerden wie Ekzemen oder Irritationen sehr interessant.
Im Gegensatz zu scharfen Desinfektionsmitteln wie Alkohol tötet hypochlorige Säure Bakterien ab, ohne die Schutzschicht der Haut anzugreifen. Daher trocknet sie die Haut nicht aus. Inhaltsstoffe wie Alkohol tun dies: Sie schädigen die Hautbarriere, indem sie die Hautfette auflösen und der Haut Feuchtigkeit entziehen. HOCl ist leicht sauer, wie die Haut selbst, was dazu beiträgt, die Hautbarriere intakt zu halten und sogar Entzündungen zu verringern.
Erwarten Sie übrigens nicht, dass hypochlorige Säure Ihre Haut glatter macht, wie es Fruchtsäuren (AHAs, BHAs, PHAs) tun. Peelings tragen dazu bei, abgestorbene Hautzellen zu lösen und die Zellerneuerung anzuregen, wodurch sie bei Pickeln und feinen Linien wirksam sind. Hypochlorige Säure wirkt tatsächlich anders: Der Inhaltsstoff beruhigt, hilft bei Rötungen und Reizungen und verhindert ein Ungleichgewicht zwischen guten und schlechten Hautbewohnern. Sie können sich also durchaus gegenseitig verstärken.
Worauf Sie achten sollten: Hypochlorige Säure ist ein starkes Oxidationsmittel und kann die Wirkung von Antioxidantien wie Vitamin C verringern. Verwenden Sie diese Produkte daher nicht unmittelbar nacheinander, sondern lassen Sie einige Stunden dazwischen liegen, um die beste Wirkung zu erzielen.
Hypochlorous acid kann Ihre Hautpflegeroutine ergänzen, insbesondere als hautberuhigende und antibakterielle Maßnahme. Wenn Sie unter unruhiger oder unreiner Haut leiden, kombinieren Sie diesen Inhaltsstoff am besten mit weiteren Wirkstoffen wie Salicylsäure oder Azelainsäure, die Pickel, Rötungen und verstopfte Poren bekämpfen. Denn so schön die Eigenschaften auch sein mögen: Akne beispielsweise werden Sie nicht einfach mit hypochloriger Säure allein wegsprühen. Schauen Sie sich immer auch den Rest Ihrer Hautpflegeroutine und Ihren Lebensstil genau an.
Natürlich gibt es noch weitere Wirkstoffe gegen Pickel. So ist Benzoylperoxid eine nachweislich wirksame Aknebehandlung, aber dieses Mittel verursacht auch häufig Reizungen. In einer Studie, die vor einiger Zeit durchgeführt wurde, zeigte Hypochlorous acid (HOCl) ähnliche Ergebnisse bei Akne, allerdings mit weniger Nebenwirkungen. Dennoch sind weitere Forschungen zu HOCl erforderlich, bevor es Benzoylperoxid als Standardbehandlung ersetzen kann.
Hypochlorige Säure wird normalerweise in Sprays, Tonern oder Seren verwendet. Ich denke, eine tolle Anwendung ist ein Bodyspray. Ich möchte schon lange ein Produkt gegen Aknepickel auf den Schultern und dem Rücken entwickeln. Vielleicht mit Hypochlorous acid? Dieser Wirkstoff hat eine wässrige Struktur, wodurch man ihn genauso wie meinen Toner direkt auf die Haut sprühen kann. Mit einem solchen Körperspray kann man die Hautstellen erreichen, an die man nicht so einfach gelangt. Ich werde Sie diesbezüglich natürlich auf dem Laufenden halten.
Zum Schluss noch einige Hinweise zu diesem Inhaltsstoff. Bevor Sie jetzt begeistert eine Flasche Bleichmittel aus Ihrem Putzschrank holen: Bitte tun Sie das Ihrer Haut nicht an! Die in Skincare-Produkten enthaltene hypochlorige Säure ist stark verdünnt. Für eine gute Wirksamkeit sind nur 0,01 % des Inhaltsstoffs nötig. Genauer gesagt: eine Konzentration zwischen 0,005 und 0,02 %. Auch auf den pH-Wert ist zu achten: zwischen 3,5 und 5,5 ist optimal. Ist der pH-Wert zu hoch oder zu niedrig, verändert sich die Lösung und damit auch die Wirkung. Reinigungsmittel enthalten eine viel aggressivere Form Chlor, die Ihrer Haut schaden kann. Machen Sie also keine Selbstversuche, sondern verwenden Sie fertige Hautpflegeprodukte. Haben Sie Erfahrungen mit hypochloriger Säure in Ihrer Hautpflege-Routine? Lassen Sie es mich wissen!
