Shampoo, Duschgel und Handseife haben immer eine gel-artige Struktur. Das funktioniert nämlich besser als ein flüssiges Produkt. Wie wird das gemacht? Mit etwas Salz. Einfachem Speisesalz.
Speisesalz als Verdickungsmittel
Produkte mit einer gel-artigen Substanz bestehen vor allem aus Wasser, waschaktiven Substanzen (um die Haut von Fett und Schmutz zu befreien) und ... einer Prise Salz. Um genau zu sein: Natriumchlorid. Das ist ganz normales Speisesalz. Vor allem die waschaktive Substanz Sodium laureth sulfate verdickt leicht zusammen mit Salz. Das ist auch der Grund, aus dem dieser Stoff so oft in Shampoos und Duschgels enthalten ist. Und auch der milde Reiniger, den ich in
meinem Cleanser verwende, Sodium lauryl glucose carboxylate, wird in Kombination mit Speisesalz gel-artig.
Kügelchen im Wasser
Nicht alle reinigenden Stoffe lassen sich mit einer Prise Salz verdicken. Es funktioniert vor allem bei anionischen waschaktiven Substanzen. Aber wie genau? Dafür müssen wir einen kleinen Ausflug in die Welt der Chemie machen. Wenn man eine solche anionische waschaktive Substanz in Wasser auflöst, entstehen negativ geladene Teilchen. Diese Teilchen werden Anionen genannt. Ein solches Teilchen ähnelt vom Aussehen her einem Streichholz und besteht aus einer Kopfgruppe und einem Rest. Der Rest mag kein Wasser, die Kopfgruppe hingegen schon. Wenn das Wasser genügend solcher Teilchen enthält, „kleben“ die Restgruppen aneinander, so dass nur noch die „Köpfe“ sichtbar sind.
Aneinander gekettete Schlieren bilden das Gel
Wenn man der waschaktiven Substanz und dem Wasser Salz hinzufügt, verändert sich die Ladedichte der waschaktiven Substanz. Die „Köpfe“ der Mizellen verändern dadurch ihre Form: Es sind dann keine Kügelchen mehr, sondern Stäbchen. Man könnte sie auch als eine Art dicke Spaghetti bezeichnen. Wenn man dann die waschaktive Substanz, das Wasser und das Salz mischt, vermischen sich auch die Schlieren. Wie auf einem Teller Spaghetti. Zwei Schlieren lassen sich noch trennen, aber bei zu vielen „Mizellen-Schlieren“ sind sie komplett verworren und lassen sich nicht mehr entwirren. Und das ist genau das, was erreicht werden soll. Die aneinander gekletteten Schlieren verleihen Shampoo, Handseife oder meinem Cleanser die gel-artige Struktur.
Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich das vielleicht etwas schwierig vorstellen können, wie sich die Mizellen bilden und wie das Salz ihre Struktur verändert. Darum habe ich einen Film gedreht, der das veranschaulicht.
Ein Gel ist einfacher als eine Flüssigkeit
Warum verdicken Kosmetikhersteller ihre Produkte eigentlich? Wirken sie sonst nicht? Nein, auch in flüssiger Form wird ein Shampoo Ihre Haare reinigen. Aber es geht viel besser, wenn das Produkt etwas dickflüssiger ist. Sonst würde es Ihnen einfach so durch die Finger direkt in den Abfluss laufen. Das Shampoo lässt sich so auch einfacher auf dem Haar verteilen. Für die reinigende Wirkung ist das Salz nicht notwendig.
Ist Salz nicht schlecht für die Haut?
Trocknet Salz die Haut nicht aus? Nein, nicht wirklich. Um das Produkt gel-artig werden zu lassen, ist nur sehr wenig Salz notwendig. In manch anderen Produkten kann dieser Inhaltsstoff jedoch austrocknend wirken. Zum Beispiel in den Salzshampoos, die Ihrem Haar sehr viel Volumen verleihen sollen. Man kann die Salzkörner fühlen, die darin enthalten sind. Das würde ich nicht zu oft benutzen.