Wer „Retinol“ googelt, sieht sofort, wieviele Skincare-Marken diesen Inhaltsstoff in ihren Produkten verwenden. Ich verstehe das gut, da diese Form von Vitamin A der Haut viele Vorteile bieten kann. Sie kann die Haut straffen, feine Fältchen verringern und Pigmentflecken bekämpfen. Und doch habe ich mich für eine Alternative entschieden, denn Retinol hat auch Nebenwirkungen. Inzwischen machen Gerüchte über ein mögliches Verbot dieses Stoffes in Europa die Runde. Was stimmt davon? Das habe ich für Sie recherchiert.
Was ist Retinol?
Produkte mit Vitamin A sind oft Hautpflegeprodukte, die gegen Hautalterung eingesetzt werden sollen. Es ist wichtig zu wissen, dass mit „Vitamin A“ in der Regel ein Vitamin-A-Derivat gemeint ist. Und davon gibt es eine ganze Menge, sie werden auch Retinoide genannt. Retinol ist eins davon.
Retinol und Akne
Dass Retinoide die Haut verjüngen können, entdeckte der Dermatologe Kligmann in den 80er Jahren zufällig. Er untersuchte die Wirkung eines spezifischen Retinoids gegen Akne: Vitamin-A-Säure (Tretinoin). Tretinoin verringerte tatsächlich Akne, auffällig war jedoch, dass auch die Haut deutlich jünger aussah! Seitdem wurde viel zu den Auswirkungen dieser und anderer Vitamin-A-Derivate wie Retinol geforscht.
Wirkung von Retinol
Was bewirkt Retinol für die Haut? Retinoide verbessern die gesunde Zellteilung. Und sie stimulieren die Bildung von Kollagen (das die Haut festigt) und Elastin (das die Haut elastisch macht). Sie hemmen auch Enzyme, die Kollagen und Elastin abbauen. Dadurch verschwinden und verringern sich Falten. Tretinoin ist dabei ungeschlagen: Es steht inzwischen felsenfest, dass es die Haut bei längerer Anwendung (8 bis 12 Monate) glatter und gleichmäßiger macht. Sie brauchen jetzt nicht sofort in das nächste Geschäft zu gehen, denn Tretinoin ist rezeptpflichtig. Das liegt daran, dass man mit Vitamin-A-Säure vorsichtig umgehen muss: Die Anwendung muss langsam gesteigert werden. Ansonsten drohen Nebenwirkungen im Gesicht wie Hautreizungen, trockene Haut, schuppige Haut und somit langfristig erst recht Hautalterung ...
Retinol in Skincare-Produkten
Kosmetika mit Vitamin-A-Derivaten sind frei erhältlich. Inzwischen sind Retinol sowie eine Menge Vitamin-A-Derivate in verschiedenen Skincare-Produkten enthalten (allesamt Zungenbrecher): Retinylpalmitat, Retinylpropionat, Retinaldehyd, Retinyl retinoate, Hydroxypinacolone retinoate und Retinol. Die Unterschiede, was die Wirksamkeit angeht, sind jedoch groß. Abgesehen von der Wirksamkeit gilt auch für diese Vitamin-A-Produkte, also auch für Retinol, dass Sie die Anwendung immer langsam steigern müssen. Reagiert Ihre Haut gereizt? Verwenden Sie das Produkt dann seltener oder beschließen Sie, dass das Produkt nicht für Ihre Haut geeignet ist.
Was bewirkt Retinol für die Haut? Nicht immer sehr viel ...
Retinol ist mit Abstand das bekannteste Vitamin-A-Derivat. Und Produkte mit Retinol sind unglaublich populär. Von allen Vitamin A-Derivaten, die für Kosmetika geeignet sind, ist Retinol das, was am häufigsten in Studien verwendet wurde. Es hat sich gezeigt, dass Retinol wirklich hautverjüngend wirken kann. Und doch sind retinolhaltige Produkte nicht immer so fantastisch, wie Sie es erwarten würden. Warum ist das so?
Wie viel Retinol braucht man?
Dafür gibt es zwei Gründe. Als Erstes wurden die Studien zu Retinol mit Konzentrationen zwischen 0,4 % und 1 % (oder sogar mehr) durchgeführt. In Deutschland gilt jedoch eine Obergrenze von 0,3 % Retinol in Skincare-Produkten. Es ist daher fraglich, ob Ihr Retinol-Produkt dann noch wirksam ist.
Retinol ist schnell inaktiv.
Der andere wichtige Punkt ist, dass Retinol schnell mit anderen Stoffen reagiert und dann seine Wirkung verliert. Das geschieht, wenn es mit Luft oder (Sonnen-)Licht in Kontakt kommt, aber auch durch Wasser und die Reaktion der Öle, in denen Retinol gelöst ist, mit dem Sauerstoff aus der Luft. Da Retinol schnell an Wirksamkeit verliert, wird in Studien immer mit „frischem“ Retinol gearbeitet. Retinol-haltige Kosmetika, die man in (Online-) Geschäften kaufen kann, wurde im Durchschnitt bereits ein Jahr vorher produziert. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass es in diesen Produkten seine Wirksamkeit bereits verloren hat. Außerdem muss die Verpackung licht- und luftdicht sein, oft ist das jedoch nicht der Fall. Ansonsten verliert eventuell aktives Retinol im Produkt nach dem Öffnen innerhalb weniger Tage doch noch seine Wirksamkeit. Dass Sonnenlicht Retinol inaktiviert, ist übrigens auch der Grund, dass ich rate, eine Retinol-Creme sowieso nicht tagsüber zu benutzen.
Wirkung „verkapseltes“ Retinol
Es gibt Produkte, die „verkapseltes“ Retinol enthalten. Retinol ist dann einigermaßen gegen den Abbau geschützt. Von allen Retinol-Produkten erzielt man mit diesen am ehesten ein Ergebnis. Trotzdem habe ich einige Bedenken. Die notwendige Mindestmenge ist nämlich nie enthalten. Nach einem Jahr bleiben davon 40 % übrig, aber nur im besten Fall, also wenn das verkapselte Retinol in einer guten Formulierung ist, nicht wärmer als Zimmertemperatur bewahrt wurde und komplett sauerstofffrei und vor Licht geschützt bewahrt wurde. Ich würde von Produkten mit Retinol daher absehen, es sei denn, Sie kaufen sie direkt nach der Herstellung und licht- und luftdicht verpackt.
Europäische Sorgen über Retinol
Inzwischen hat es der Stoff Retinol auch auf die Agenda der Europäischen Regierung geschafft. Denn die Europäische Union (EU) hat Bedenken zur Sicherheit von Retinol geäußert. Und das hat zu Verwirrung geführt. Was bedeutet das genau für Produkte, die diesen Wirkstoff enthalten? Ich habe es untersucht.
Vitamin A im Körper
Als Erstes möchte ich auf die
Bedenken der EU zurückkommen. Worauf basieren sie eigentlich? 2016 untersuchten Wissenschaftler des wissenschaftlichen Ausschusses „Verbrauchersicherheit“ Vitamin A. Sie kamen zu dem Schluss, dass Vitamin A in der Regel sicher ist, sie äußerten jedoch Bedenken über die Menge, die Menschen über Pflegeprodukte und Ernährung davon aufnehmen. Vitamin A ist in Nahrungsmitteln wie Fisch, Eiern und Milchprodukten enthalten. 2022 haben diese Experten Ihren Ratschlag überarbeitet und kamen zu dem Schluss, dass das Vitamin sicher ist, aber die Verwendung davon in Kosmetikprodukten auf eine Höchstkonzentration von 0,05 % in Körperlotionen und 0,3 % in anderen Mitteln, die auf der Haut verbleiben, sowie in auszuspülenden/abzuspülenden Mitteln begrenzt werden muss. Neben diesen Begrenzungen schlugen Sie auch einen Warnhinweis auf der Verpackung vor, der Verbraucher mit einem erhöhten Risiko vor einer übermäßigen Einnahme von Vitamin A warnt.
Gefahr?
Bedeutet das, dass Retinol gefährlich ist? Nicht, wenn es richtig angewendet wird. Dieses Verbot ist dazu gedacht, Menschen zu schützen, die möglicherweise zu viel Vitamin A aufnehmen. Aus Studien ging nämlich hervor, dass eine übermäßige Einnahme von Vitamin A zu Osteoporose führen kann. Das ist vor allem für Frauen in den Wechseljahren ein Risiko, die zufällig auch die größte Gruppe der Menschen, die Anti-Aging-Produkte verwenden. Sie sehen schon, das Problem liegt nicht nur bei Retinol-Produkten, sondern bei der gesamten Einnahme von Vitamin A, sowohl über die Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel als auch über Hautpflegeprodukte.
Retinolverbot?
Das Gerücht, dass Retinol in Europa verboten wird, ist also falsch.
Die EU wird jedoch den Einsatz dieses Stoffes in Hautpflegeprodukten begrenzen. Diese neuen Vorschriften haben also auch Folgen für Hersteller solcher Produkte. Sie werden die Formulierungen ihrer Produkte anpassen müssen. Das bedeutet übrigens nicht, dass alle Produkte von heute auf morgen aus den Regalen verschwinden. Es wird eine Übergangsperiode geben, in der bestehende Produkte noch verkauft werden dürfen. 2026 müssen Produkte mit höheren Konzentrationen aus den Regalen verschwunden sein. Retinol-Produkte werden danach immer noch in Europa erhältlich sein, jedoch mit niedrigeren Konzentrationen.
Das beste Vitamin A für Ihr Gesicht
Glücklicherweise gibt es weitere Formen von Vitamin A, die ausgezeichnet auf der Haut wirken, sogar in niedrigeren Dosierungen. Ein Beispiel dafür ist Hydroxypinacolone retinoate, eins der neuesten Vitamin-A-Derivate. Ein einzigartiger Stoff, da er genau wie Tretinoin direkt auf die Rezeptoren der Hautzellen wirkt. Außerdem ist dieser Stoff deutlich stabiler und weniger hautreizend als Retinol. Beim Entwickeln meiner Produkte habe ich mich bewusst für diese Variante entschieden. Ich wollte nämlich sehr gern ein Serum entwickeln, das ein Vitamin-A-Derivat enthält, das wirksam und für viele Menschen geeignet ist, für ältere und dünner werdende Haut geeignet, aber auch bei verstopften Poren, einer groben Hautstruktur und Pigmentflecken. Und auch für sensibelste Haut, sogar bei Rosacea und Akne! Natürlich muss sich das Produkt auch schön weich auf der Haut anfühlen und alle positiven Effekte haben ohne die (hautreizenden) Nebenwirkungen. Und das ist mir mit meinem Vitamin A Serum gelungen.
Dafür habe ich mich entschieden
Für mein Serum habe ich mich für ein mildes, aber wirksames Vitamin-A-Derivat entschieden: Hydroxypinacolone retinoate. Der Einfachheit halber: HPR. Dieser Stoff ist in einer Konzentration zwischen 0,1 % und 0,2 % wirksam. Mein Vitamin A Serum enthält 2 % sogenanntes granaktives Retinoid. Das entspricht 0,2 % HPR. Ich habe auch besonders beruhigende Inhaltsstoffe hinzugefügt. Damit das HPR möglichst lange wirksam bleibt, verpacken wir das Serum in einen licht- und luftdichten Pipettenspender. Damit sich Bakterien nicht vermehren können, ist das Vitamin A Serum wasserfrei.
Anwendung
Das
Vitamin A Serum ist besonders mild und damit auch für sensibelste Haut geeignet. Es ist jedoch ratsam, das empfehle ich auch bei allen anderen Produkten, die Anwendung des Produktes langsam zu steigern. Haben Sie sensible Haut? Verwenden Sie es anfangs ein- oder zweimal pro Woche. Geht es gut? Steigern Sie die Anwendung langsam. Schließlich können Sie das Vitamin A Serum jeden Abend verwenden.
Schwanger und Rosacea?
Verwenden Sie besser keine vitamin-A-haltigen Produkte, wenn Sie schwanger sind oder stillen. Sie sind nicht direkt gefährlich. Vorsorglich wird von Cremes mit rezeptpflichtigen Retinoiden (Tretinoin) offiziell in der Schwangerschaft oder Stillzeit abgeraten. Von frei erhältlichen Kosmetika mit Retinoiden (wie Retinol) wird aus medizinischer Sicht nicht abgeraten, ich würde jedoch kein Risiko eingehen. Haben Sie Rosacea und reagiert Ihre Haut mit Hautreizungen auf ein Retinol-Produkt? Benutzen Sie dann ein anderes Produkt. Eine Creme mit Vitamin C und/oder Hyaluronsäure ist eine Alternative. Das sind auch gute Alternativen für Schwangere und Stillende.
Weitere Wege zu junger Haut
Es gibt auch andere schöne Inhaltsstoffe mit einer vergleichbaren Wirkung wie Retinol, aber mit weniger Nebenwirkungen. Hier sind einige Alternativen:
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Vitamin C: Das ist einer der kosmetischen Inhaltsstoffe, der am besten erforscht ist: Dieses Vitamin verbessert nachgewiesenermaßen die Haut. Ihre Haut braucht Vitamin C, um Kollagen zu bilden. Der Stoff kann jedoch noch mehr Gutes. Er hilft gegen Rötungen und verringert Pickel und Pigmentflecken. Aus Studien ging hervor, dass die Haut nach langanhaltender Verwendung von Vitamin C gleichmäßiger wird und Ihre Festigkeit behält. Hinzu kommt, dass dieses Vitamin ein Antioxidans ist und UV-Schäden begrenzen kann. Ein Booster für Ihre Haut. Die Verwendung von Vitamin C ist jedoch an ein paar Bedingungen geknüpft. Dieser Inhaltsstoff wirkt zum Beispiel am besten in Kombination mit anderen Antioxidantien, wie Vitamin E.
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Hyaluronsäure: Dieser Stoff kommt von Natur aus in der Haut vor. Er verringert auch Falten, jedoch auf andere Art als Vitamin A und C. Er ist ungeschlagen, wenn es darum geht, Feuchtigkeit in der Haut zu binden: Hyaluronsäure füllt in kurzer Zeit Falten auf und macht sie (fast) unsichtbar. Mehr Feuchtigkeit ist außerdem gut für die Hydratisierung und das Volumen Ihrer Haut. Das ist mit zunehmendem Alter praktisch, denn dann wird die körpereigene Hyaluronsäure immer mehr abgebaut. Sollte man Hyaluronsäure dann als Creme, Injektion oder Nahrungsergänzungsmittel nutzen? Alles ist möglich. Es ist nachgewiesen, dass Cremes mit Hyaluronsäure Falten verringern. Hyaluronsäure ist auch in manchen kosmetischen Fillern enthalten. Auch ein Nahrungsergänzungsmittel (120-240 mg Hyaluronsäure pro Tag) kann Krähenfüße verringern. Kleine Anmerkung: Der Effekt ist immer nur vorübergehend. In welcher Form Sie Hyaluronsäure auch verwenden, der Effekt verschwindet, wenn Sie die Anwendung beenden.
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Bakuchiol ist ein natürlicher Inhaltsstoff pflanzlichen Ursprungs, der für sein Vermögen, feine Linien und Falten zu glätten sowie den Teint auszugleichen, bekannt ist. Die Wirkung ist mit der von Retinol vergleichbar, der Stoff reizt die Haut jedoch weniger. Bakuchiol trägt dazu bei, die Kollagenbildung sowie die Zellerneuerung zu stimulieren. Und es hilft, Rötungen zu verringern und Hautreizungen zu lindern.
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Niacinamid: Eine weitere nicht pflanzliche Alternative ist Niacinamid, eine Form von Vitamin B3, die eine vergleichbar positive Wirkung auf die Kollagenbildung und das Verblassen von Pigmentflecken hat. Außerdem trägt Niacinamid zu hydratisierter Haut bei, während Retinol sie ziemlich austrocknen kann.
Quellen:
Folgen Vorschriften der Europäischen Union
Update über Retinol Vorschriften in Europa